Vente-Privée senkt Prognose nochmals stark auf 700 Mio. €

Harte Zeiten für die Shoppingclubs, die zunehmend unter dem enormen Konkurrenzdruck leiden ("BuyVIP-Exit: Warum der plötzliche Verkauf an Amazon?"). Zu viele Player balgen sich um zu wenige Marken.

Maximilian Bleyleben hat die zum Teil irrwitzigen Zustände in diesem Marktsegment kürzlich beim BuyVIP-Exit an Amazon geschildert ("Shopping Clubs Kick Off a New Phase").

Marktführer Vente-Privée will sich auf die Macht- und Marktanteils-Spielchen vorerst nicht einlassen – und wird deshalb 2010 kaum noch wachsen:

"Erstmals nach Jahren des hohen zweistelligen Wachstums rechnet das Unternehmen in diesem Jahr nur mit mageren drei Prozent und einem Umsatz von rund 700 Mio. Euro.

Doch Granjon will nichts von Krise wissen und sich schon gar nicht an die Anfang des Jahres prognostizierten 850 Mio. Euro Umsatz erinnern.

Er gibt allerdings auch zu, dass sich die Bedingungen verändert haben. So hätten Markenhersteller angesichts der Wirtschaftskrise in den vergangenen zwei Jahren ihre Produktion zurückgefahren. 

Zugleich sei der Wettbewerb um die sechs bis acht Prozent Restposten der Markenhersteller schärfer geworden."

Ein Umsatzziel von 700 Mio. Euro (2009: 690 Mio. Euro) bedeutet, dass Vente-Privée im französischen Heimatmarkt erstmals einen Umsatzrückgang verzeichnet. Dort machte zuletzt ShowroomPrive enormen Druck – und wurde mit 37 Mio. Euro von Accel Partners belohnt.

Auch in Deuschland bleibt Vente-Privée unter den eigenen Erwartungen. Zuvor schon hatte Brands4Friends sein ehrgeiziges Ziel von 250 Mio. Euro aufgegeben und wird 2010 wohl eher bei der Hälfte landen (2009: ca. 80 Mio. Euro).

Allzu großes Mitleid mit den beteiligten Unternehmen ist allerdings nicht angebracht. Die Copycats (sollten) wissen, worauf sie sich einlassen, und Vente-Privée geht gewohnt souverän mit der Situation um – und kann warten, bis sich der speziell in Europa stark überhitzte Markt etwas bereinigt hat.

Speziell Privalia hat sich jüngst ja extra 70 Mio. Euro geholt, um den Kundenstamm des ein oder anderen schwächelnden Konkurrenten günstig übernehmen zu können. Die Kunden des insolventen Koodos-Clubs hat sich zuletzt Net-a-Porter geschnappt.

Spannend bleibt, wie stark Brands4Friends aus der Krise hervorgeht. Die Exit-Optionen haben sich nach der BuyVIP-Übernahme wieder verbessert, aber eine marktgestaltende Rolle dürfte Brands4Friends wohl eher nicht mehr zufallen.

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Kategorien:Live Shopping, Shopboerse, Vente Privee

1 Antwort

  1. @Jochen Was denkst Du, welcher der Clubs arbeitet profitabel? Ich denke nicht, dass Vente-Privée sich die Sache entspannt anschauen kann, denn imho werden auch die nicht hochprofitabel arbeiten und Umsatzrueckgaenge wird die Kostenstruktur sicherlich schwer verkraften. Und die anderen werden von ihren VCs die etliche Mios investiert haben, heftigst „gepruegelt“ werden, damit sie noch haerter gegen Vente-Privée pushen. Am Ende wird die Frage sein, wer von diesen Shopping-Clubs ueberhaupt eigentstaendig ueberlebt. Aus meiner Sicht sind mal wieder die VCs schuld, die einfach nicht verstehen wollen, dass der Markt auf der Sourcing-Seite begrenzt ist und zuviele Player den kompletten Markt zerstoeren. Es ist mal wieder viel zu viel „dummes“ Geld unterwegs.

