Erneuter Chefwechsel bei der Global Fashion Group: Kinnevik greift durch

Für kapitalgetriebene Online-Händler sind ehemalige Amazon-Manager oftmals die letzte Hoffnung („Rocket Internet holt Amazon(F)-Chef für die Global Fashion Group“). Was aber, wenn auch das nichts bringt („Die Global Fashion Group als Milliardenplayer mit hohen Verlusten“)?

Bei der Global Fashion Group übernimmt jetzt Kinnevik als größter Anteilseigner selber das Ruder und macht seinen langjährigen Rocket-Beauftragten zum Chef der Global Fashion Group:

„Kinnevik today announced that Global Fashion Group, the leading online fashion destination for growth markets, has appointed Christoph Barchewitz and Patrick Schmidt as Co-Chief Executive Officers effective 1 February 2018. In addition, Kinnevik’s CEO Georgi Ganev will join GFG’s Board of Directors.

Christoph Barchewitz joins GFG from Kinnevik where he has been an Investment Director since 2014, focusing on the development of the e-commerce investments, including Zalando, GFG, and several other companies. Christoph has served as a Board Director of GFG since 2015. Prior to joining Kinnevik, he spent seven years at Goldman Sachs.

Patrick Schmidt joins from The Iconic, GFG’s Australian business, where he has served as CEO since 2013. Prior to joining The Iconic, Patrick founded Groupon Australia and later oversaw Groupon’s Latin American business. He started his career as a strategy consultant at Boston Consulting Group.“

Den obligatorischen Dank an den Vorgänger hat Kinnevik weggelassen. Den gibts nur bei Rocket und der Global Fashion Group (PDF), wo der Kinnevik-Mann nur an zweiter Stelle genannt wird.

Das GFG-Chart stammt aus den Rocket-Unterlagen vom jüngsten Kapitalmarkttag (PDF). Man kann gespannt sein, ob die Global Fashion Group als Ganzes noch eine Zukunft hat oder ob die Gruppe weiter Stück für Stück veräußert wird.

Nach Jabong (Indien) war zuletzt Namshi (Middle East) herausgelöst worden. Statt einstmals sechs waren es zuletzt nur noch drei: Lamoda, Dafiti und Zalora (incl. The Iconic).

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Kategorien:Samwer Report, Shopboerse

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1 Antwort

  1. Romain Voog und sein französisches Team wurden weg gegangen. Er war kein starker CEO, hat viel zu viele Fehler gemacht, nach 2 Jahren war er auch nicht so richtig angekommen und immer noch zwischen Frankreich und Singapur gependelt. Auch seine Rolle war intern nicht klar definiert. Regionale MDs haben immer noch das Sagen bei GFG.

    Im Prinzip wurden 3 Möglichkeiten für GFG ausgelotet.

    Option 1: Übernahme der regionalen Gruppen durch Local Players, da wurden mehrere Gespräche für Lamoda und Dafiti geführt. Die Angeboten waren aber nicht wirklich attraktiv. Kinnevik hätte da einen großen Abschlag hinnehmen müssen. Keiner will ein Zalora oder Iconic als eigenständige Gesellschaft übernehmen, kleine Märkte und noch viele Probleme (gerade bei Zalora). Zuletzt stand im Gespräch, dass Zalando Lamoda übernimmt. Daraus wurde aber nichts.

    Option 2: 2 regionalen Players mit einzelnen IPOs schaffen – Eine APAC-Gruppe und eine Dafiti/Lamoda-Gruppe. Die erstere ist höchst attraktiv, aber sonst will keiner in ein russisch-brasilianisches Internethändler investieren (0 Synergien, komplett unterschiedliche Märkte, Länder gelten nicht mehr als aufstrebend, usw.).

    Option 3: Globales IPO, da ist Romain auch gescheitert. Trotzdem ist diese Option, was Kinnevik bevorzugt. Der Laden wird schön gemacht und mit 2 CEOs erhofft man sich, dass diese mehr Zeit vor Ort verbringen und die kleinen Königen in die Schranken weisen. Wann hat man aber gesehen, dass eine Doppelführung gute Ergebnisse bringt? und warum sollte gerade der Barchewitz als Führungsfigur gesehen werden?

    Nichtsdestotrotz ist für alle Beteiligten alles besser als weiter Romain am Board zu haben

    • Spannend. Vielen Dank!

      • Ich finde es völlig daneben, dass hier Leute diffamiert werden können („Romain Voog war kein starker CEO, hat viel zu viele Fehler gemacht, nach 2 Jahren war er auch nicht so richtig angekommen…“ „alles besser als weiter Romain am Board zu haben“ „warum sollte gerade der Barchewitz als Führungsfigur gesehen werden?“), zudem auch noch anonym. Und der Betreiber bedankt sich auch noch, als wär das hier Wikileaks.

