Buchlos voran: „Service ist das große Manko im Buchhandel“

von Matthias Hell

Unter dem Motto "Buchlos in die Zukunft: Wie sich der Buchhandel neu erfindet" bringen wir jede Woche das Spannendste zum Strukturwandel in der Buchbranche.

Neue Vertriebsmodelle

PaperC: Während die Crowdinvest-Zusagen für PaperC bei Innovestment in Richtung 100.000 Euro klettern, konnte die nach Berlin umgezogene eBook-Plattform mit dem Wirtschaftsverlag Wiley nun ihre bisher umfangreichste Kooperationsvereinbarung abschließen. (Pressemitteilung)

Bardowl: Download-Plattformen für Audiobooks gibt es mittlerweile zuhauf, an vorderster Stelle die Amazon-Tochter Audible. Ein Streaming-Angebot, wie es Spotify im Musikbereich bietet, fehlte bisher jedoch – was dem Startup Bardowl gute Erfolgsaussichten verleiht. (via Guardian)

1DollarScan: Wenn es die Verlage nicht tun, dann sorgt die Kundennachfrage eben für alternative Lösungen: Der US-Anbieter 1DollarScan digitalisiert Titel, die nicht als eBook verfügbar sind, on demand und bindet sogar Amazon in seine Wertschöpfungskette ein. (via Publishing Perspectives)

Neue Erzählformen

Web Novels: Anlässlich der englischen Ausgabe des Fortsetzungsromans „Apocalypsis“ berichtet Publishing Perspectives darüber, wie der Verlag Bastei Lübbe für sein Format „Web Novel“ konsequent neue Wege geht – von der Textgestaltung über den Vertrieb via Apps bis zur Autorensuche:

„Interestingly, in the case of Apocalypsis the author did not come to the company with the story. Rather, it happened the other way round: the idea for Apocalypsis was conceived in-house by Bastei Entertainment who then sought out an author capable of “interactive storytelling.” After he was hired, Giordano wrote the text in collaboration and in weekly sessions with app programmers and audio designers to ensure a compact and interactive multimedia experience.”

Struktureller Wandel

Amazon (1): In Großbritannien hat der eBook-Absatz von Amazon im ersten Halbjahr 2012 die kombinierten Hardcover- und Paperback-Verkäufe überholt. Wie Amazon mitteilt, seien pro 100 verkaufter Print-Titel 114 eBook-Downloads registriert worden. (Pressemitteilung)

Shades of Grey: Eine wichtige Rolle für den eBook-Boom bei Amazon in UK spielte der Erotik-Bestseller „Shades of Grey“. Auch für den deutschen Markt billigt die Frankfurter Rundschau dem Buch entscheidenden Einfluss zu:

„Der SM-Bestseller „Shades of Grey“ könnte den Strukturwandel in der Buchhandelsbranche nun noch beschleunigen. (…) Ob Buch oder Videorekorder, immer machte die Pornografie neue Technologien populär.“

Amazon (2): Bestseller-Autor Oliver Pötzsch berichtet in einem Interview über den Erfolg seiner „Henkerstochter“-Romane in den USA und welche ausschlaggebende Rolle dabei die Fremdausgaben-Linie Amazon Crossing spielte. (via Buchreport)

Buchhandel im Umbruch

Thalia: Wie der Douglas-Bericht zum dritten Geschäftsquartal aufzeigt, gingen die Umsätze von Thalia in den vergangenen drei Monaten erneut um 4,5 Prozent auf 176,5 Mio. Euro zurück. In den ersten 9 Monaten des Douglas-Geschäftsjahrs häufte Thalia damit beim operativen Ergebnis ein Minus von 20 Mio. Euro an – und liegt auch im Online-Geschäft 9 Prozent unter dem Vorjahresumsatz. (Pressemitteilung). Siehe dazu auch Scheitert Thalia an der Online-Vermarktung?

Service-Manko: Wichtige Hinweise darauf, warum den Buchketten die Kunden davonlaufen, bietet eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Service-Qualität. Demnach lässt der Service bei vielen Buchhändlern zu wünschen übrig. DISQ-Geschäftsführerin Bianco Möller gegenüber Buchreport:

„Der Service kann eine starke Waffe sein, weil sich die stationären Händler damit differenzieren können: Die Beratung kommt im Onlinehandel zu kurz, außerdem können die Leser vor Ort in den Büchern blättern. (Doch hat der) Buchhandel nicht so gut abgeschnitten wie andere von uns untersuchte Branchen. So ist der Kompetenzgrad das große Manko im Buchhandel.“

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Kategorien:Buchhandel

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