Der Otto-Konzern findet keinen Ersatz für Benjamin Otto

Wer soll den Otto-Konzern in die Zukunft führen? Die Absage von Benjamin Otto („Exchanges #95: Benjamin vs. Otto“) hat die Familie Otto in arge Nöte gebracht.

Und nachdem sich offenbar kein Ersatz finden ließ, und schon gar keiner in seiner Generation, setzt man nun in letzter Minute – und in guter alter Otto-Manier – doch wieder auf eine politische Lösung.

Der bisherige Konzernchef muss weichen, ob er will oder nicht, damit zumindest der Rest des Clubs der 50-Jährigen weiter am Ruder bleiben kann. Das führt zu schönen Rochaden im Führungskreis, die den Konzern zwar nicht voranbringen, die aber auch niemandem weh tut.

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Von einem Generationswechsel kann jedenfalls keine Rede sein, wenn ein 51-Jähriger die Geschäfte eines 59-Jährigen übernimmt.

Ob dieses „Weiter so“ im Sinne eines Benjamin Otto ist, darf bezweifelt werden, der ja mal “radikalere Weichenstellungen” angekündigt hat, nun aber schon seit einem Jahr von der Bildfläche verschwunden ist („Benjamin Otto wird gestaltender Gesellschafter der Otto Group“).

Für den Otto-Konzern geht das große Stühlerücken 2015/16 also weiter. Amazon und Zalando ziehen weiter davon („Otto muss sich Zalando mit 2,6 Mrd. € gleich doppelt geschlagen geben“). Und im Zuge der Aufräumarbeiten muss man sich erstmal von einer Milliarde Umsatz trennen. Und dann wird man sehen, was in 5 Jahren noch von der Otto-Gruppe übrig ist.

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1 Antwort

  1. Hey Jochen, ich denke, man sollte es mit dem Otto-Bashing nicht übertreiben. Sicher ist dort in den letzten 10 Jahren viel falsch gemacht worden, aber eben auch nicht alles. Genauso wenig, wie bei den Pure-Playern gerade alles richtig gemacht wird, siehe die bemerkenswerte „Talfahrt“ von Rocket, wenn man im Bashing-Vokabular bleiben möchte. Wenn Otto 1-2 Mrd. mehr verballern könnte, sähe das sicher auch anders aus und 51-jährige würde ich pauschal mal nicht zum alten Eisen zählen, sondern eher zu den erfahrenen.
    Ich würde mich im Moment wirklich nicht festlegen wollen, wer eher die Hufe hebt, wenn mal der externe Geldregen aufhört, Rocket oder Otto.
    Wenn Du noch etwas plattes brauchst, Otto hat fast alle großen Versandhändler überlebt. Allein dafür sollte es schon etwas mehr Anerkennung geben. ;-)

    • Die Frage ist immer, welche Perspektive man einnimmt.

      Natürlich kann man Otto an den Gescheiterten messen. Gemessen allerdings an dem, wo der Otto-Konzern heute stehen könnte und – dem eigenen Selbstverständnis nach – auch müsste, ist das Erreichte bestenfalls „ausreichend“. Zalando ist sicherlich das größte Otto-Verdienst der letzten 10 Jahre.

      Und was die Altersfrage angeht, nur zur Einordnung: Metro-Chef Olaf Koch müsste noch 10 Jahre warten, bis er im Otto-Konzern an die Spitze rücken dürfte.

      Dabei hat die Otto-Gruppe eine ganze Reihe 40-Jähriger in den eigenen Reihen, die die Führung übernehmen und den digitalen Wandel gestalten könnten …

      Es ist aber auch nicht alles schlecht in der Otto-Gruppe. Und About You, Project A und vieles andere kommt ja auch nicht zu kurz hier im Blog …

  2. Aber ernsthaft Otto, wie könnt ihr nur so eine Dinosaurier an die Spitze des Konzerns stellen. Nehmt euch doch mal ein Beispiel an eurem Konkurrent Amazon, da ist der Bezos gerade einmal 52 Jahre (ups). Okay, aber bei Google, da ist der komische Schmidt erst… 61 Jahre (ups). Na gut, aber bei Apple, ja da ist der Chef quasi noch ein Baby mit seinen 55 Jahren (hoppla).
    Ganz im ernst Jochen, ob er nun 51 oder 31 Jahre alt ist, spielt überhaupt keine Rolle! Wichtig ist nur, dass er den Wandel der Zeit verstanden hat und den konsequent verfolgt.