        Denkt mal nach, ob das der richtige Umgang miteinander ist und welche Kultur ihr etabliert, wenn jeder Ex-Irgendwas hier Leute anonym diskreditieren kann.

      • Guter Punkt. Der Dank bezog sich in erster Linie auf die Einschätzungen/Einordnung der strategischen Optionen.

        Über die Anmerkungen zu den Beteiligten kann man streiten. Ich kann den Einwand verstehen (und nehme ihn mir auch zu Herzen). Aus meiner Sicht bewegt sich der Kommentar aber im Rahmen, da es sich nicht um persönliche Angriffe handelt, sondern um eine Bewertung ihrer Rolle/Performance.

        Ich denke, jeder erkennt, dass es sich um eine Einzelmeinung handelt. Und, obwohl anonym, lässt sich ja aus Form und Inhalt schließen, wie qualifiziert oder unqualifiziert die Einschätzungen sind.

        Für mich geht das als seriöser Kommentar durch, der der Wahrheit wohl näher kommt, als die Pressemitteilung bzw. so mancher PR-Bericht. In Presseberichten würde derlei Stimmen – ebenfalls anonym – unter Bezug auf „Branchen“- bzw. „Unternehmensinsider“ laufen.

      • @Gregor Mühlen:

        Sehe nicht, wo die Diffamierung stattfindet. Keiner innerhalb des GFG Managements wird sich positiv über Romains Leistung äußern. Die Ergebnisse sind für jeden sichtbar da. Noch zwei Jahre nach dem Zusammenschluss ist keinem klar, warum man überhaupt ein GFG als Holding braucht, und was der Mehrwert für die Gruppe ist. Insgesamt GFGs Leistung ist recht bescheiden, wenn man sieht, was für Summen dort investiert wurden.
        Ausserdem ist es klar, dass der Abgang unschön war, wenn er nicht auf der Pressemitteilung von den Gesellschaftern ansatzweise erwähnt wird, und die Übergangsphase Wochen beträgt (wann sieht man sowas bei Großunternehmen mit Milliarden Bewertung?).

        Wenn alles so positiv gelaufen wäre, warum wird sein komplettes (Amazon/Frankreich-)Team spätestens bis zum Ende des Monats ausgetauscht? Der CTO Texier ist schon längst nicht mehr da z.B.

        Was der Barchewitz betrifft, der hat jahrelang sämtliche Rocket Ventures betreut, und viele der Misständen, die man heute bei GFG hat, haben unter seiner Aufsicht stattgefunden. U.a gibt es Unruhe in der Gruppe, weil manche Figuren mittlerweile sehr viel Geld kassieren dürfen (Russland Management) und andere nur kleinere sechstelligen Beträgen. Das Management wird ungeduldig, gerade wenn man erst bis zu dem ungewissen IPO warten muss, um richtige Summen sehen zu dürfen. An diese Asymmetrien war der Kinnevik-Mann nicht ganz unbeteiligt. Nicht ganz einfach, sich als Reformierer zu präsentieren, wenn er schon seit Tag 1 dabei war.

        Und wir wollen nicht über anderen Investments reden, wo er einbezogen war, siehe Linio, wo Kinnevik selbst in der letzten Runde mitgezogen ist (selbst Rocket wollte da nicht mehr zu tun haben), aber mittlerweile wird das Investment unter dem Teppich gekehrt und ist nicht mal auf der Kinnevik Seite mehr zu finden.

        Hier könnte Exciting Commerce mehr investigative Arbeit leisten, was aus den Aushängeschilder Linio und Konga geworden ist?

        Dass man sich anonym kritisch äußert, versteht es sich von selbst. Keiner in der Branche (Ehssan Dariani ausgenommen) will Stress mit den Samwers.

  2. Ich finde Gregor hat absolut Recht und solche Statements („war nicht stark“, „hat viel zu viele Fehler gemacht“ , „alles besser als weiter Romain am Board zu haben“ und „warum sollte gerade der Barchewitz als Führungsfigur gesehen werden?“) sind schlichtweg diffamierend, weil pauschal abwertend und durch nichts belegt.

    Jeder, also auch Mr-Ex-Rakete und Jochen, sollte sich fragen, ob er so etwas und in der Form über sich hier lesen möchte. Es handelt sich schließlich nicht um Personen der Öffentlichkeit, sondern Menschen wie Du und ich, die morgens sicher nicht aufstehen, um einen schlechten Job zu machen.

    Es ist die Aufgabe und Pflicht des Blog-Betreibers, solche Diffamierungen zu löschen. Wehret den Anfängen!

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