Winning Strategies: Wie sich Media Saturn aushebeln ließe

Während Media Saturn also sein eigenes Grab gerade tiefer und tiefer schaufelt, weil es a) seinen Illusionen erliegt und deshalb b) seine Hausaufgaben nicht macht, lohnt es sich zu überlegen, wie sich ein derart anfälliges Unternehmen jetzt aushebeln ließe.

Die Rechnung ist weiter relativ simpel: Geschätzte 80% des Einzelhandelsvolumens sind noch offline. Und mindestens die Hälfte davon lässt sich online bringen. Sprich: Onliner können sich in den kommenden Jahren nochmal das Zweifache des heutigen Marktvolumens sichern.

Es geht hier um 10 Milliarden Euro

Und ein Handelsriese wie Media Saturn, der noch so stark mit sich selbst beschäftigt ist, ist eines der dankbarsten Opfer für alle, die der Media Saturn Klientel online bessere Alternativen bieten können. Schließlich geht es allein hier um ein frei werdendes Marktvolumen von 10 Mrd. Euro:

Die größte Schwäche von Media Saturn ist und bleibt die mangelnde Kundenorientierung. Hier ist Media Saturn am angreifbarsten. Denn vom Selbstverständnis her ist Media Saturn weiter eine Einkaufsorganisation, die von Angeboten lebt und nicht von der Nachfrage.

Was ist der Mehrwert für den Kunden?

Hier lässt sich ansetzen. Je kundengetriebener ein Unternehmen agieren kann, desto bessere Karten wird es haben. Das Sortiment ist dabei erstmal nachrangig. Was ist der konkrete Mehrwert für den Kunden (jenseits von Preis und Auswahl)? Wie sehen bequemere Alternativen aus? Das sind die Kernfragen für alle, die Media Saturn jetzt das Wasser abgraben wollen.

Eine der größten Schwächen von Media Saturn ist die Abhängigkeit von den Filialen. Mit den Problemen dort wird Media Saturn in den kommendenJahren gut beschäftigt sein. Und währenddessen wenig Zeit haben, sich um das Online-Geschäft zu kümmern. Das erleichtert es Angreifern, in Ruhe veritable Alternativen zu testen und dann Gas zu geben.

Wer kann das finanzieren?

Relevante Milliardenplayer aufzubauen, kostet Geld, realistischerweise Hunderte von Millionen an Risikokapital. Investments, die so mancher scheut. Doch wer 277 Mio. Euro in Media Saturn stecken kann, die wenig später nur noch einen Bruchteil dessen wert sind, der könnte das Kapital genauso gut in die Zukunft investieren.

Unklug wäre es, direkt gegen Media Saturn anzutreten, sprich: ein Online-Media-Saturn bauen zu wollen. Das versucht Media Saturn ja schon selber. Geschickter ist es, echte Alternativen zu entwickeln. Wie es Amazon macht, aber natürlich auch andere („Vergesst Amazon! Was der Handel von Boohoo lernen kann“).

Was sind echte Alternativen?

Idealerweise sollte man sich sogar von der Kategorie lösen. Es muss kein Elektronikversender sein, der Media Saturn ablöst. In erster Linie gilt es, echte Kundenbedürfnisse zu bedienen.

P.S. Media Saturn ist nur ein Beispiel. Ähnliches gilt natürlich auch für andere Handelsriesen wie H&M, Ikea, Zara & Co., die dieselben Probleme haben, ebenfalls reichlich Angriffspunkte bieten und jeder für sich ein Marktpotenzial im zweistelligen Milliardenbereich. Von Aldi, Rewe & Co. mal ganz zu schweigen.

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Kategorien:Elektronikhandel, Shopboerse

1 Antwort

  1. Mehr davon. Solche Beiträge finde ich sehr inspirierend!

  2. Schon lange nicht mehr hat mich mein google Feed auf so eine inhaltsleere (und schlecht geschriebene) Veröffentlichung geleitet. Nur Fragen, keine „Lösungsideen“, fragwürdige Behauptungen (Media saturn könne sich nur mit dem Problemen in/der Laden-Filialen beschäftigen) werden aufgereiht.
    Für den Selbstzweck dieser Seite haben sie alles richtig gemacht, allein schon der Titel dieses Beitrages – leider haben sie meinen „Click“ bekommen. Mich ärgert sowas.

  3. Soviel zum Meinungsspektrum. Schade, aber die Auflösung folgt eben erst in den Teilen 3 bis 27.

  4. Warum sind die Filialen eine Schwäche, wenn gleichzeitig hochgelobt wird, dass Amazon Filialen eröffnet?

    Und woher kommt die Vermutung, dass Media Saturn die Kundenbedürfnisse nicht erkennt und nicht erfüllt? Die Kategorie zu wechseln, um Amazon aus dem Weg zu gehen ist doch nicht wirklich eine Empfehlung…

    • Wer lobt, dass Amazon Filialen eröffnet? Hier sicher niemand. Amazon wagt sich da auf ein Feld, auf dem es nur verlieren kann.

