Todesliste revisited: Wo seht der Handel zwei Jahre danach?

Sterben ist im deutschen Einzelhandel alles andere als einfach. Das war schon bei Quelle und bei Neckermann so. Und das zeigt auch der Fall Tengelmann.

Vor zweieinhalb Jahren haben die Wieselhubers, einigermaßen ungewöhnlich für Berater, ihre erste Todesliste für den stationären Handel veröffentlicht und dann auch komplett online gestellt („Category Killer“). Sie kann seitdem als Referenz dienen für die Lage im „bedrohten“ Handel:

wieselhubertodesliste

Bisher haben alle auf der Liste ihr Überleben sichern können, wenn auch zum Teil unter dramatischen Umständen. Siehe zum Beispiel die Meldungen zu Vedes („Ergebnisprognose in 2015 verfehlt“, etc.).

Aktuell ist Wöhrl, die Nr. 18, in Nöten („Wie der stationäre Modehandel ums Überleben kämpft“). Für Charles Vögele, die Nr. 14, sei „je nach Sichtweise in weniger als einem oder in vier Jahren Schluss“.

Thalia, die Nr. 9, hat kürzlich nach langer Suche ebenso Retter gefunden („Verlegerfamilie Herder springt ein“) wie Reno („Auch Reno findet einen Retter vor dem Online-Handel“).

Survival of the Fittest

Die Wieselhuber-Liste sollte dem stationären Handel vor allem verdeutlichen, dass es um nicht mehr und nicht weniger geht als ums Überleben. Dieses Bewusstsein fehlt vielen, sonst würden sie anders agieren und ihre Zeit nicht mit kostspieligen Omnichannel-Strategien verplempern und weiter Filiale um Filiale eröffnen, sondern sich erst einmal ernsthaft überlegen, wie sie online wettbewerbsfähig werden.

k5umsatzniveaus

Um sich ein Bild von den Umbrüchen und der Dynamik im Handel zu machen, lohnt es sich, die Entwicklung in 5-Jahres-Zyklen zu betrachten. Siehe dazu auch Wo steht Amazon in 5 Jahren, wo in 10 Jahren? und Wo steht Zalando in 5 Jahren, wo in 10 Jahren?

Entsprechend gespannt kann man sein, wo „die 50 Bedrohtesten“ 2019, 5 Jahre nach der Veröffentlichung der Liste, stehen.

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1 Antwort

  1. immer wieder schön und spannend als Referenz. Und zum Glück machen auch ein paar Unternehmen ihre Hausaufgaben wie das Bsp. Butlers zeigt …. https://excitingcommerce.de/2016/06/10/butlers-grunder-wilhelm-josten-auf-der-k5-home-living/

  2. Die grundlegende Idee hinter der Liste, nämlich auf die Risiken für die Stationärhandler hinzuweisen, ist okay. Auch wenn es natürlich extrem marktschreierisch ist.

    Leider ist diese konkrete Liste von der Methodik her angreifbar vom Zahlenmaterial her sehr schlecht recherchiert. Ich habe selbst mal für eines der Unternehmen auf der Liste gearbeitet und kann sagen, dass die Recherche zu den Unternehmesdaten in jeder Hinsicht stümperhaft war. Man ist damals nur nicht dagegen vorgegangen, um der Studie nicht noch mehr unverdiente Publicity zu verleihen. Das machte den Eindruck einer Praktikantenarbeit, die dann wegen der brisanten Ergebnisse aufmerksamkeitsstark gestreut wurde. Man sollte daher Ergebnisse mit äußerster Vorsicht betrachten. Als Referenz ist sie meiner Meinung nach nicht brauchbar.

    Aber wie gesagt, die grundsätzlichen Aussagen zur „Gefährdungslage“ sind natürlich nicht von der Hand zu weisen.

  3. „…ihre Zeit nicht mit kostspieligen Omnichannel-Strategien verplempern und weiter Filiale um Filiale eröffnen, sondern sich erst einmal ernsthaft überlegen, wie sie online wettbewerbsfähig werden…“ – Das beschreibt schön das Drama verzweifelter Stationärhändler, aber auch bei einigen Onlinern, die den Schritt ins Filialgeschäft machen.

    • Hat mich eh schon gewundert, dass auf den Pure-Playern, die jetzt anfangen einen Flagship-Store nach dem anderen aus dem Boden zu stampfen, nicht genauso gnadenlos rum gehauen wird. Denn am Ende ist das auch nur Multi-oder Omnichannel. Mag sein, dass ein stationärer Händler, der sich mit Multichannel versucht, grundsätzlich schlechtere Chancen hat als ein Onliner der ins Stationärgeschäft einsteigt, aber am Ende steigt auch dort die Komplexität und damit die Kosten.

      • Viele Pure-Player nutzen ihre Stores allerdings häufig nur für Marketingzwecke und nicht um damit wirklich Geld zu verdienen (siehe z.B. Interview mit Tarek Müller). Alternativ auch für die Retourenverwertung.
        Ich glaube nur die wenigsten Pure-Player glauben wirklich, dass ihre stationären Läden langfristig einen signifikanten Anteil am Umsatz/Gewinn des Unternehmens beitragen werden. Aber natürlich gibt es auch die bzw. wird es geben, wenn sie feststellen, dass ihr Primärgeschäft doch offline anstatt online stattfindet.

      • Schon klar, dass das in erster Linie Marketing ist, aber wenn man sich Pure-Player nennt, würde ich erwarten, dass man mit den (Marketing-) Mitteln des Netzes auch auskommt.

  4. Ich vermisse Fielmann und Apollo Optik in der Liste – gab es einen Branchen-Schwerpunkt?

    • im Grunde nein. Aber auf der Liste landeten vor allem die, wo es schon starke Online-Player (besagte Category Killer) gab.

      Aber generell zeugt die Liste ja von großer Beliebigkeit, was die Auswahl der Unternehmen angeht.

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