Buch/Handel 2020: Von der Notwendigkeit direkter Verkaufsstrategien

von Matthias Hell

"Ich kann hier vielen Kollegen nur empfehlen, sich die Marketing-Methoden der professionellen Selfpublisher genauer anzuschauen, die uns hier oft Lichtjahre voraus sind."

Direktvertrieb: In den USA experimentieren zunehmend auch Publikumsverlage mit dem direkten Verkauf im Netz. Steffen Meier, Bereichsleiter Online beim Eugen Ulmer Verlag und Sprecher des Arbeitskreises Elektronisches Publizieren (AKEP), empfiehlt im Buchreport-Interview auch deutschen Verlagen, fallweise zu entscheiden, ob sich der Direktvertrieb als probates Mittel eigne:

„Und das kann dieser durchaus sein. Vielleicht wäre es hier auch sinnvoll, diesen Kanal nicht nur als Absatzkanal, sondern auch als Marketinginstrument zu sehen, vor allem, wenn es darum geht, unsere Produkte und Services online sichtbar zu machen.

Und vielleicht sollten Verlage auch einmal in anderen „Währungen“ denken, Reichweite, E-Mail-Adressen oder Profilierungsdaten von Kunden können ja ebenfalls Ziele sein.“

Pubslush: Die auf Buchprojekte spezialisierte Crowdfunding-Site Pubslush unterscheidet sich von anderen Finanzierungsplattformen nicht nur dadurch, dass für Projekte ein Minimal- und ein Maximal-Ziel festgelegt werden kann, sondern unterstützt Autoren auch mit Marketing- und Networking-Möglichkeiten. (via Good eReader)

Andrew Sullivan hat mit der erfolgreichen Etablierung eines Subscriber-Modells für seinen Blog The Daily Dish vorgemacht, dass sich im Netz sehr wohl Inhalte monetarisieren lassen – Relevanz vorausgesetzt. Nun geht der Blogger einen Schritt weiter und startet mit Deep Dish ein ebenfalls subskriptionspflichtiges E-Magazin für journalistische Langform-Texte, Interviews und Literatur. (via Giga OM)

Neue Erzählformen

Personalisierte Bücher: Mit Angeboten wie dem auf personalisierte Kinderbücher spezialisierten Put Me in the Story ist Sourcebooks einer der Vorreiter im Segment für individuell angepasste Bücher und stößt nun auch in andere Buchsegmente vor. Dabei nutzt der Verlag ein findiges Label für die von ihm besetzte kleine, aber lukrative Nische: „supported self-expression“. (via Forbes.)

Discoverability

Amazon hat die bereits im Zuge der Goodreads-Übernahme („Amazon übernimmt Goodreads für bessere Empfehlungen“) angekündigte Einbindung der Lese-Community in sein Kindle-Ökosystem vollzogen (Pressemitteilung). Good eReader hat sich die neuen Funktionen im Detail angeschaut und beschreibt die sich bietenden Möglichkeiten.

Stumblary: Mit Buch-Teasern im Twitter-Format will der neue Empfehlungsdienst Buchentdeckungen ermöglichen. Zum Start setzt Stumblary auf verlinkte Amazon-Reviews, will mittelfristig aber eine eigene nutzergenerierte Datenbank an per Twitter eingereichten Teasern aufbauen. (via Digital Book World)

Describli: Mit der Frage, wie sich Leseentdeckungen im weiten Feld der Selfpublishing-Autoren fördern lassen, beschäftigt sich der neue, nach einer Crowdfunding-Finanzierung suchende Discoverability-Dienst Describli. Mittels kurzer Textproben sollen Autoren innerhalb der Community direkte Beziehungen zu ihren Lesern aufbauen. (via Publishing Perspectives)

Struktureller Wandel

Amazon: Bei konservativen Branchenakteuren stieß Amazon Source („Amazon gibt Vollgas“), das provisionsbasierte Modell zur Einbindung von stationären Buchhändlern in den Kindle-Verkauf, durchwegs auf Ablehnung. Einen erfrischenden Kontrast dazu bietet die Auflistung von „Eight Reasons Indie Bookstores Should Work With Amazon Source“ durch Digital Book World.

Buchhandel im Umbruch

Thalia: Nach dem „Going Private“ von Douglas versorgte Thalia-Chef Henning Kreke die Fachpresse mit ausgewählten Kennzahlen zur Geschäftsentwicklung der Buchkette: Mit einem E-Book-Wachstum im dreistelligen Bereich und einem beschleunigten Filialrückbau sieht Kreke Thalia auf dem richtigen Weg (via Buchreport). Einen Kontrast dazu bietet allerdings die Meldung über neue Shop-in-Shops von Reiseveranstaltern in Thalia-Filialen.

Mayersche: Nach Osiander, Thalia und Hugendubel setzt nun auch der Filialist Mayersche auf die Strategie, das stationäre Buchsortiment mittels Same-Day-Delivery via Fahrradkurier Online-fähig zu machen – zu einem Pauschallieferpreis von 7,90 Euro. (via Börsenblatt)

Unter der Rubrik Buch/Handel 2020 bringen wir jede Woche das Spannendste zu den strukturellen Umbrüchen in der Buchbranche („Buchlos in die Zukunft“).

Die Rubrik gibt es auch als Feed und als E-Mail-Newsletter.

Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Buchhandel

1 Antwort

  1. Danke für die Erwähnung des Direktmarketing-Artikels ;-)

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