    Du schreibst noch, dass der Konzernchef gehen muss, ob er will oder nicht. Woher hast du die Info ? Ich habe bisher immer gelesen, dass er auf eigenen Wunsch gegangen ist.

    Und egal wieviel du über Otto meckerst, es ist absolut anerkennenswert wie gut sich Otto mit seiner Multishopstrategie in den letzten Jahren entwickelt hat.

    • Ich finde auch, eine Personalie an ihrem Alter festzumachen, ist etwas übertrieben. Man muss nicht 35 sein, um für die digitale Transformation geeignet zu sein.
      Zugegeben, Otto hat mit seiner Kommunikations-Strategie dieses Bashing hier auch etwas provoziert, aber was die Digitalisierung und eCommerce angeht, ist Otto nun kein bisschen weniger innovativ als Metro. Ich würde sogar behaupten, unter den Dinos ist Otto noch einer der innovativsten. Vielleicht ist man in München auch zu weit weg, um das genau einschätzen zu können. Vieles sieht man hier in Hamburg einfach anders, weil man näher dran ist. ;-)

      • ach, daher also das Wort „eingenordet“ ;-)

        Es geht mir gar nicht um das Alter, mal abgesehen davon, dass es mit Benjamin Otto einen „jungen“ Kandidaten gab und ein weiterer Otto-Veteran an der Konzernspitze nun wirklich nicht für Aufbruch steht.

        Ein Alexander Birken wird das Konzernerbe sicher ebenso gut verwalten wie ein Hans-Otto Schrader oder die anderen Konzernvorstände. Da muss sich niemand Sorgen machen.

        @Kai

        Hans-Otto Schrader hat in letzter Zeit PR-seitig so ziemlich alles getan, um wie sein Vorstandskollege Rainer Hillebrand und zuvor schon Michael Otto selber auch jenseits der 60 bleiben zu können/zu dürfen. In keinem seiner Interviews ließ er Amtsmüdigkeit durchblicken, eher im Gegenteil (siehe den Abendblatt-Link im Beitrag).

        Was aber wäre passiert, wenn er 5 Jahre verlängern hätte wollen? Der Club der 50-Jährigen wäre zu alt geworden für die Spitzenposition und hätte sich sehr schnell nach Alternativen außerhalb des Otto-Konzerns umgesehen.

        Zuletzt ist dem Otto-Konzern ja schon Timm Homann abhanden gekommen, mit Mitte 40 einer der Jüngeren im Otto-Vorstand, der die Spitze bei Ernstings Family übernommen hat.

        Natürlich kann man sich von all den schönen PR-Märchen (freiwilliger Abgang, Generationswechsel, weltweite Nr. 2 im E-Commerce, etc.) blenden lassen. Man kann sich aber auch seine eigene Meinung bilden. Und ich behaupte ja nicht, dass ich die Wahrheit gepachtet hätte. Ich versuche derlei Entwicklungen nur zu hinterfragen.

        Denn gerade bei Otto ist die PR ja immer zu schön, um wahr zu sein.

  3. Hans-Otto Schrader ist nach Informationen von neuhandeln.de freiwillig gegangen:

    „Der Vorsitzende des Aufsichtsrates der Otto-Gruppe – Michael Otto – hatte Schrader trotz Erreichens der Altersgrenze eine Verlängerung angeboten, die er aber wegen seiner persönlichen Planung nicht angenommen hat.“

    http://neuhandeln.de/otto-gruppe-alexander-birken-wird-neuer-vorstandschef/

    • die offizielle/PR-Variante ist ja hinlänglich bekannt.

