Umbrüche im Buchmarkt: „Book discovery online doesn’t work!?“

von Matthias Hell

„Here’s the
main problem with book discovery online: Right now, it doesn’t really work. New
research shows that frequent book buyers visit sites like Pinterest and
Goodreads regularly, but those visits fail to drive actual book purchases.”

Während sich Buchkäufe zunehmend ins Netz verlagerten, sei
das Entdecken und Stöbern vom Aussterben bedroht, meint paidContent („Why online book discovery is broken (and how to
fix it)“). Leider überzeugen die angehängten Vorschläge zur Rettung der
literarischen Entdeckungslust („protect physical bookstores“) nur bedingt, doch
machen sich längst auch andere Akteure ihre Gedanken zur Weiterverbreitung von
Publishing-Inhalten im Netz:

Inkling: Die auf
Ratgeber- und Fachliteratur spezialisierte Publishing-Plattform startet eine „Content
Discovery Platform“: Ab sofort sind sämtliche Inkling-Titel in Gänze
Google-indiziert, können in einem Web-Reader angelesen werden und je nach
Wunsch komplett oder kapitelweise erworben werden. (via paidContent)

Total Boox: Noch
stärker auf das Häppchenprinzip setzt Total Boox. Das in diesem Frühjahr an den
Start gehende Publishing Startup will Kunden exakt den gelesenen Anteil an
einem Buch in Rechnung stellen. Autoren und Verlage erhalten zudem wertvolle
Daten über das Leseverhalten. (via Publishers
Weekly
)

BookScout: Mit
einer Facebook-App für Buchempfehlungen versucht Random House den Anschluss an
das geänderte Kaufverhalten der Kunden zu wahren. BookScout ist
verlagsunabhängig, liefert Lesetipps auf Basis von Likes und Timeline-Einträgen
und ermöglicht auch das Lesen von Vorschautexten sowie den Buchkauf. (via NYT
Media Decoder
)

Netzpolitik.org:
Letztlich ist beim Finden der optimalen Wege zum Leser bzw. der passenden
Vertriebswege aber auch noch vieles im Fluss und funktioniert das
Trial-and-Error Prinzip mit am besten. Diesen Eindruck verstärkt der
Erfahrungsbericht „Wie wir unser Jahrbuch Netzpolitik verschenkten und beinahe
reich wurden“. (via Netzpolitik)

Neue Erzählformen

Quora-Buch: Als
Dankeschön für ihre Top 500 User hat die Q&A-Plattform Quora ein Buch mit den
bisher besten 100 Antworten zusammengestellt. Wie The
Next Web
berichtet, bietet Quota das 400-seitige Werk nun als kostenlosen
PDF-Download an – für Marcel Weiss auf Neunetz
ein guter Hinweisgeber darauf, wie sich die „Strukturen für Bücher und buchähnliche
Produkte in Zukunft von den klassischen Buchverlagsstrukturen unterscheiden
werden“:

„Kein Buchverlag der Welt könnte jemals ein solches Buch über
seine klassischen Wege profitabel selbst erschaffen, weil die Selektion der
Fragen, der Autoren und ihrer Antworten über die Plattform einer eigenen
Dynamik folgen, die verlagsintern nicht imitiert werden kann. Und da reden wir
noch nicht einmal darüber, dieses Buch als kostenfreies PDF anzubieten.“

Swype-Wörterbuch: Eigentlich
ist Swype nur eine Eingabehilfe für Smartphone-Nutzer. Doch die steigende
Anzahl der in keinem Nachschlagewerk verzeichneten Begriffe führte dazu, dass
Swype nun mit „Living Language“ den Aufbau eines eigenen, kollaborativen Wörterbuchs
startet. (via Heise)

Struktureller Wandel

Selfpublishing: Welche
Dynamik der Selbstverlag im Netz auslöst, zeigt sich unter anderem daran, dass
laut einer aktuellen Umfrage ein Drittel der bereits publizierten englischsprachigen
Autoren damit liebäugelt, ihr nächstes Buch über einen Selfpublishing-Dienst zu
veröffentlichen (via Digital
Book World
). In Deutschland berücksichtigt nun die Leipziger Buchmesse das
Phänomen und vergibt 2013 erstmals den „autoren@leipzig Award“ für
Self-Publisher. (via Buchmarkt)

Amazon baut sein
Verlagsportfolio weiter aus: Der neu vorgestellte Kinderbuchverlag Two Lions
sowie das neue Jugendliteratur-Imprint Skyscape sollen auch Bestandteil des
Abo-Dienstes Kindle Freetime Unlimited werden. (via Good
eReader
)

Buchhandel im Umbruch

Thalia:
Erwartungsgemäß schwach ist der Beitrag, den Thalia zur Konzernbilanz von
Douglas für das Geschäftsjahr 2011/12 (PDF)
beisteuert: Ein Umsatzminus von 2,1 Prozent bzw. von 10 Prozent im Online-Geschäft
dürfte maßgeblich für den Fehlbetrag von 110 Mio. Euro verantwortlich sein. Mit
zur Trendwende bei Thalia beitragen soll künftig Markus Schröder: Der ehemalige
Aldi-Manager verantwortet bei der Buchkette ab sofort Einkauf und
Sortimentsmanagement. (via Buchreport)

Stationärer Rückbau:
Die Schließung von jeweils drei Standorten melden in diesen Tagen die
Filialisten Hugendubel (via Börsenblatt)
und Mayersche (via Buchreport).

Unter der Rubrik Buchlos in die Zukunft
bringen wir jede Woche das Spannendste zu
den strukturellen Umbrüchen in der Buchbranche.

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Kategorien:Buchhandel

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