DHL 2025: Kann sich DHL in der Zustellung neu erfinden?

Man kann es nicht oft genug betonen: Trotz des Online-Booms der vergangenen Jahre sind in der (Paket-)Zustellung geschätzte zwei Drittel des Marktes noch nicht vergeben. Wer das erste Drittel dominiert, muss am Ende nicht zwangsläufig der Gewinner im Gesamtmarkt sein.

Speziell für die entstehenden Foodmärkte hat noch keiner der großen Zustelldienste Lösungen. So sehen sich DHL & Co. hier nicht nur mit den Lieferhelden und Lieferandos konfrontiert, sondern auch mit Newcomern wie Picnic & Co., die den Markt mit neuen Ansätzen aufmischen („Picnic hat die Lieferflotte auf 500 Elektromobile ausgebaut“).

Vom zuständigen Vorstand hat sich DHL jetzt getrennt und im Zuge dessen auf die Versäumnisse – gerade auch auf der letzten Meile – hingewiesen:

Kurzfristig will DHL jetzt Kosten sparen und an der Preisschraube drehen, um die Ziele der „Strategie 2020“ doch noch zu erreichen („Wie sehr hat DHL die E-Commerce-Entwicklung unterschätzt?“).

Gespannt kann man allerdings auf die Strategie für 2025 und 2030 sein, die zeigen wird, ob DHL vom Selbstverständnis her mehr sein kann als ein Paketschubser, den der Handel vornehmlich für Basisleistungen nutzt.

Von Amazon bis Zalando und von Edeka bis Rewe hat der Handel bereits begonnen, in der Endkundenzustellung in eigene Services und Lösungen zu investieren, um sich quantitativ wie qualitativ für die Zukunft zu rüsten.

In den USA sieht man schon, wie Postmates, Instacart, Doordash („DoorDash holt $535 Mio. “to create the world’s best logistics company”“) und andere in die Lücke springen, die die bisherigen Anbieter lassen.

Zugleich rüstet sich der Handel mit Übernahmen („Target kauft Shipt für $550 Mio. für schnelle Heimzustellung“). Wohl nicht ohne Grund hat sich Edeka hierzulande 20% an Picnic gesichert.

Mehr zum Thema auch in den Exchanges #186 („Die Logistik am Limit 2017/18“) und den Exchanges #190 („Zur Online-Food-Branche 2017/18“)

Frühere Beiträge zum Thema:



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1 Antwort

  1. Eine der zentralen Fragen in diesem Zusammenhang: Wer bezahlt für bessere Zustellung? Und dabei ist es völlig egal, ob ein etablierter Paketdienst oder ein Newcomer die Leistung erbringt.
    In D zahlen die Kunden nicht für die (bessere) Lieferung. Also bleiben die Kosten an den Versendern hängen. Mindestens bei Lebensmitteln (und dem Preisgefüge) ist das kritisch.
    Sobald es jemand schafft, das Thema Zustellung wirtschaftlich zu gestalten, wird auch massiv in den Bereich investiert werden.

  2. Ich halte das nach wie vor für ein vorgeschobenes Thema und empfehle bei der Frage mal einen Blick auf die Ansätze von Picnic oder Enjoy.

    Gespannt bin ich allerdings, was passiert, wenn DHL & Co. die Preise erhöhen. Das dürfte dann reichlich neue Wettbewerber auf den Plan rufen, die speziell im Lokalen und Regionalen effizientere Strukturen aufbauen, wie das z.B. Picnic, aber auch Lieferheld, Uber & Co. vormachen.

    Es ist ja nicht so, dass nicht massiv in neue Infrastrukturen investiert würde. Nur eben nicht von den Etablierten. Für den Online-Handel werden auch nur die nächsten 5-10 Jahre kritisch. Spätestens 2030 dürften sich bessere Lösungen gefunden haben – mit oder ohne DHL & Co.

  3. Es fliesst bereits einiges an VC in Last-Mile-StartUps, aber da hat bisher kein einziges bewiesen, dass es kostendeckend arbeiten kann. Effizientere Strukturen auf der letzten Meile als DHL? Da würde ich gern mal eine sehen. Die einzige Möglichkeit, günstiger zuzustellen, ist an Sammelpunkten. Will man besseren Service (Food, Fashion, …), wird’s nicht billiger sondern teuerer und das muss dann jemand bezahlen und das sind entweder die Händler oder die Käufer. Letztere wohl eher nicht direkt, die müsste man indirekt über höhere Warenkörbe bzw. Warenkorbpreise abkassieren, das ist aber auch nicht so einfach.

    • und ich verweise nochmals auf Picnic, um nur ein Beispiel zu nennen. Hast Du Dir den Podcast mit Udo mal angehört? https://excitingcommerce.de/2018/04/30/picnic-statt-kaufland-was-bringt-der-online-foodmarkt-2018/

      • Noch nicht komplett, aber was mir da sofort auffällt:

        – Einwohnerdichte ist in Holland wesentlich höher als in D
        – Lebensmittelpreise (und damit Margen) sind vermutlich auch höher als in D
        – Feste Slots für die Lieferung haben bisher in D im Lebensmittelhandel noch nicht funktioniert.

        Picnic ist extrem erfolgreich in Holland, keine Frage, dort sind aber auch die Voraussetzungen andere, siehe oben. Und so ein Geschäftsmodell kippt ganz schnell, wenn nur ein Parameter abweicht.
        Wenn Du also verweist, dann vielleicht eher auf ein Last-Mile-Modell, welches in D funktioniert.

        Aber selbst wenn Picnic es in D schafft, was ich ihnen wirklich wünsche, bestätigt es nur das, was ich geschrieben habe, einer muss für die Lieferung zahlen, in dem Fall ist es Picnic, also der Händler. Und was die letzte Meile angeht, sind die mit den genannten Stoppkosten von 2,5€ – 3€ weit weit oberhalb eines Standard-Paketdienstes. So viel zum Thema Effizienz von neuen Geschäftsmodellen.

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