Zalando: „Insgesamt liegt die Retourenquote bei etwa 50%“

Mode im Wert von rund 2 Mrd. Euro hat Zalando 2012 verschickt, etwa die Hälfte davon kam wieder zurück. Nach den Umsatzzahlen enthüllte Finanzchef Rubin Ritter jetzt In einem Interview ("Wir sind Online-Spezialisten") auch die Retourenquote:

Zalando2013

"Und um die Diskussionen mal zu beenden, sage ich Ihnen jetzt: Für Zalando insgesamt liegt die Retourenquote bei etwa 50 Prozent."

Die Zalando-Macher zeigten sich zuversichtlich, für 2012 einen (Netto-)Umsatz von 1 Mrd. Euro vermelden zu können. Rückblickend bedauern sie, dass sie nicht gleich von Beginn an stärker in die Vollen gegangen sind.

Zalando hat 2012 nochmals Hunderte von Millionen an frischem Kapital eingesammelt. Die Kapitalgeber bewerteten Zalando zuletzt mit 2,8 Mrd. Euro.

Kürzlich hat Zalando zudem den Luxus-Ableger Emeza als eine Art Net-a-Porter-Klon gestartet.

Nachtrag: Wen interessiert, wie die Alteingesessenen auf die neue Offenheit von Zalando reagieren, sollte sich den Blogpost von Rene Otto ("Eine Blaupause für alle Versandhändler") zu Gemüte führen.

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Kategorien:Samwer Report

1 Antwort

  1. Ich bin ganz ehrlich manchmal überrascht wie wenig Know-How bezgl. der Retourenquoten nach Einzelsortimenten im Distanzhandel besteht.
    Damit meine ich nicht die 50% die Zalando hier nennt (denn die bewegen sich im normalen Rahmen dessen was bei deren Sortimentsmix zu erwarten ist), sondern vielmehr Spekulationen und Meinungen die zalando ja teilweise 70% Retouren „angedichtet“ haben.
    Da merkt man dass im Umfeld der Versandhandelsbranche viele unterwegs sind, die nur sehr wenig Bezug zur Ware und deren relevanten Eckwerte haben und dennoch mit Zahlen um sich werfen.
    Wer jemals die Sortimentseckwerte eines Distanzhändlers „inhaliert“ hat, hätte sich allein durch den Angebotsmix die Retourenquote von zalando relativ gut abschätzen können.
    Das ist insofern schade, da die Retourenquote ein zentraler Bestandteil der Business Modell Bewertung ist und daher eigentlich keine „Black Box“ sein sollte.
    Auch der Umsatz von zalando ist eigentlich kein Hexenwerk, wenn man einige grundlegenden Kennziffern im Distanzhandel/E-Commerce kennt und 1+1 zusammenzählen kann.
    Die ganze Aufregung um zalando ist für mich ein Ausdruck dessen, wie weit weg die Distanzhandels-Branche in Deutschland noch davon entfernt ist den Markt zu machen und zu treiben. Momentan gibt es zwar einige die den Markt machen, aber für den Großteil gilt: Der Markt macht uns („man kann den Internetumsatz ja fast nicht verhindern“)! Auch wenn alle Lobbyverbände immer gerne das Gegenteil behaupten und steigende Internetanteile/Umsätze gerne als proaktive Taten ihrer Mitglieder verkaufen.
    Je mehr über Zalando geschrieben wird, desto Größer das Armutszeugnis für die Branche (was den Erfolg und die Professionalität von Zalando nicht schmälern soll, denn genau dort wird (in vielen Bereichen; aber auch dort gibt es einige Baustellen) richtig gutes Handwerk (!!) abgeliefert).

  2. Respekt. Sollte die RQ tatsächlich bei 50% liegen, ist das ein sehr guter Wert für die wahrscheinlich sehr modelastigen Warenkörbe.

  3. @Christian Martin Danke. Die E-Commerce-Branche lebt eben leider immer noch von ihrer Online- und nicht von ihrer Handelskompetenz. Von der Naivität in Handelsfragen bin auch ich immer wieder erschüttert. Die steht der Online-Naivität des Handels (und seiner Verbände) leider in nichts nach.

