Lokale Marktplätze – und andere Peinlichkeiten

Wem seine erste Version nicht peinlich ist, der hat etwas falsch gemacht. Insofern hatte Siroop in der Schweiz („Siroop präsentiert sich in der nächsten Beta-Version“) einen Traumstart hingelegt:

Lokale Marktplätze scheinen so etwas wie der No-Brainer für alle Online-Nachzügler zu sein, die noch mal schnell den Handel retten wollen („Exchanges #65: Das Helfersyndrom im E-Commerce“). Da kann das Konzept noch so abseitig sein, gute Presse ist schon mal garantiert.

Willkommen im Markt der Peinlichkeiten!

Doch Marktplätze sind seit jeher ein Thema für sich („Exchanges #97: Gute Marktplätze, schlechte Marktplätze“). Und inzwischen ist das Kuriositätenkabinett gerade bei den lokalen Marktplätzen groß – von Schuhe.de bis Buchhandel.de („Wer rettet gerade wen im deutschen Buchhandel.de?“), von den ganzen „Lokal shoppen in Hinterdupfing“ mal abgesehen.

Spannend auch zu verfolgen, wie unterschiedlich das Thema angegangen wird: Während die Schweizer Post mit Kaloka einen schnellen Test fährt, entwickelt sich Shöpping bei der Österreichischen Post zum Ewigkeitswerk („Die Post stolpert in die Zukunft“) :

„Mit „Shöpping“, einem österreichischen Mini-Amazon, will die Post gegen sinkende Umsätze im Briefgeschäft ankämpfen. Doch das 30-Millionen-Projekt läuft alles andere als rund.“

Mit den grundsätzlichen Problemen lokaler Marktplätze, die sich mehr am Handel als am Kunden orientieren, hatten wir uns bereits gesondert befasst („Ricardo, Siroop und was die Schweizer online wirklich wollen„).

Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Shopboerse

1 Antwort

  1. Gibt es schon eine differenzierte Betrachtung von schuhe.de? Was qualifiziert diese Plattform fürs „Kuriositätenkabinett „? Ist das vergleichbar mit buchhandel.de? Es würde mich freuen, mal eine gute fachliche Analyse des Modells zu lesen.

    • aus meiner Sicht ist es vergleichbar, aus den im Beitrag genannten Gründen (Helfersyndrom, etc.). Wobei zu hoffen ist, dass man von Buchhandel.de gelernt hat …

      Vielleicht hat ja jemand Lust auf eine differenzierte Analyse bzw. kennt eine (Links sind willkommen). Für Excomm ist es einfach nicht relevant genug.

      • Oh Jochen, da machst Du jetzt aber einen inhaltlichen Fehler was schuhe.de angeht. Hast Du Dich wirklich mal genauer damit beschäftigt? Schuhe.de wird von der ANWR-Group betrieben, die größte Einkaufsgemeinschaft lokaler Schuhhändler. Klar kann man streiten, ob man damit gegen Zalando anstinken kann, was das Geschäftsmodell angeht, finde ich die Sache durchaus sehr überzeugend, ich habe das Glück, da etwas hinter die Kulissen schauen zu dürfen.
        Nicht alles, was nicht mit 500 Mio. Einsatz innerhalb von 2 Jahren auf 100 Mio. Umsatz geballert wird, ist per se Unsinn und eine Verzweiflungstat.

      • klar weiß ich, von wem es betrieben wird. Für mich dennoch ein klarer Fall von Helfersyndrom.

        http://www.internetworld.de/e-commerce/internet-world-messe/regionale-portale-wuppertal-914892.html?ganzseitig=1

        Wogegen an sich nichts zu sagen ist. Aber das Kriterium muss einfach sein: a) Was kommt bei den Kunden an? b) Was hat eine Chance gegen Zalando & Co.? und c) Ist ein solcher Ansatz generell zukunftsfähig?

        Kann sein, dass Schuhe.de dem stationären Handel hilft. Ich tu mich jedoch schwer, die Relevanz für die Kunden zu sehen, die online genauso gut Amazon oder Zalando nutzen können.

      • Also erstens glaube ich, dass die ggf. schon noch ein etwas anderes Sortiment als Zalando und Amazon haben (wenn ich das richtig mitbekommen habe, wollen die Hersteller nicht, dass die stationären „ANWR-Händler“ auf Marktplätzen wie Amazon / Zalando verkaufen) und zweitens sollte es in vielen Städten SDD-Optionen geben, da können die Stationären ihre örtliche Nähe zum Kunden gut ausspielen. Ich hatte ja gesagt, dass ich nicht glaube, dass man mit schuhe.de Zalando schlagen kann, ich denke, das glauben die Betreiber auch nicht wirklich, aber dass man Zalando nun den Markt komplett überlassen sollte, ist ja auch nicht wünschenswert aus Kundensicht.
        Übrigens in dem IW-Artikel wird von Markus Diekmann der Nachteil gegenüber Zalando angesprochen, dass der Kunde keine x Pakete von verschiedenen Versendern haben möchte. Genau das passiert a) bei Amazon und b) auch zukünftig bei Zalando, wenn Marktplatzteilnehmer und nicht Amazon bzw. Zalando selbst verschicken.

      • kurzum: Dein Fazit ist wie meines: Schuhe.de ist ein netter, sicher gut gemeinter Versuch, Zalando & Co was entgegenzusetzen … 2006 wär Schuhe.de sicherlich eine super Sache gewesen, aber 2016?

  2. Hat dies auf Hablkunst's Blog rebloggt.

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