PaketButler: Wenn DHL die Zalando-Retouren vor der Tür abholt

Die Logistikbranche hat sich noch nicht von dem Schock mit dem Paketkasten („Der DHL-Paketkasten und die aufgeschreckte Logistikbranche“) erholt, da prescht DHL erneut voran und hat heute mit dem PaketButler („Pakete direkt an Ihre Tür“) den nächsten Frontalangriff auf Deutschlands Wohnungen angekündigt („Der PaketButler – nimmt Pakete an auch wenn niemand zuhause ist“):

paketbutler

„Erwartet der Empfänger ein Paket, bringt er den PaketButler an der Wohnungstür an.

Der DHL Zusteller legt die Sendung in den PaketButler ein und verschließt diesen diebstahlsicher. Verpasste Lieferungen sollen damit auch in Mehrfamilienhäusern bald der Vergangenheit angehören.

Auch Retouren können in Zukunft über den neuen PaketButler abgewickelt werden: Rücksendung einlegen, den Butler schließen und die Abholung per DHL Paket beauftragen.“

Als Branchenbeobachter kann man sich nur wundern, warum sich Hermes und die anderen Paketdienste derzeit so vorführen lassen und dem Marktführer angesichts des explodierenden Versandmarktes („Als selbst der HDE den Hockeystick für den Online-Handel entdeckte“) so wenig entgegenzusetzen haben.

Der Branchenverband der DHL-Konkurrenz hat auf die Marktentwicklungen immerhin schon mal mit einer Umbenennung reagiert („Neuer Name, neues Logo: BIEK zeigt als Bundesverband Paket und Expresslogistik modernes Gesicht“).

Und auch Hermes zeigte sich zuletzt vor allem mit sich selbst beschäftigt („Hermes Geschäftsführung stellt sich neu auf“). Siehe auch Tempo, Tempo: Hermes setzt radikal auf Regional-Logistik

„Wenn der Logistikmarkt explodiert“, heißt die Logistiksession auf der K5 Konferenz kommende Woche in München, in der DHL, neben Amazon aktuell der Markttreiber, Auskunft gibt über die jüngsten Initiativen für den Online-Handel.

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1 Antwort

  1. Nun ja, mit wenig entgegensetzen wäre ich sehr vorsichtig, das ist eine ziemlich oberflächliche Beobachten. DHL spielt gerade das PR-Rockkonzert mit diesen Dingern, meist ist da aber erst mal nicht viel bis nichts dahinter. Auf der anderen Seite wird der gewohnte Service gerade für SME-Händer immer weiter zurück gefahren und die Preise erhöht. Wirklich innovativ ist DHL erst, wenn diese ganzen tollen Sachen der Mehrheit der Händler zur Verfügung stehen und wirklich funktionieren. Bis dahin ist es viel lautes Geschrei.
    Klar, man darf berechtigt fragen, warum das die anderen nicht auch machen, aber was ich so sehe, ist, dass die Hermes und DPDs sehr schnell aufholen.

    • wo sieht man das?

      Mal abgesehen davon, dass der Anspruch gerade der Hermes und DPDs sein müsste, eine Vorreiterrolle zu übernehmen – und DHL vor sich herzutreiben.

      Gerade von Hermes & Co. erwarte ich mir Paketboxen und andere Initiativen, die die Paketannahme zuhause erleichtern.

      • Na, das sieht man z.B. hier:
        https://www.dpd.com/de_privatkunden/#!paket_navigator

        oder hier:

        https://www.myhermes.de/wps/portal/paket/Home/privatkunden/preise/nationaler-versand/gepaeckversand

        oder hier:

        https://gls-group.eu/DE/de/flex-delivery-trailer/

        Das ist vielleicht nicht ganz so marktschreierisch wie diese DHL-Sachen, dafür funktionieren sie halt schon und der Händler kann sie seinen Kunden anbieten.

        Ich teile übrigens Deine Auffassung nicht ganz, dass sich die Carrier nach dem Endkunden richten müssen. Die Händler müssen das tun, die Händler bieten den Lieferservice und die Carrier sind dabei „nur“ Erfüllungsgehilfen. Ich behaupte mal, dem Endkunden ist es komplett egal, mit welchem Carrier er beliefert wird, so lange die Zustellung perfekt klappt.
        Wenn die Carrier Innovationen bringen, müssen sie diese zuerst mal den Händlern verkaufen, bevor sie sie dem Endkunden verkaufen, den losschicken und bezahlen tun die Sendungen immer noch die Händler. Und da ist es ja supertoll, wenn DHL jetzt auch Kurierdienste anbietet, wenn der Händler nicht weiss, wie er diesen Service einfach in seine automatischen Prozesse einbinden kann, wird der Endkunde nichts davon haben.