      Und die Vermutung speist sich aus den Marktanteilsverlusten von Media Saturn (speziell im Weihnachtsgeschäft). „Click & Collect“ und andere Filialrettungsprogramme haben ja jetzt nicht wirklich zu Umsatzexplosionen geführt …

      • Ich bin da nicht ganz so skeptisch. Du sagst ja selbst, dass Läden wie Amazon wegen der starken Kundenzentrierung vorn sind.
        Modelle wie Same-day und Instant-Delivery kann man aber nur machen, wenn man örtlich ganz nah am Kunden ist. Das weiss auch Amazon, deswegen bauen sie jetzt überall Cityhubs.
        Click&Collect ist sicher nicht die schlaueste Idee, den Vorteil der großen örtlichen Nähe hat MediaSaturn aber auf jeden fall.
        Wenn sie das mal nicht Multichannel nennen und es konsequent zu Ende denken und machen würden, würde da nicht Click&Collect bei rauskommen sondern dezentrales Fulfillment mit Instant-Delivery.
        Kunde kauft im Webshop ne Festplatte, weil er sie gerade braucht und hat sie nach spätestens 60 Minuten in den Händen, ohne eine Fuss vor die Tür zu setzen.
        Das ist selbst für Amazon ne harte Nuss, MS könnte das sofort tun. Die Infrastruktur dafür gibt es.
        Alle Artikel in ein gemeinsames virtuelles Lager und mit Services wie http://www.annanow.com liefern lassen.
        Filiale ist schon super, wenn Du sie als Schaufenster und virtuelles Lager und nicht als Umsatz-Erzeuger betrachtest.

      • klar, könnten sie, werden sie aber nicht, weils zuviel kostet und den Filialen schadet … womit wir wieder beim Punkt wären

  5. Der Kern ist, dass der Webshop der Umsatz- und Ertragsbringer sein muss. In welchem Bezug Filialen das unterstützen, ist meiner Meinung nach offen. Es gibt da einige Möglichkeiten.

  6. Die vor 7 oder 8 Jahren eingeführte „Verdichtungsmarktstrategie“ scheint ja nun die Referenz für alle neuen Märkte zu werden. 4000qm Märkte werden zur Seltenheit.

    Nachdem das Geschäftsjahr von Ceconomy jetzt endet hat man mit der 19% Aktion nochmal Umsatz um jeden Preis generieren wollen. Die Strategie geht wohl sehr sehr kurzfristig gedacht auch auf – als ich gestern an unserem Markt vorbeigefahren bin herrschte ein Parkplatzchaos.

    Kunden die in meinem Büro ins Media Markt oder Amazon Bashing verfallen um meinerseits eine wohlwollende Zustimmung zu erhalten muss ich leider einbremsen und meist widersprechen.

    Bei allem Media Saturn „Bashing“ muss man Ceconomy auch einmal loben. Sie haben die letzten Jahre Ihre Märkte soweit optimiert, Mondpreise für gewisse Produkte wie noch vor 15 Jahren üblich sind die Ausnahme, digitale Preisschilder haben Einzug gehalten. Media Saturn hat die letzten Jahre gemacht was man machen konnte – inkl. anhaltendem Flächenrückbau wenn es der auslaufende Mietvertrag (z.B. mehrstöckige Märkte) zulässt.

    Die Grafik von Jochen zeigt ja eindeutig dass bei kaum steigenden Umsätzen der eigene Onlineanteil zunimmt und der Kostendruck zur Betreibung der eigenen Märkte sicherlich zunehmen wird.

    Aber: Was soll und kann nun noch richtungsweisend optimiert werden für die stationären Märkte? Es erinnert mich fast wie an einen Arzt der sagt „Wir haben getan was möglich ist, jetzt heisst es abwarten und hoffen“. Die Aktionäre scheinen ja die Hoffnung aktuell zu verlieren.

    • kurzum: Kostendruck stationär und Zusatzkosten online, ohne Aussichten auf steigende Einnahmen #winningmodel

    • Optimierung wird nicht helfen. So lange man immer nur versucht, die Leute unter allen Umständen in die stationären Märkte zu locken, um den Deal dort zu machen, wird das kein zukunfstfähiges Modell. Der Webshop muss den Umsatz machen und den Ertrag bringen. Die Märkte können Schaufenster und / oder Ausliefertungslager sein. Leute, die da an der Kasse sitzen, braucht es nicht. Vermutlich noch nicht mal die vielen „Kundenberater“.

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