      Was dran ist, wissen wir spätestens, wenn Hans-Otto Schrader seinen nächsten Job antritt. Es gibt ja genügend (Handels-)Konzerne, die „transformationserprobte“ Manager brauchen.

      • @ Jochen
        Du bist was Otto angeht mittlerweile aber wirklich extremst verbohrt.
        Was du bei den einen als super PR-Arbeit (Rocket, Zalando und Co.) dargestellst, wird bei den anderen (insbesondere Otto) angeprangert und zerrissen ohne Ende.

        Ich bin mir nicht mehr sicher, ob das gezielte Provokation ist um Aufmerksamkeit auf den Blog und Podcast zu erzeugen oder doch wirklich eine so tiefe (man kann schon fast von Hass sprechen) Abneigung gegen Otto, dass du wirklich nicht mehr objektiv sein kannst.

      • Ich sage immer und immer wieder, dass Otto eine super PR-Arbeit leistet. Die ist – ganz ironiefrei – Weltklasse. Und ich habe höchsten Respekt davor. Aufgabe guter PR ist es ja nicht, die Wahrheit zu vermitteln, sondern einen guten Eindruck zu erzeugen.

        Und wenn ich sage, dass Zalando gute PR-Arbeit leistet, dann ist das genauso gemeint: Auch Zalando blendet die Öffentlichkeit inzwischen extrem gut. Vieles wird kaum noch kritisch hinterfragt. Siehe auch die letzten Exchanges dazu: https://excitingcommerce.de/2016/03/29/exchanges-132-wie-machtig-kannsoll-zalando-werden

        Der Unterschied liegt nur in der Qualität und in der Zukunftsfähigkeit der Unternehmensstrategie. Man kann Otto ja nur wünschen, dass Otto in seinen Stammgeschäften so gut wäre, wie die PR sie malt.

        Ich habe auch absolut keine Abneigung gegen Otto. Otto ist ja im Wesentlichen Opfer der Umstände. Mir macht es einfach Spaß, Dinge zu relativieren, die so offensichtlich Blendwerk sind. Jeder Excomm-Beitrag zu Otto ist ja im Grunde nur eine Antwort auf die entsprechende Pressemitteilung. Die Wahrheit dürfte dann irgendwo in der Mitte liegen.

        Abgesehen davon: Würden Unternehmen der Otto-Gruppe auf der K5 so präsent sein, wenn ich etwas Prinzipielles gegen Otto hätte? Auf der K5 ist die Otto-Gruppe diesmal gleich dreifach vertreten – mit About You, Mytoys und Project A. Eben die Teile von Otto, die auch morgen noch relevant sein können.

  4. Ich sehe es ja, wie so oft, mal wieder etwas differenzierter. Nein, das Alter darf man dem guten Mann nicht vorwerfen. Dann dürfte Jochen ja diesen Blog auch nicht mehr betreiben. Sorry, aber Exciting Commerce und Jahrgang 1967 passt dann auch nicht. ;-)

    Aber seine Vita lässt nichts Gutes ahnen. Dass jemand der die letzten 12 Jahre im Otto-Konzern verbrachte, jetzt zum Digitalisierungs- und Transformations-Biest wird, kann ich mir persönlich nicht vorstellen. Zu tief sitzt da bei mir seit 20 Jahren das Entsetzen, dass sich Otto permanent die Butter vom Brot nehmen lässt. Ich war doch beileibe nicht der Einzige der schon seit Ende der Neunziger wusste, welch große Veränderung dem Handel bevorsteht.

    Ja, About you, Project A und sicherlich ein paar andere Dinge finde ich erstmal gut.

    Bin ich beeindruckt? – nein, denn so richtig viel ist ja immer noch nicht passiert, wenn man deren Möglichkeiten bedenkt. Sie haben doch alles was man im E-Commerce braucht. Dafür ist der bisherige Output einfach zu schwach.

