Buch/Handel 2020: Lesen mit einem Erfolgserlebnis

„The print book experience won’t improve and the ebook experience will. With the first blush of fascination with “enhancing” ebooks by the insertion of distractions passing and real enhancements (…) bound to become more common, there will become more and more reasons to prefer the digital version.“

Bereits letzte Woche wiesen wir darauf hin, dass viele E-Publishing-Modelle weiterhin von dem tradierten Konzept des Buchs ausgehen („Buch/Handel 2020: Ist das Netz bereits das neue Buch?“). In einem lesenswerten Blogbeitrag macht sich nun Literaturagent Mike Shatzkin Gedanken darüber, wie (im)plausibel es ist, dass das Format Buch auch in zehn Jahren noch seine Bedeutung behält:

Neue Erzählformen

„Es gibt die Sehnsucht der Leser nach Bildern. Sie wollen die Welten sehen, die ich beschreibe. Aber Verfilmungen sind dann in ihrer Verkürzung sehr oft eine Enttäuschung. Film ist nie so komplex wie die literarische Welt, deshalb muss man andere Formen finden, Bücher visuell zu interpretieren. Und da sind Apps fantastisch.“

Bestseller-Autorin Cornelia Funke („Herr der Diebe“) bricht in der Zeit (Printausgabe) eine Lanze für Buch-Apps. Die Schriftstellerin sieht in Apps eine Möglichkeit, Erzählungen über traditionelle Buchformate hinaus auszuweiten.

Social Reading war bis in das vergangene Jahrhundert hinein eines der Grundmuster des Lesens und feiert dank Technologien wie Kindle oder Plattformen wie Medium und Wattpad eine Renaissance im Netz – so Social-Reading-Pionier Bob Stein in einem Gastbeitrag für Buchreport.

Struktureller Wandel

Amazon (1) steht wegen der Demonstration seiner Marktmacht in Verhandlungen mit Buchverlagen – in den USA gegenüber Hachette (via GigaOM), in Deutschland gegenüber Bonnier (via Buchreport) – im Mittelpunkt des Interesses. Kritisch beleuchten das Vorgehen u.a. René Kohl sowie Jeff Bezos Washington Post, wo sogar eine Analogie zur Auseinandersetzung um die Netzneutralität gezogen wird. Verständnis für Amazon äußern dagegen die verlagsunabhängigen Autoren Hugh Howey (Blogbeitrag) und Michael Sullivan (via Digital Book World).

Amazon (2): Als Lektor ist Laurenz Bolliger bei Amazon Deutschland für das E-Short-Format Kindle Singles verantwortlich. Im Buchreport-Interview spricht Bollinger über die Entwicklung des Imprints und die generellen Vorteile elektronischer Kurztexte:

„Die Käufer lesen unterwegs und mobil mit den verschiedensten Geräten, im Flugzeug, Zug oder in der U-Bahn, und zwar mit einem Erfolgserlebnis: Sie können während einer kurzen Fahrt oder noch vor dem Schlafengehen eine schöne, in sich geschlossene Geschichte abschließen.“

Neue Vertriebsmodelle

Scribd bemüht sich um Anschluss im Wettbewerb der Buch-Streaming-Plattformen: Wie Digital Book World berichtet, bietet der Service nun 400.000 Titel und generiert damit mehr Umsatz als der Konkurrent Oyster. Zudem startet Scribd mit Features für Anmerkungen und Social Reading. (via Good eReader)

Upspringer: Das italienische Startup will ab Juni eine Crowdfunding-Plattform für literaturbezogene Projekte aller Art anbieten. Im Buchmesse-Blog spricht die Gründerin von Upspringer über das Veränderungspotenzial von Crowd-Konzepten für Autoren und die Branche.

E-Übersetzungen: Die Schwelle für literarische Übersetzungen wird im E-Publishing deutlich niedriger. Der Guardian beschäftigt sich in einem aktuellen Beitrag mit dem Boom für E-Übersetzungen.

Discoverability

Flipintu: Die Empfehlungs-App Flipintu ist in die offene Betaphase gegangen. Das Börsenblatt hat sich den Service und die genutzten Empfehlungsmechanismen genauer angeschaut.

Watchareadin: Noch ein Goodreads-Klon? Der Selfpublisher und Software-Entwickler Helmut Pöll hat mit Watchareadin eine neue Lese-Community gestartet, die sich vor allem durch die Promotion-Möglichkeiten für Indie-Autoren von der Konkurrenz unterscheidet. (via E-Book-News.de)

The Fussy Librarian: Ein weiterer Newcomer im Bereich Discoverability ist der US-Service The Fussy Librarian. Nutzer können dort detailliert ihre Präferenzen angeben und erhalten entsprechende Leseempfehlungen. (Pressemitteilung)

Mehr zum Thema auch in den K5 Topics („Discoverability im E-Commerce“).

Unter der Rubrik Buch/Handel 2020 bringen wir jede Woche das Spannendste zu den strukturellen Umbrüchen in der Buchbranche („Buchlos in die Zukunft“).

Die Rubrik gibt es auch als Feed und als E-Mail-Newsletter.

Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Buchhandel

1 Antwort

  1. Guter Artikel, was mich allerdings ein klein wenig stört, ist die Tatsache, dass sich bei der Frage nach der Zukunft der Buchbranche immer viel zu selten mit der Entwicklung der Lesegewohnheiten beschäftigt wird.
    Beispiel: Noch vor zwanzig, dreißig Jahren waren wir es gewohnt, lange Sachtexte zu einem bestimmten Thema komplett durchzulesen – und seien sie auch noch so lang und ausführlich. Heute hat sich aber vor allem die junge Generation durch das Internet und damit verbundene Kommunikationsformen (Chat, etc.) daran gewöhnt, nur noch informationsbezogen zu lesen. Wenn wir beim Beispiel des Sachtextes bleiben, heißt das, dass nicht mehr alles auf einmal gelesen wird, sondern dass wir uns viel mehr nur die wirklich wichtigen Infos herauspicken und Absätze, die uns unwichtig erscheinen, einfach überspringen. Wir haben – zumindest denken wir das – zu wenig Zeit um uns wirklich alles durchzulesen. Somit kann man sich vielleicht auch die Frage stellen, ob langfristig Kurzgeschichten beliebter werden als Romane oder dergleichen.

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