  4. @Jochen Krisch: An dieser Stelle sollte man mal fragen welche Verbände denn! Kein einziger Verband kümmert sich tatsächlich um die Belange der Online pure-plays. Die meisten pure-plays sind gar nicht organisiert, was in erster Linie daran liegt, dass kein Verband hier auch nur annähernd versucht auf die Belange dieser Unternehmen einzugehen.
    bitcom: zu IT und Telekommunikationslastig Versucht zwar immer sich an die Spitze der Bewegung zu setzen, wird aber im Grunde nirgendwo im Bereich eCommerce wahrgenommen. Hat im Gründe keine Ahnung was passiert.
    bvh: Der Zusammenschluss der Fußkranken, beschäftigt sich notgedrungen mit dem Thema, wird aber leider vom klassischen Versanhandel dominiert. Die dort vorherrschenden Denkstrukturen in Sachen zalando hat René Otto in seinem Blogpost hervorragend skizziert. Im Vorstand dominieren die Altvorderen aus dem klassischen Versand- und Distanzhandel. Gott sei dank konnte man sich gegen die wachsenden Onlineanteile der letzten Jahre gar nicht wehren und durch die Insolvenzen von Quelle und Neckermann wurde in den letzten drei Jahren rund zwei Mrd Euro Umsatz auf die anderen Händler umverteilt! Das dürfte auch Otto noch ein wenig mehr Zeit für den klassischen Versandhandel verschafft haben.
    HDE: sieht sich als Sprachrohr der stationären Händler. Ist zwar zu der Erkenntnis gekommen, dass das Internet jetzt wohl nicht mehr weg geht, hat aber keinerlei Lösungskompetenz. Hier wird immer noch auf dem Niveau von vor fünf Jahren diskutiert. Ich denke die grundsätzliche Denkweise des HdE und der dort zusammengeschlossenen – vorwiegend stationären – Händlern wird sich erst ändern, wenn die ersten Filialisten in die Insolvenz gehen und die Ladenlokale in den 1a Innenstadtlagen leer stehen oder mit 1-Euro Läden und Restpostenhändlern gefüllt werden. Die Probleme im Buchhandel werden doch im gesamten stationären Handel eher als Ausnahmefall betrachtet. Ich bin gespannt was passiert wenn demnächst größere Modefilialisten aufgrund der online Wettbewerbsintensität aufgeben ( und damit meine ich ausdrücklich nicht nur Zalando allein) . Görtz wankt ja bereits und in den kommenden drei Jahren werden viele andere ebenfalls erhebliche Probleme bekommen.
    Die den Verbänden angeschlossenen Organisationen wie das EHI sind in Sachen e-Commerce leider ein Totalausfall. Dort hat man das Thema nach platzen der ersten Blase willkommenerweise wieder begraben und dümpelt seitdem im luftleeren Raum. Auch aus diesen Bereichen 0 Input für die Mitglieder obwohl das EHI bis Ender der 1990er Jahre hier wirklich gute Arbeit gemacht hat. Leider konzentriert man sich hier vorwiegend auf stationäre Themen wie Logistik, Sicherheit, Ladenbau und Kartenzahlung, dass allerdings sehr erfolgreich und mit richtungsweisender Kompetenz um auch mal was positives zu schreiben.
    Welche Dynamik entstehen könnte, wenn sich die Online-Player zu einem echten Branchenverband zusammmenschließen würden möchte ich hier gar nicht skizzieren. Sicher hätte man ein gutes Sprachrohr und könnte sinnlose Button-Regelungen oder Cookie-Thematiken sinnvoll mit der Politik mitgestalten.
    Ein Blick in die USA gibt mir jedoch einen Hoffnungsschimmer. dort wurde Jeff Bezos vom nationalen Handelsverband geehrt. Jochen Krisch hat dies ja berichtet http://www.excitingcommerce.de/2013/01/us-handelsverband-ehrt-jeff-bezos.html
    Dort ist man uns ja bekanntlich fünf Jahre voraus!