    Aber ja, auch ich bin hier in München recht weit von Hamburg weg. Ob die räumliche Distanz für eine realistische Einschätzung aber hinderlich oder sogar nützlich ist, sollen andere beurteilen.

    BTW: Wäre doch mal ein interessantes Gedankenspiel, wo Otto in fünf Jahren stünde, wenn Oliver Samwer der neue starke Mann wäre.

    • Kurzer Nachtrag: Mit dem schwachen Output im Verhältnis zu den Möglichkeiten, meine ich den Otto-Konzern, nicht About you oder Project A.

    • Das ist nicht wirklich fair. Klar, über die Personalie kann man streiten, aber Du kannst einfach nicht ernsthaft immer die Samwers mit Firmen wie Otto vergleichen. Während die Samwers alles auf die grüne Wiese bauen und sich weder um Altlasten noch um Cash-Flow wirklich sorgen müssen (oder wenigstens mussten), sieht das bei Otto schon anders aus. Stell da mal einen Typen wie Samwer an die Spitze, der hätte sicherlich Drive, aber der müsste den ganzen Laden erst mal komplett plattmachen und das ist schlicht unmöglich. Bei Otto hatten sie schon in verantwortlicher Position den ein oder anderen „Hotshot“, der ist da aber gnadenlos gescheitert trotz riesiger Kompetenzen. Wir sprechen hier mit Recht von digitaler Transformation, während die Samwers nur digitalen Neubau kennen. Das sind 2 verschiedene Paar Schuhe, da die gleichen Maßstäbe für Erfolg anzulegen, halte ich für falsch.

      • Eigentlich sollte man über die Personalie gar nicht streiten. Zumindest ich kann und darf das nicht, da ich den Mann ja nicht beurteilen kann. Vielleicht ist er ja „the special one“. Der Name Samwer ist auch eher stellvertretend für eine Person zu verstehen, die keine Rücksicht auf alte Seilschaften, Wohlfühl-Zonen etc., nimmt oder nehmen muss, sondern das tut was notwendig ist. Bei meinem Kommentar ist das Beispiel Samwer bzw. Personendiskussion, aber auch nur eine Nebenbemerkung.

        Im Kern ging es mir darum, dass Otto als eines der nach wie vor wohl mächtigsten Handelskonzerne, in Relation zu ihren Möglichkeiten seit 20 Jahren im Online-Handel dahindümpelt. Wie gesagt, in Bezug auf Ihre Möglichkeiten.

        BTW: Ich weiss durchaus, dass es beinahe unmöglich ist, einen so großen Laden umzukrempeln. Aber alles andere sind doch nur lebensverlängernde Maßnahmen. Wirkt zumindest für mich als Außenstehenden so. Freue mich aber wirklich sehr, wenn ich es falsch einschätze.

      • Ich glaube, das ist wirklich eine Fehleinschätzung. Wirkliche Wohlfühlzonen gibt es imho bei Otto schon lange nicht mehr viele. Und was die Möglichkeiten angeht, die sind gar nicht so unendlich, jedenfalls nicht, wenn die Gesellschafter (und nicht nur die) erwarten, dass der Laden weiter profitabel läuft.
        Ich gebe Dir recht, als Otto noch Online-Avantgarde war, also bis vielleicht 2003, hätte man wesentlich mutiger sein müssen und Zalando nicht bei einem Umsatz von 30 Mio. zu kaufen, war sicherlich ein Fehler, für den sich nicht nur Otto heute in den Hintern beisst. Aber ich sehe hier, dass an allen Ecken und Enden innovative Projekte aus dem Boden gestampft und auch finanziert werden, im Gegensatz zu vielen Startups allerdings mit eigenem Geld. Vielleicht ist das tatsächlich immer noch zu wenig, aber ich kann den hanseatischen Ansatz auch verstehen, dass ein Business welches nicht profitabel zu führen ist, einfach kein gutes ist.

      • @ Claus
        Dem ist nichts hinzuzufügen!

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