        Abseits des ganzen Innovations-Gedöns sieht es aber meistens so aus:

        https://twitter.com/hmans/status/509987956111990784

        Und am Ende darf man auch nicht vergessen, dass ja im Paketbereich bis 10kg in D eine massive Wettbewerbsverzerrung stattfindet. Der Staat subventioniert diese „tollen“ Spinnereien von DHL.

      • unter den Beispielen sind viele Pseudoinnovationen und Nice-to-Haves, aber kein einziges, dass das Problem der Paketannahme löst, wenn niemand zuhause ist. Das kann kein Händler lösen. Und da kenne ich bisher nur Beispiele von DHL und unabhängigen Anbietern, die das Problem an der Wurzel (sprich: an der Haustür/Wohnungstür) angehen.

        Davon abgesehen gibts natürlich auch von DHL viel Pseudoinnovatives und Absurdes. Aber darum gehts mir hier nicht.

      • Wieso sind das Pseudo-Innovationen und das was DHL macht nicht? Weder Paketbutler noch Paketbox lösen doch das Zustellproblem für die große Masse der Kunden / Empfänger.
        In einem Mehrfamilienhaus sind die Paketboxen unpraktikabel und beim Paketbutler gibt es überhaupt keine Antwort auf die Frage, wie sich das mit dem Sendungsverlust verhält. So was hängt sich doch in einem einem anonymen Mehrfamilienhaus niemand an die Tür.

        Also lass mal, das sind alles Sachen, die machen PR-Wind, lösen aber kein Problem. Wenn DHL schon innovativ sein will, würde es mich als Kunde freuen, wenn ich, falls nicht zuhause angetroffen, mein Paket im nächsten DHL-Shop abholen könnte und nicht zum 3km entfernten überfüllten Postamt fahren und mich dort 20 Minuten in die Schlange stellen müsste.
        Das wäre Innovation, die sofort ALLEN Empfängern helfen würde. Und genau da ist z.B. Hermes einfach schon ne Ecke weiter. Deren Nachbarschaftsabgabe hilft mir da wesentlich mehr.

      • ob die Paketkästen in der heutigen Form unpraktikabel sind, ist doch gar nicht der Punkt. Mit der Zeit werden bessere Lösungen kommen.

        Aber wo sind (bzw. wo waren lange Zeit) die Unternehmen, die überhaupt an derartigen Lösungen arbeiten? Und warum muss ausgerechnet der Marktführer der erste sein, der sowas einführt? Das hätte genauso gut jeder andere sein können.

        Ich finde es immer schwierig zu diskutieren, wenn jemand von seinen persönlichen Vorlieben ausgeht und aus seiner persönlichen Sicht heraus diskutiert.

        Alle Paketdienste mussten sich bisher mit irgendwelchen Krücken behelfen (von Packstationen bis Paketshops, etc.), wenn sie den Empfänger nicht zuhause angetroffen haben.

        Jetzt ist das Marktvolumen aber groß genug bzw. zu groß, dass man endlich ein paar Übel des Versandmarktes an der Wurzel packen kann/muss. Das ist für mich das eigentlich Gute an solchen Initiativen.

        Und was letztlich bei den Kunden fruchtet, wird man sehen. Ob ein Kunde weiter von Pontius zu Pilatus geschickt werden will oder sein Päckchen nicht doch lieber an die Tür geliefert bekommen will, wird man ja sehen.

      • Naja, ausser Hermes gibt es ja niemanden im Markt, der schon lange B2C macht. DPD und Co. lernen da jetzt erst laufen, das heisst, sie müssen nicht nur das B2C Geschäft überhaupt erst mal lernen und dann sollen sie gleich Innovationsführer sein? Ich glaube, das ist zuviel verlangt.
        Aber Du hast recht, von Hermes muss an das wohl erwarten. Wobei ich glaube, dass Hermes gerade bei der Zustellqualität gar nicht so schlecht ist. Aber das Grundproblem in D steht weiter unten schon:
        Der Konkurrenzkampf wird in D fast ausschliesslich über den Preis ausgetragen und nicht über Service und so kann halt nur der wirklich Innovationen bringen, der sich das subventionieren lässt. Und das ist in D nur einer.

