Umbrüche im Buchmarkt: „Words are a growth market”

von Matthias Hell

„The rise
of online bookselling and digital delivery changed (…) the heart of the
publishing supply chain. For the first time in almost 200 years, publishers had
the opportunity to deal directly with their customers. Sadly, it was an
opportunity that few grasped until very recently.

The same
could not be said for businesses like Amazon and Apple. Above product design,
above technology, the real genius of these companies was to realise the thing
that really matters in the online retail space is their relationship with their
customers.”

Chris McVeigh beschäftigt sich im Futurebook-Blog
mit der Frage, was Verlage von Amazon lernen können und erkennt das Schlüsselmoment in der Herstellung und Pflege direkter Kundenbeziehungen. Statt
in die Breite zu gehen, empfiehlt McVeigh dabei den Aufbau geeigneter
vertikaler Vermarktungsplattformen.

Neue Vertriebsmodelle

Social Reading
hat als Trendbegriff weiterhin Hochkonjunktur. Geht es um konkrete, nachhaltigen
Nutzen bietende Umsetzungen, gibt es allerdings noch viel Luft nach oben. Ein
Update zu den Berliner Startups Readmill und dotdotdot liefert hier gute
Beispiele, welche Geschäftsmodelle sich auf dem Social Reading-Prinzip aufbauen
lassen (via Publishing
Perspectives
).

Sobooks: Wenig konkretes gibt es dagegen weiterhin zu dem von Sascha
Lobo Mitte 2012 angekündigten Verlagsexperiment Sobooks
, dafür ein weiteres Ankündigungsinterview
mit Buchreport
:

„Uns stört, dass das E-Book heute nur Buch plus
Digitalisierung ist: Aus Druckerschwärze wurden Pixel, mehr nicht. Wie das Buch
mit dem Netz gekreuzt aussieht, möchten wir mit Sobooks zeigen.“

Inkling: Über die
E-Book-Plattform
Inkling
und ihr Google-freundliches
Vertriebsmodell
haben wir bereits berichtet. Nun startet Inkling in seine
nächste Entwicklungsstufe als freier, cloud-basierter Publishing-Service und
steigert damit nicht nur seine Attraktivität, sondern orientiert sich auch an
zeitgemäßen kollaborativen Schreibeprozessen. (via Paid
Content
)

Sponsorship: Nachdem
Crowdfunding im Publishing-Kontext bereit gang und gäbe ist, setzen die Publizisten
Shel Israel und Robert Scoble für ihr aktuelles Buchprojekt „Age of Context“
auf ein Sponsoren-Modell – mit Erfolg, wie Israels Erfahrungsbericht
zeigt. (via Forbes)

Neue Erzählformen

Storybird: Jeder
ist ein Autor. Nach dieser Devise bietet das Publishing-Startup Storybird eine
Plattform, mit der sich auf einfache Weise Bilderbücher gestalten lassen. Das
Resultat können Nutzer als Print-On-Demand kaufen, aber auch online teilen und
weiterverkaufen. (via Techcrunch)

Discworld: Mit
Discworld hat der englische Schriftsteller Terry Pratchett eine Fantasiewelt
erschaffen, in der neben 39 Pratchett-Romanen mittlerweile auch eine Reihe von
Werken anderer Autoren spielen. Dass ein solcher Erzählkosmos auch bestens für
eine crossmediale Aufbereitung geeignet ist, zeigt die aktuell erschienene App „The
Ankh-Morpork Map“. (via Futurebook)

Struktureller Wandel

Von Spotify lernen:
Content-Curation, Big-Data-Nutzung und offene APIs – der Streaming-Dienst
Spotify hat in der Musikbranche für entscheidende Impulse in der
Post-MP3-Entwicklung gesorgt. Nach Ansicht von Smart
Digits
eignen sich dabei viele der Lektionen von Spotify auch für die
Weiterentwicklung der Buchbranche über das bloße E-Book-Modell hinaus.

Netzwerk-Effekte:
So wie Spotify von Playlists, Empfehlungen und Follower-Listen lebt, sieht der
Autor Baratunde Thurston auch beim E-Reading großes Potenzial in den Beiträgen
der Nutzer zu den jeweiligen Inhalten. Anmerkungen, Zitate und Text-Abwandlungen
trügen zum Entstehen eines gigantischen Netzwerk-Effekts bei, meint Thurston in
einem Beitrag
für Fast Company
:

„There were
more books published in 2011 than ever, due to the democratization of
publishing enabled by technology. Add blogs, texts, and status updates, and
it's clear that words are a growth market (though I grant you that revenue per
word is declining).

Yet we're
doing more than digitizing words and adding tantalizing interfaces. We are
networking them–and the ideas they represent. What excites me most about the
future of reading is the linking, translating, co-creating, and discovering we
have yet to do.”

Buchhandel im Umbruch

Thalia: Keine guten
Nachrichten für Douglas-Neueigner Advent: Auch im Weihnachtsgeschäft 2012 setzte
sich der Umsatzrückgang bei Thalia fort. In den Monaten Oktober bis Dezember
sank der Umsatz der Buchkette um weitere 2,5 Prozent. (Pressemitteilung)

Buch.de: Davon,
die stationären Verluste von Thalia zu kompensieren, ist die Online-Tochter
Buch.de weit entfernt. Im Jahresendquartal „übertraf“ Buch.de mit einem
Umsatzrückgang von 18 Prozent die schwache Performance der Muttergesellschaft
sogar noch. (Pressemitteilung)

Unter der Rubrik Buchlos in die Zukunft
bringen wir jede Woche das Spannendste zu
den strukturellen Umbrüchen in der Buchbranche.

Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Buchhandel

1 Antwort

  1. zu buch.de:
    Umsatzrückgang 80%? – Sind es nicht 18%….
    Matthias, bitte ein wenig realistischer bleiben und nicht in „BILD“ Stil. Danke!

  2. vielen Dank für den Hinweis auf den Zahlendreher. Ich habe den Umsatzrückgang von buch.de sofort auf die richtigen 18 Prozent korrigiert. Eine tendenziöse Berichterstattung lag auf keinem Fall in meinem Interesse.

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