  2. @Claus
    Von einem Umsatzrückgang kann man hier aber per se nicht sprechen. ;)

  3. Was sich mir in den Argumentationen noch nie erschlossen hat, ist, warum es Vente-Privée eher schaffen soll als die „CopyCats“. Historisch betrachtet ist das eher unwahrscheinlich. Ein Beispiel – egal welches KFZ jemand fährt, es ist IMMER ein CopyCat. (Nein, der erste Verbrennungsmotor kommt nicht von Benz. Der hatte das auch nur gut kopiert und zum Patent angemeldet.) Achja, Google hat die Netzsuche auch nicht erfunden. Aber wer kennt noch z.B. Hotbot? Oder Altavista?

  4. @Sebastian: Umsatzrueckgang gab es im Heimatmarkt ansonsten faktisch ein Nullwachstum, was fuer ein sich in der Krise befindliche Chemie-Unternehmen sicherlich noch ok ist, fuer einen dynamischen Internet-Player weit mehr als ein Alarmzeichen, denn die Kostenstrukturen sind mit Sicherheit auf das geplante Umsatzwachstum ausgerichtet worden. Aber auch wenn nicht, der Umsatzrueckgang kommt dann naechstes Jahr. Mehr als 8-10% Ueberproduktion gibt es bei den Markenherstellern nicht und damit pruegeln sich immer aggressiver ein ganzes Duzend von Shopping-Clubs, die alle stark wachsen wollen und muessen um die VCs zu begluecken. Nee, nee es ist alles andere als sicher, dass ausgerechnet Vente-Privee uebrig bleibt. Am Ende wuerde ich fast vermuten, dass BuyVIP noch die besten Chancen hat, zu ueberleben. :-)

  5. @Jens Das mit den CopyCats würde ich auch nicht verallgemeinern, aber in diesem Fall ist Vente-Privée der einzige Player, der eine konsequent langfristige Strategie verfolgt und nicht in kurzfristigen Aktionismus verfällt (bzw. verfallen muss).
    @Claus Vente-Privée kann sich das sicherlich ein bis zwei Jahre anschauen. VP war die letzten Jahre profitabel und für einen Modeversender sogar hochprofitabel – und ist so cashflow-positiv, dass es das sicherlich gut durchhalten kann, selbst wenn es ein, zwei Jahre ins Minus geraten sollte (was ich eher nicht glaube)
    Ansonsten: wenn schon jemand schuld sein soll, dann sind es sicherlich nicht die VCs, sondern das System. Es liegt in der Natur der Sache (= des Systems), dass einer Euphoriewelle eine Welle der Ernüchterung folgt. Das kann man jedesmal aufs Neue beklagen, man kann sich aber auch einfach damit abfinden und darauf einstellen :-)

  6. Ok, dann hoffen wir mal, dass Vente-Privee uebrig bleibt. „Das System“ verantwortlich zu machen, ist lustig. Klar, dass jeder Euphorie der Kater folgt, aber meistens ist es eine neue Euphorie. Was gerade bei den Shopping-Clubs und den investierenden VCs passiert, hat es exakt so schon einmal gegeben und waehrend man bei anderen Geschaeftsmodellen sicherlich mit Fantasie einen sehr grossen oder unendlichen Markt sehen kann, braucht man relativ wenig Fantasie, um bei den Shopping-Clubs zu sehen, dass nicht der Markt endlich ist, sondern die Ware. Und deswegen bleibe ich bei „dummem“ Geld. Und ja, Glueckwunsch an alle Unternehmer, die es geschafft haben, eine Idee erfolgreich zu kopieren und diese Story fuer viel Geld an Leute zu verkaufen, die zwar viel Geld, leider aber ueberhaupt keine Ahnung haben.

  7. Sag ich ja, was bei den Shoppingclubs und den investierenden VCs passiert, hat es exakt so schon gegeben – und wird es immer und immer wieder so geben, weil unser Wirtschaftssystem nun mal so funktioniert.
    Solange wir in einer freien Marktwirtschaft leben, wird es solche Hypewellen geben, weil die große Gier regiert und bei bestimmten Themen eben jeder dabei sein will.
    Aber wollen wir stattdessen eine straff organisierte, zentralistische Planwirtschaft, die den dummen Investoren genau sagt, wo sie ihr dummes Geld investieren sollen?
    Also am besten damit abfinden oder Systemkritiker werden :-)

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