Sehr ins Grübeln gebracht hat uns diesen Monat der MyTheresa-Exit an die US-Kaufhauskette Neiman Marcus: Wollten die Gründer damit in erster Linie Kasse machen oder hat MyTheresa unter Neiman Marcus noch weitergehende Perspektiven als bald auch Theresa-Filialen in anderen Metropolen?
Mit 150 Mio. Euro sofort und einem möglichen Nachschlag von jeweils 27,5 Mio. Euro in den Jahren 2015 und 2016 zählt MyTheresa zu den eindrucksvollsten Exits im deutschen Online-Modehandel seit Dress-for-less (“Dress-for-less: Hintergründe und weitere Infos zum Exit”) und Brands4Friends (“Ebay übernimmt Brands4Friends für 150 Mio. Euro”).
Bei Umsätzen von 100 Mio. Euro erreichen aktuell nur die Samwers höhere Bewertungen als die Dealmaker bei Mytheresa.
Was zwei Boutiquebetreiber aus München (“Lodenfrey vs. Theresa: Zwei Nachbarn im Online-Vergleich”) hier in einem wettbewerbsintensiven Online-Umfeld innerhalb weniger Jahre vollbracht haben, verdient allerhöchsten Respekt.
Die Online-Perspektiven für Mytheresa
Ob Mytheresa allerdings künftig noch eine größere Rolle im Online-Markt spielen wird, kann durchaus bezweifelt werden. Denn Neiman Marcus ist bereits seit Jahren in Private Equity Händen und hat erst im letzten Oktober für 6 Mrd. Dollar einmal mehr den Besitzer gewechselt.
Das Unternehmen wird weiter kräftig umgebaut (“Neiman Marcus Group Announces Organizational Changes“) und geht dabei den Weg aller online Verzweifelten und setzt voll auf “Omni-Channel”.
Im Frühjahr hat Neiman Marcus den Einstieg bei Glamour Sales wieder rückgängig gemacht (“Neiman Marcus Sells Stake in Chinese Website. Full-Price Fashions Didn’t Fly With E-Commerce Shoppers There”).
Laut dem gestern veröffentlichten Geschäftsbericht will Neiman Marcus nun im zehnten Jahr auch seine Online-Seiten für Designer einstellen, die zuletzt 83,5 Mio. Dollar (+26%) gemacht haben.
Mytheresa lässt sich mit Neiman Marcus also auf eine unsichere Zukunft ein und ist sichtlich bemüht, den Deal schönzureden („Das gibt uns eine große Gelassenheit“). Dass Mytheresa von Neiman Marcus irgendetwas lernen kann, kann jedenfalls einigermaßen bezweifelt werden, muss die Führung aber auch nur noch bis Ende 2016 kümmern.
Freuen kann sich über den Exit nicht zuletzt auch Stylebop (“Net-a-Porter, Mytheresa, Stylebop und Yoox im Umsatzvergleich”). Man kann gespannt sein, inwiefern die Gründer ihre Chancen nutzen (“Die heißesten Exit-Kandidaten 2014/15 auf der NOAH Konferenz”) und sich im Zweifel einen Partner suchen, der weniger unter Druck steht.
Siehe im Vergleich dazu auch, auf welche Strategie Nordstrom setzt (“Trunk Club: Nordstrom mit Details zur $350 Mio. Übernahme”).
Frühere Beiträge zum Thema:
- Mytheresa soll an US-Kaufhauskette Neiman Marcus gehen
- Net-a-Porter, Mytheresa, Stylebop und Yoox im Umsatzvergleich
- Stylebop stockt das Kapital auf, Mytheresa sucht Investoren
- Lodenfrey vs. Theresa: Zwei Nachbarn im Online-Vergleich
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