  5. Sorry Christian, aber deine Aussage ist bullshit! Viele Marken die auf Zalando Ware verkaufen klagen über Retourenraten von über 60% und auch bei Versandhändlern wie Otto oder ehemals Neckermann liegen die Retourenraten je nach Sortiment weit über 50% (bis auf 80% in einigen Beteichen). Was soll deine Überheblichkeit?

  6. @Torsten, wobei ich mir nicht sicher bin, ob das an den Marken bzw. am Sortiment oder am Channel liegt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Retouren-Quote im eigenen Marken-Webshop erheblich niedriger war, als beim Verkauf über einen Marktplatz / Portal. Wir lagen im eigenen Shop bei 30% und hatten beim exakt gleichen Sortiment, welches wir bei Neckermann einstellt hatten, tatsächlich 70% und mehr. Otto & Co. haben ja quasi diese „probier’s an und schick’s zurück“ Mentalität erfunden und die Leute, die dort hingehen und dort kaufen, sind eben genau so gestrickt. Im eigenen Markenshop bekommt man offensichtlich doch noch anderes Publikum.

  7. @Torsten Christian spricht ja bewusst vom Mix, ein Mittel von 50% schließt ja nicht aus, dass die Werte in einzelnen Unterkategorien, etc. erheblich höher liegen können.

  8. @Karsten den bvh würde ich in dem Fall sogar etwas in Schutz nehmen, weil die neue Führung da gerade einiges aufarbeitet. Trotzdem steht aber natürlich auch dort die Zukunft des Handels (= seiner Mitglieder) und nicht der Handel der Zukunft im Fokus. Man wird sehen, ob Amazon da jemals preiswürdig wird.
    Man muss aber auch sehen, dass es vom Börsenverein des deutschen Buchhandels über die Möbelverbände bis zu den Verbänden der Textil- und Lederwirtschaft unzählige Verbände gibt. Gerade den Fachverbänden fehlt ein fundiertes Online-Wissen/Bewusstsein. Wenn überhaupt, dann kommt von dort das übliche Trendgewäsch in Form von Beruhigungspillen.
    Vielleicht liegt es aber in der Natur der Sache, dass die Verbände für ihre Mitglieder „in diesen schwierigen Zeiten“ vor allem Trostspender und Sterbebegleiter sein müssen …

  9. Die Zahlen passen alle halbwegs zusammen. Es heißt, 50% der Umsätze kämen nicht aus Deutschland. In fast allen anderen europäischen Ländern ist die übliche Retourenquote deutlich niedriger als in Deutschland. Grob lässt es sich vielleicht so sagen:
    Zalando Deutschland (50%): 60-70%
    Zalando außer Deutschland (50%): 30-40%
    Zalando gesamt: 50%

  10. @phil und torsten: Ihr habt Recht, im Ausland (Europa) hat man mit Mode und Schuhen Retourenquoten zwischen 20% und 30%. Wenn zalando 50% Retourenquote im Durchschnitt veröffentlicht und man ein bisschen rechnen kann, bedeutet das für Deutschland (= 50% vom Umsatz)einen Wert, der den gemunkelten 70% sehr nahe kommt. Und damit ist es extrem schwer, mit den vergleichsweise schmalen Kalkulationen von Markenmode Geld zu verdienen.

  11. Also immer wieder der gleiche Schnack mit Zalando – den Zahlen kann man nicht trauen, bzw. muss man immer das Kleingedruckte lesen. Bei 70% in DE machen sie mal so gar nix besser als Andere…

  12. Na hier sind ja jede Menge „Experten“ unterwegs. ;-)
    Zalando ist und bleibt eine Geldverbrennungsmaschine. Dort geht es nur um radikale Umsatzsteigerung. Das (auch aber nicht nur wegen der horrenden Retourenquote) die Zahlen unterm Strich in leuchtendem Rot erstrahlen, interessiert erstmal keinen, solange weiter Geld reingepumpt wird. Bezüglich der Retourenquote die sicherlich geringeren Zahlen des europäischen Auslands einfach mit zu verrechnen ist ebenso Quatsch, weil der deutsche Markt deutlich größer ist.
    Fazit: Ich würde (natürlich! ohne es genau zu wissen) einiges darauf wetten, dass die reelle Retourenquote um einige Prozentpunkte höher liegt als die kommunizierte.

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