Im Modehandel greift die nächste Generation an. Im Grunde kann man Roman Kirsch von Lesara und Tarek Müller von Collins überhaupt nicht miteinander vergleichen – und doch sind sich beide vom Typus her ziemlich ähnlich.
Nicht nur, weil beide mit 26/27 im selben Alter sind, sondern auch, was die Ambitionen, ihre Vernetzung und die unternehmerische Grundeinstellung angeht.
Beide können Menschen für sich einnehmen. Sie können gut mit Kritik umgehen und lassen sich dadurch ihren Drang nach vorn und ihre positive Grundeinstellung nicht nehmen. Zudem zeichnet sie ein Hands-On-Stil aus. Beide drücken aufs Tempo und lösen Probleme, wenn sie auftreten.
Lesara vs. Collins/About You
Auch Lesara und Collins/About You kann man im Grunde nicht miteinander vergleichen – und doch liefern sich die beiden Newcomer gerade einen indirekten Wettstreit, wer den schnellstwachsenden Modeversender aus dem Boden stampfen kann. Siehe die jüngsten Pressemitteilungen: Collins verdreifacht Umsatz vs. Lesara steigert Umsatz um 500% (PDF).
Keines der beiden Unternehmen ist viel länger als 2 Jahre auf dem Markt. Insofern lässt sich heute nur schwer sagen, wo die beiden in 5 Jahren stehen werden.
Beide haben allerdings relative klare Vorstellungen, welche Rolle sie mittelfristig in ihren jeweiligen Märkten spielen wollen – und haben bereits wesentliche Weichen dafür gestellt.
Insofern wird es spannend, die beiden zu verfolgen: Während Collins mit About You stark auf Personalisierung setzt (“About You knackt die 100 Mio. Euro Marke in der Runrate“), will Lesara zum Billigheimer für Trendprodukte werden (“Lesara wächst im 2. Jahr auf 30 Mio. Euro (+500%)“).
Frühere Beiträge zum Thema:
- Lesara wächst im 2. Jahr auf 30 Mio. Euro (+500%)
- About You knackt die 100 Mio. Euro Marke in der Runrate
- Exchanges #103: Der Online-Modemarkt für Markenhersteller
- Exchanges #93: Die Neuordnung des Modemarkts
Kategorien:Shopboerse
P.S. Die Personifizierung in diesem Beitrag soll natürlich nicht implizieren, dass Roman Kirsch und Tarek Müller den Laden jeweils alleine schmeißen :-)
Die Antwort auf die Frage: Keiner von beiden.
An den Protagonisten (und ihren Teams) ist nichts auszusetzen. Roman hatte einen der besten Lehrmeister in Sachen “Visionen verkaufen” und Tarek genießt wohl auch nicht ohne Grund großes Vertrauen in Hamburg.
Aber den Modehandel verändern oder groß beeinflussen? Nehmen wir mal die technische Brille runter und schauen uns die Themen an die wirklich für den Endkunden zählen. Mode wird nicht wegen der Plattform gekauft. Ob die nun personalisiert oder ultra günstige China-Ware hat.
– Kauft jemand den Boss-Anzug bei Zalando weil er bei Zalando angeboten wird oder weil er von Boss ist?
– Kaufe ich eine Hose bei Zara oder H&M weil sie von Zara ist oder weil sie mir gefällt (und einen fairen Preis hat) ?
– Gehe ich in eine Shoppingmall von ECE weil es dort Rolltreppen und Licht gibt oder weil ich ein bestimmtes Produkt möchte?
Zu About You:
AboutYou vs. Amazon. Welchen entscheidenden Vorteil hat About You gegenüber einem Amazon? Praktisch alle bekannten Marken sind auch bei Amazon. Der Versand ist schnell und kostenlos. Die Preise meist die Besten. Die Produktauswahl mindestens genauso groß.
AboutYou vs. Zalando. Auch hier gibt es leider keinen Vorteil. Zalando hat es zwar gegen ein Amazon auch schwer aber immerhin haben sie den Bekannheitsgrad.
AboutYou vs. andere (größere) Mode-Shops. Die Zahlarten sind inzwischen fast identisch. Den klassischen “Inspiration” oder “Online-Magazin” Link findet man praktisch bei allen. Dahinter versteckt sich meistens das Gleiche. Ein paar Bildchen mit etwas Text.
Fazit: Mit dem klassischen Handel wird das in einer Amazon-Welt sehr schwer und alles andere als hochprofitabel. Gegenbeispiele gibt es ja genug wie z.B. ein Zara oder Primark.
Wieso nicht das Online-Only-Zara? Warum nicht das nächste Fashion-QVC? Oder ein Online-Only-H&M?
Zu Lesara:
Im Prinzip ist Lesara ein Verbund aus vielen eBay-Händlern. Man vergleiche die Keywords “Hose” oder “Pulli” – sieht sehr ähnlich aus was einem da angezeigt wird.
Tatsächlich entzieht sich Lesara mit seinen ultrabilligen Preisen und NoNames dem Amazon oder anderweitigen Vergleich. Immer mehr Menschen in Deutschland achten extrem auf den Preis und bevor mich jemand im Kik sieht kaufe ich eben lieber bei Lesara.
Fazit: Geld kann man damit sicherlich machen. Die Konkurrenz ist fragmentiert. Tchibo und Lidl haben ihre werbliche Position als Billigheimer aufgegeben und machen damit Platz für ein Lesara.
Allerdings ist auch hier die Brand noch extrem charakterlos. Ob das besser werden kann solange man nicht einen Produktfokus (Fashion oder Elektro oder Haushalt…) weiß ich nicht.