      • Mal abgesehen davon, dass ich den Paketkasten für nicht wirklich innovativ halte, hat er im Idealfall genau den Effekt, dass die Kosten für die Zustellung sinken, weil nicht erst bei x Nachbarn geklingelt werden muss bzw. im Worst Case weitere Zustellversuche und/oder die Rücksendung nötig sind.

  2. Netter PR Gag.

    In den Mehrfamilienhäusern in denen ich gewohnt habe versucht kein Bote ins Haus zu kommen, wenn die Empfängerperson nicht öffnet.

    Und was soll dieser Beutel? Mit dem System ( Lasche durch Tür in Wohnung ) kann ich A) meine Altbautür nicht mehr schliessen und B) mache es Einbrechern leichter reinzukommen.

    Und in dem Stoffbeutel soll dann mein Paket „sicher“ sein?

    Die Idee ist ja wirklich gut und sollte forciert werden aber die Ausführung sollte auch durchdachter sein. Und von Hermes oder DPD habe ich noch nie Innovationen erwartet :-)

    • Sag ich ja. Auch diese Paketbox ist genauso ein Marketing-Gag wie die Drohne. Die Sachen sind nicht zu Ende gedacht (die Boxen sind eh nur für Einfamilienhäuser überhaupt machbar und wer kauft sich nur für DHL für 99 € so ne Box?).
      Ausserdem konzentrieren sie sich ausschliesslich auf den Empfänger. Wie der Händler in die Lage versetzt wird, diese ganzen tollen Dinge überhaupt anzubieten, davon hört und sieht man immer nicht soviel. Man sollte mal beim DHL-Vertrieb anrufen und sagen: Hallo, ich habe 300 Sendungen im Monat, ich möchte gern meinen Kunden Paketbox anbieten oder DHL-Kurier oder DHL-2-Mann etc. und ich möchte dies gern aus meinem Magento oder Shopware-Shop machen. Da bekommt man maximal warme Worte aber wohl noch nicht mal die.

      Und genau an diesem Punkt sind Hermes & DPD einfach schon mal weiter, die hören den SME-Händlern wenigstens noch zu und versuchen pragmatische Lösungen zu finden.

      Ich bleibe dabei, viel Marketing-Gedöns um nichts. Mich interessieren nicht die Blasen, sondern die Sachen, die wirklich einfach umsetzbar sind und die gut funktionieren.

      • Das sehe ich komplett anders. Das Problem der Paketbranche ist doch genau, dass sie sich als Dienstleister für die Händler und nicht als Dienstleister für die Kunden sieht.

        Beides sind nun endlich mal Initiativen, die versuchen ein eklatantes Kundenproblem zu lösen. Dass es nicht die ultimative Lösung ist, ist klar. Aber will die Branche wirklich warten, bis die Amazons oder die Googles diese Themen angehen?

    • welcome back :) Das mit dem „Stoffbeutel“ habe ich mir auch gedacht.

      • Mein Lieblingsargument :) Wenn die Käufer den Paketdienst auswählen könnten, würden sich derartige Innovationen für Paketdienste auch eher lohnen.

        In Deutschland entscheidet aber (fast) immer der Händler, welchen Paketdienst er mit der Zustellung beauftragt. Wenn ich also PaketButler nutzen möchte, kann ich nur bei Händlern bestellen, die mit DHL verschicken. Das verfestigt ein staatlich subventioniertes Quasi-Monopol, statt den Wettbewerb zu fördern.

        Der Wettbewerb läuft in Deutschland weitestgehend über den Preis, nicht über „Empfangsqualität“. Und der Preis ist inzwischen im Durchschnitt zu weit gesenkt worden, um noch flächendeckend guten Service bieten zu können.

        Da helfen auch keine Stoffbeutel, die man an seine Wohnungstür kettet. Da hilft nur mehr Wettbewerb.

  3. Ist DHL da direkt involviert oder „nur“ als Partner? Wird nicht ganz ersichtlich, laut Handelsregister etc aber nicht. Wäre spannend!

    • sie sind in erster Linie Partner, d.h. die Idee ist nicht auf ihrem Mist gewachsen, sie sehen es aber als Teil ihrer Innovationsoffensive.

