Web-Währungen: Warum Tipjoy für Facebook Sinn macht

Noch ein geschickter Schachzug von Facebook in Sachen Web-Währung: Wie Techcrunch berichtet, hat sich Facebook kürzlich einen der Gründer von Tipjoy ("Simple social payments for great people, causes and content") geangelt, der sehr scharfsinnig analysiert hat:

"When we evaluate why there's been so much hype about payments on
Twitter, and yet so little traction for us (and even far less for our
competitors) it is clear to us that the reason is that a 3rd party
payment service doesn't add enough value.

Tipjoy

We strongly believe that
social payments will work on a social network, provided that they're
done within the platform and not as a 3rd party.

"Simple, social
payments" is *the* philosophy needed to do digital payments right, but
once a service groks that, they need only to implement it on their own."

Tendenziell kann man davon ausgehen, dass in nächster Zeit so manche Online-Plattform, die es sich aufgrund ihres Nutzerzuspruchs leisten kann, auf eigene Währungssysteme umsteigen wird:

"We've been the thought leaders in this space, we see the hype and
excitement, and yet we know very intimately the difficulties in gaining
actual traction.

The only way to get around this is for the platforms
themselves to control payments – then all people wanting to operate on
that platform would have to play along.

We believe that a payments
system directly and officially integrated into social networks such as
Twitter and Facebook will be a huge success."

Wenn man sich ein bisschen mit dem Thema Web-Währungen auseinandersetzt, kommt man sehr schnell zu der Erkenntnis: Das virtuelle "Geld" fließt erst dann so richtig, wenn die ("virtuelle") Web-Währung weitgehend entkoppelt ist von der realen Währung (bzw. dem "echten" Geld).

Das lehren u.a. auch die Erfahrungen aus dem Gaming Bereich (siehe z.B. die Vorträge von Snipclip-Gründer Martin Szugat, zuletzt bei der Webinale ("Virtuelle Güter, reale Umsätze")). Chris Anderson hat es in seinem 'Free'-Kapitel über Nonmonetary Economies so formuliert:

"Online
games typically use two currencies: an attention currency, where
players earn virtual money with their game-play, and real money, which
they can use to buy virtual money if they don't want to take the time
to earn it."

Tipjoy hat wie soviele gut gemeinten Dienste dieser Art diese Entkopplung bei seiner sozialen Währung (Trinkgelder) nicht berücksichtigt, wie man schon der einführenden Kurzbeschreibung bei Techcrunch entnehmen kann:

"Tipjoy, a startup that allowed users to easily collect ‘tips’ from their
readers and fans in the form of small Paypal transfers, is closing up
shop."

Eine soziale Währung mit einer kommerziell ausgerichteten, realen Währung und dann auch noch mit einem Zahlungssystem wie Paypal zu koppeln, hat es dreifach schwer. Genau daran kranken heute auch fast alle sogenannten "Micropayment"-Systeme: Man würde ja gerne etwas geben, aber doch nicht mit dem sauer verdienten, realen Geld. Mit einer sozialen (Dankeschön-)Währung fällt das Geben viel leichter.

So wenig Sinn also Tipjoy mit harten Dollars macht, so viel besser eignen sich die Facebook Credits dafür, die heute schon vornehmlich für (virtuelle) Geschenke genutzt werden.

Man merkt inzwischen, wie Facebook das Thema Web-Währung sehr ernsthaft und forciert angeht und alle wichtigen Facetten abdeckt. Siehe auch die früheren Beiträge dazu:



Kategorien:Facebook

1 Antwort

  1. Das thirdparty Argument ist falsch. Es geht nicht darum wer das macht, sondern das es zwischen allen Beteiligten reibungslos klappt.
    Also in der Webwährungswelt: dass eine Transaktion von facbook zu xing genauso einfach geht wie eine email von hotmail zu gmail. Oder schreiben wir heute elektronsiche Post noch über das AOLmessagingsystem ohne thirdparty.
    Leider sucht facebook mit seinem Kapital an skizzierten sozialen Verbindungen kein universelles System, sondern eine Möglichkeit Geld zu verdienen. Alternative, also frei Austauschformate gibt es einige, ist die Frage ob man erst ein facebook Monopol braucht um dann endlich irgendwann die freie Kommunikation von Werten zu erreichen.

  2. Stimmt, bei der Motivation von Facebook kann man sich nicht sicher sein. Deshalb schreibe ich ja auch immer ganz gerne dazu: „Facebook ist nicht die Zukunft des Web, aber ein hervorragendes Modell dafür.“
    So würde ich es in der jetzigen Phase auch sehen. Die Credits sind die derzeit spannendste Initiative in der Richtung, aber sicherlich nicht die ultimative Lösung. An ein Facebook-Monopol glaube ich nicht. Das Ganze lässt sich ja ziemlich leicht kopieren. Und neben zwei, drei universellen Währungen dürften auch unzählige Spezialwährungen entstehen.
    Mit dem Thirdparty-Argument hast Du recht, aber ich glaube, dass zwei Schritte auf einmal in der jetzigen Phase zuviel sind, und deshalb bin ich erstmal gespannt, wie eine proprietäre Facebook-Lösung aussieht.
    Der Vergleich mit den Mails/Mailsystemen gefällt mir sehr gut :-)

  3. „dass zwei Schritte auf einmal in der jetzigen Phase zuviel sind“
    Ja wahrscheinlich hast Du auch recht, also muss man erst mal durch die Monopolphase mit durch, auch wenn das riskant ist. Aber solange das Ziel klar bleibt;)

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