Wieso also auch hier nicht ein Online-Only-Kik?
Die letzten Fragen sind eigentlich nur retorisch gemeint: Für Brandbuilding ist heute keine Zeit/Geld – wichtig ist der Umsatz, hohe Wachstumsraten und/oder der nächste Exit. Schade eigentlich.
Guter Kommentar, dem kann ich nur zustimmen. About You ist von Techies für Techies. Die kreativste Kuration nützt aber nichts, wenn die Sortimente nicht überzeugen/differenzieren. ‘Einmal alles aus dem (altbackenen) Mutter-Konzern mit ein wenig (bemüht jungem) Eigenem obendrauf’ reicht nicht. Wie will man so einen Wettbewerbsvorteil in der Kundengewinnung und
-Aktivierung ggü. den etablierten Playern erreichen? Ohne diesen Vorteil wird man aber nicht die Jahre Vorsprung der anderen aufholen können und dann geht irgendwann das Geld aus…
Ultrabillige Preise bei Lesara? Sorry, aber das stimmt nicht. Die Preise liegen auf ebay Händler Niveau und viele viele viele Sachen bekommst Du bei Aliexpress billiger.
Daniel, ich meine auch im Vergleich zum klassischen Marken-Modehandel. Ein Langarmshirt für 15,00 Euro ist einfach ultrabillig – sogar im Vergleich zu Zara oder H&M. Den Vergleich mit den eBay Händlern habe ich ja gebracht.
Du beziehst Dich mit dem Kommentar “ultrabillige Preise” aber nicht auf den Modehandel, sondern unter anderem auch auf amazon. Dieselben Waren werden dort aber auch teilweise angeboten, zu besseren Preisen.
Ich verstehe ehrlich nicht, wie man weiterkommunizieren kann, dass das besonders billig ist (wenn man die Höhe des Preises meint), die Qualität ist natürlich ultrabillig.
Ro Waedt hat da schon recht – der Vergleich mit Amazon hinkt ein wenig da dort deutlich mehr basics verkauft werden und die marktplatzhändler ja keine zölle und so weiter bei sich ausschreiben. habe jetzt auch nicht so viele identische produkte gefunden wie ihr beide – aber nur kurz durchgeschaut. Insofern ist der Vergleich mit den H&Ms und C&As dieser Welt zutreffender. Da sind die Preise im schnitt laut meinen kurzen Recherchen 20-30% günstiger für ähnliche Produkte (wenn man es ganz genau machen wollen würde müsste man nun Material etc. mit einbeziehen, hat aber auf den ersten blick vergleichbar ausgeschauen).
hi,
also muss da meinem Vorredner Ro Waedt schon recht geben – mit amazon zu vergleichen ist schwierig da dort vor allem basics verkauft werden und die angebote über den marktplatz von ausländischen zwischenhändlern ja immer den hinweis haben auf zoll, extrakosten etc. – wenn man mal die kategorien vergleicht mit den H&Ms und C&As dieser welt fällt schon auf dass die produkte im schnitt 20-40% günstiger sind bei Lesara. für einen richtigen vergleich müsste man dann wahrscheinlich auch die materialien usw. mit betrachten – hat sich aber auf den ersten blick nicht viel genommen.
Insofern schon günstiger, qualität kann ich nicht bewerten da nicht gekauft, aber wage zu bezweifeln dass es da große unterschiede gibt.
Also gerade bei Mode Amazon ins Feld zu führen, ist sicher nicht glücklich, denn wenn Amazon eines wirklich nicht kann, dann Mode verkaufen. Man kann AboutYou mit Zalando vergleichen, aber gegen Amazon werden sie locker gewinnen. Es würde mich nicht wundern, wenn AboutYou jetzt schon in D mehr Mode verkauft als Amazon.
Was Du schreibst, ist richtig, Mode wird nicht primär gekauft, weil am Shop Zalando oder AboutYou dran steht, sondern weil sie gefällt. Wenn man sie aber so präsentiert, dass genau das bei einem Online-Käufer passiert, dann ist man sicherlich gut dabei. Und da gibt es nun 2 Wege:
1) Entweder man hat ein einzigartiges Angebot ODER
2) Man kennt seine Kunden so gut, dass man sie exakt da abholt, wo sie gerade stehen
Letzteres versuchen AboutYou und Zalando. Revolution ist das sicherlich nicht, aber es ist erfolgreich weil es konsequent umgesetzt wird.
Claus, aber wo unterscheidet sich denn die Präsentation zwischen Amazon, Zalando und About You noch voneinander? Das Produktbild links mit Zoom-Funktion, der Beschreibungstext rechts, Preis und dann noch eine Reihe Cross-Selling. Sogar Videos und eigenes Fotostudio hat Amazon inzwischen. Dass Amazon durchaus in den Vergleich einbezogen werden kann zeigt dieser Artikel gut: http://www.bevh.org/blog/blog-post/2015/03/13/mode-zwischen-amazon-und-zalando-whose-party-now/
Bezüglich Amazon im Modebereich täuscht man sich leicht, das würde ich mal nicht unterschätzen. Nach eigener Aussage ist Amazon der siebtgrößte Fashion-Retailer in Europa und der zweitgrößte Schuhanbieter in Deutschland nach Deichmann.
Die Auflistung der jungen Wilden im Fashion E-Commerce greift zu kurz. Die letzten Entwicklungen bei limango haben überrascht. Hier hat ein Endzwanziger die Führung übernommen.