      Treiber ist die Telekom. Im Rahmen eines ihrer Innovationsworkshops ist die Idee entstanden.

  4. In die Niederlande ist es jetzt möglich. Das Paket innerhalb von 15 Minuten nach empfang wieder mitzugeben an der Postzusteller , er wartet einfach. In den 15 Minuten hatt der Kunde Zeit , die Sachen zu passen

    http://www.dynalogic.eu/en/news-1/try-fit-go

    http://www.twinklemagazine.nl/nieuws/2014/01/meer-online-retailers-komen-met-paskamer-aan-huis/index.xml

  5. Inzwischen arbeitet die Konkurrenz auch an einer Alternative zum DHL Paketkasten. Der Bundesverband der KEP´s hat eigens dazu einen Workshop in Leben gerufen (http://www.open-postal-alliance.de/paketbox-workshop-ii/).

    Nur, wenn ich mir allein diese Art von Pflichtenheft ansehe, dann frage ich mich, ob mit solcher Komplexität Endkundenprobleme tatsächlich gelöst werden können.

    Oder ob es nicht gleich besser ist, Paketkästen vor die Tür zu stellen, in denen die Sendung ohne irgendwelche Technik vom Paketfahrer hineingelegt werden kann. Ähnlich wie beim Briefkasten.

  6. @ ueberform

    Nein , je nach Plannung geht der Bode weiter oder wartet. Den Service kostet 15 EUR pro Paket.

    Und ie vorteile vor dem Verkaufer sind riesig. Er weiss innerhalb einen Tag ob , die Produkte wieder auf Lager sind oder nicht.

  7. Allerdings die Firma bietet für Webshops auch Same Day Delivery , morgens vor 10:30 bestellt den gleichen Tag noch zugestellt.

    Ich bin Niederländer , verzieh mir bitte kleine Rechtschreibefehler. Und wenn heute Abend das Spiel Deutschland – Niederlande läuft , brauche ich jetzt ein Fernseher und nicht morgen

    Und der Niederländische Post bietet jetzt Sonntag Zustellung ohne extra Kosten.

  8. Als Innovation feiern oder als PR-Gag abbügeln? Für beides ließen sich schnell 10 gute Argumente finden. Fakt ist, dass die (Logistik-)Welt ewig gepennt hat, ihr Problem der Zustellung und Retoure überhaupt anzugehen. Der Vorstoß von DHL adelt soweit, dass einer endlich etwas initiiert. Etwas befremdlich ist allerdings das Feiern einer solch halbgaren Idee. Für die Konkurrenz m.M. die Aufforderung zum Tanz, dass bald etwas Klügeres kommt – egal von wem. Bis zu dem Tag ist der Paket-Butler leider die beste Idee. Aber erst nach Holland, wo der Briefträger 2x klingelt:-)

    • Also den diebstahlsicheren Stoffbeutel – muss wohl aus absolut schnittfestem Material bestehen – kann man durchaus als Innovation bezeichnen. Schlau gelöst finde ich, dass niemand Außenstehender erkennen kann ob sich schon ein Paket darin befindet.

      Auch für Einbrecher ein nettes Signal. Paket Butler in die Tür geklemmt = keiner zu Hause.
      Dankeschön!

      • Genauso ist es. Völlig unausgegorene Ideen mit große PR-Rummel in den Markt zu bringen, kann ich nicht als Innovation bezeichnen. Das ist einfach nur Effekt-Hascherei. Klar könnten die anderen jetzt auch viel Zeit und Energie in solchen Schnulli stecken, aber mir würde es schon reichen, wenn DHL es eines Tages schafft, die Fehlzustellungen im nächsten DHL-Stützpunkt (nicht Postamt!!) abgibt, oder Hermes nicht 3 Tage braucht vom Sender zum Empfänger oder alle zusammen auch Sonntag ausliefern würden.
        Das wäre für 90+ % der Empfänger (und nicht nur 1-2% wie bei Paketbox und PaketButler) eine erhebliche Verbesserung und für die Händler super, weil sie dafür nämlich gar nichts machen müssen.

  9. Was in der Diskussion etwas untergeht: Die Zahl der nicht zustellbaren Pakete sollte langfristig sinken, was Lösungen wie den PaketButler unnötig erscheinen lässt: http://neuhandeln.de/logistik-paketbutler-wird-voraussichtlich-100-euro-kosten/

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