Pangora-Kongress: Die Branche nach dem Quelle-Schock

Eine Branche im Schock-Zustand?! – Auch wenn das Quelle-Aus durchaus absehbar war, hat doch so gut wie niemand mit einem völligen Kollaps gerechnet. Viel wahrscheinlicher war immer, dass wenigstens die
E-Commerce-Teile verschont bleiben.

Insofern war es spannend zu sehen und zu hören, wie die Branche auf die Quelle-Pleite reagiert. Der Pangora-Kongress bot gestern erstmals Gelegenheit dazu, sich ein umfassendes Stimmungsbild zu verschaffen.

Umsatzseitig wird sich die Quelle-Pleite auf den Online-Handel wohl kaum auswirken. Zu gering waren die echten Quelle Online-Umsätze, zuviel davon war kataloggetrieben. Die Quelle-Pleite ist also für den Versandhandel weitaus umwälzender als für den E-Commerce.

Nichtsdestotrotz ist jedoch zu spüren, wie sehr viele Online-Dienstleister und Agenturen Quelle als Melkkuh vermissen werden. Ausstehende und wegbrechende Umsätze sind ein großes Thema.

Offenbarer denn je werden nun die strukturellen Defizite der deutschen
E-Commerce-Szene
. Agenturen und Dienstleister haben sich in ihren
Angeboten und Dienstleistungen zulange zu sehr auf die großen Versender
kapriziert anstatt Lösungen und Strategien für die zukunftsrelevanten
Online-Player sowie für die Amazons und Ebays zu entwickeln.

Der Schock für die Branche ist deshalb sicherlich heilsam, zeigt sich doch nun deutlicher denn je, dass die Dinos nicht nur bedroht sind, sondern tatsächlich auch (aus)sterben können. Entsprechend hoch bleibt die Gefahr für Neckermann und Otto.

Immerhin scheint Quelle.de zu überleben. Der Otto-Konzern hat wohl am Wochenende ein Angebot abgegeben, das u.a. auch die Website umfasst. Aber für Otto geht es dabei natürlich
mehr um die Markenhoheit als um die Fortführung des Geschäfts.

Wenig substanziell waren auf dem Pangora-Kongress leider die "offiziellen" Stimmen auf dem "Quo Vadis" E-Commerce-Panel. Google, das jedes Jahr Millionen mit Quelle verdiente, wollte sich gar nicht
äußern, die anderen wanden sich. Einzig Jürgen Seitz von United Internet wagte sich hervor und
kritisierte die Quelle E-Commerce-Strategie als im Vergleich zu Otto,
Weltbild & Co zu wenig nachhaltig und zu sprunghaft. (Oder
anders formuliert: Die Werbespendings der anderen Händler flossen und fließen immer noch weitaus verlässlicher.)

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Kategorien:Shopboerse

1 Antwort

  1. Ich fand schade, dass sich die Vertretung von Google eher kaum bis gar nicht zu den Fragestellungen geäußert hat.
    Ein kleiner anderer Einstieg zum Pangora Kongress von mir: http://tinyurl.com/yg3g3vu

  2. Es wurde tatsächlich auch gerne und oft gemutmaßt, dass Otto und neckermann.de vom Aus der Quelle profitieren. Glaube ich aber nicht, weil das weder in Deutschland bei Hach/Oppermann im B2B funktioniert hat noch in Frankreich bei Camif letztes Jahr. Einer prognostizierte, dass Otto die Marke Quelle wegkauft und sterben lassen wird. Damit hätte Otto aber ggf. weniger gewonnen als wenn er sie nach dem Schwab-Vorbild weiterpflegt. Was allerdings auch alles andere als einfach würde.

  3. @MGA sehe ich absolut genauso
    @Michael na immerhin wissen wir jetzt, dass Google http://www.google.de/products auch in Deutschland forciert ;-).

  4. Nur kurz als kleines Mosaiksteinchen, wenn überhaupt: Gestern wurden die Qstores-Betreiber informiert, dass alle QStore-Aktivitäten wegen der aktuellen Entwicklung derzeit pausieren.

  5. „Umsatzseitig wird sich die Quelle-Pleite auf den Online-Handel wohl kaum auswirken. Zu gering waren die echten Quelle Online-Umsätze, zuviel davon war kataloggetrieben.“
    => vielleicht sollte man sich nicht nur von der Presse informieren lassen, sondern mal richtig recherchieren.
    „Einzig Jürgen Seitz von United Internet wagte sich hervor und kritisierte die Quelle E-Commerce-Strategie als im Vergleich zu Otto, Weltbild & Co zu wenig nachhaltig und zu sprunghaft.“ => schon klar, weil Quelle.de nicht jeden Monat 500 T€ bei UIM gelassen hat und irgendwelche überteuerten Preise dauerhaft akzeptiert hat.

  6. @Sven Wer Exciting Commerce kennt, weiß, dass dies keine Presseinfos sind. Wenn es hoch kommt, lagen die echten (also die ausschließlich über das Internet generierten) Quelle Online-Umsätze bei 50% der offiziell ausgewiesenen Werte. Der Rest war katalogabhängig bzw. von Sammelbestellern, etc. erfasst.

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