Mit dem Börsenprospekt (PDF) kommt nochmal etwas mehr Licht in das Portfolio von Rocket Internet, speziell auch in die E-Commerce-Beteiligungen im Food-, Fashion- und Möbelsegment. So gibt es nun auch erstmals Zahlen für Hellofresh.
Alles Wichtige zu Umsätzen, Bewertungen und Kapital seiner Topbeteiligungen (“Our Proven Winners”) hat Rocket Internet auf dieses eine Chart gepackt:
Neben den luftigen Bewertungen (siehe auch Exchanges #63: Wie gut verkauft sich Rocket Internet?) sind hier vor allem die 205 Mio. Euro bemerkenswert, die bisher schon in Home24 geflossen sind. Siehe auch Home24 veröffentlicht Halbjahreszahlen und Retourenwerte.
Aus dem Fundus des European Founders Fund (“Rocket Internet übernimmt Samwer-Beteiligungen für 255 Mio. €”) führt Rocket Internet Dawanda, Jimdo und Trusted Shops explizit als strategische Beteiligungen auf.
Statt der am 10.9. annoncierten 750 Mio. Euro möchte Rocket Internet nun idealerweise 1,5 Mrd. Euro aus dem Börsengang erlösen (PDF). Siehe auch Samwer Report: Die jüngsten Rocket-Milliarden im Überblick
Rocket Internet vs. Zalando
Spannend ist natürlich die Frage, was passiert, wenn Zalando expandieren würde und der jüngst formierten Global Fashion Group (“Rocket treibt die Bewertung seiner Fashion-Startups auf 2,7 Mrd. €”) in die Quere käme. Zu wem würden die Rocket-Aktionäre dann halten, die auch die Mehrheit an Zalando halten? Im Börsenprospekt (PDF) heißt es:
“While there is currently no direct competition between Zalando and any of our present companies, nothing would prevent Zalando, which is significantly larger than our current e-commerce fashion retail companies, from expanding its operations into markets served or targeted by our other companies.
If this happens, there is no assurance that Oliver Samwer or the Issuer’s existing shareholders, including GFG and affiliates of Kinnevik and Access Industries, or other persons that directly or indirectly hold stakes in both Zalando and us, will place our interests over those of Zalando.”
“There is no assurance”/”Alles ohne Gewähr” ist eine Art Leitmotiv des Verkaufsprospekts, der über weite Strecken realsatirische Züge trägt und mit endlosen Fußnoten versehen ist.
Bis Rocket Internet seine Finanzen und Beteiligungen einigermaßen im Griff hat, will man im unregulierten Markt der Frankfurter Börse notieren. Anschließend möchte Rocket Internet Zalando an den regulierten Markt folgen.
Der Börsengang von Zalando ist für den 1. Oktober geplant, der von Rocket Internet für den 9. Oktober.
Frühere Beiträge zum Thema:
- Hellofresh: Rocket veröffentlicht erstmals Umsatzzahlen
- Zalando und die Highlights aus dem Börsenprospekt
- Extreme #1: Wie Rocket die Spreu vom Weizen trennt
- Exchanges #64: Die Paten des Internets
- Exchanges #63: Wie gut verkauft sich Rocket Internet?
Kategorien:Samwer Report, Shopboerse
Was eine Riesen verarsche der kleinanleger….
Moment. In dem Konstrukt gibt es noch gar keine Kleinanleger, das sind professionelle Investoren und Gründer, die Bescheid wissen müssten. Wenn Kleinanleger wirklich in ein Unternehmen mit noch nicht einmal 100 Mio. € Umsatz zu einer Bewertung von >6 Mrd. € investieren möchten, sind sie nur auf einen großen Reibach aus. Insb. wenn ein “Kleinanleger” nach Artikeln mit sehr gut gewählten Auszügen wie diesem hier immer noch investieren möchte, wurde nicht “verarscht”, sondern hat sich selbst entschieden Lotto zu spielen. Immer schön an die Hoffnung appellieren.
Die Umsätze sind ja super gering für das eingesetzte Kapital. Die 700 Mio die Sie einsammeln wollen reichen aber nicht lange bei der burn Rate von 50 Mio pro Monat. Und dann? Meine Prognose. Erst hoch und dann tief runter weil Kapital aus geht gepaart mit Korrektur der Aktienmärkte die überreif ist,
Ist doch konsistent mit der Verkaufsstory: Die Unternehmen brauchen jetzt eine Wachstumsfinanzierung und werden durch die Skalierung in kurzer Zeit profitabel. Dafür sollten dann auch 14 Monate reichen, da es ja auch noch andere Geldquellen gibt.
Jetzt zieht Rocket den Börsengang sogar vor. Am 2. Oktober geht der Handel los, Offenbar kann man gar nicht mehr abwarten, das Geld einzusammeln und fürchtet vielleicht eine Talfahrt des Dax, Sieht fast aus nach “Kasse machen, solange die Börsenstimmung noch halbwegs gut ist”.
Könnte man behaupten, zumal die Kinnevik-Aktie die Meldung mit einem ordentlichen Abschlag quittiert und nun wieder auf dem Niveau von vor einem Jahr steht (insgesamt keine dramatische Entwicklung, aber auch kein Positivtrend, der ja nach der ach so positiven Entwicklung von Zalando und Rocket Internet hätte passieren MÜSSEN). Allein die Entwicklung von Kinnevik lässt mich böses für die Zukunft befürchten…