Was für eine Woche: Mit 13% ist Amazon jetzt zu schlagen!

Jede Menge frohe Botschaften hielt Amazon diese Woche für den Online-Handel bereit. Vor allem natürlich, dass Amazon jetzt im Handels- und Marktplatzgeschäft schön langsam an seine (Wachstums-)Grenzen stößt:

  • So ist das Online-Handelsgeschäft 2018 nur noch um 13,5% gewachsen (gelbe Linie); und angesichts der Dollarschwäche dürfte die Wachstumsrate währungsbereinigt sogar noch etwas niedriger ausgefallen sein.

  • In Deutschland ist Amazon währungsbereinigt nur noch um 12,2% gewachsen. Auch hier würde einen nicht wundern, wenn das Wachstum im Handelsgeschäft 2018 unter die Marke von 10% gerutscht ist.

13% Wachstum reichen jetzt schon, um Amazon zu schlagen!

Das heißt, mit Blick auf den (Online-)Handel 2025: Amazon ist zunehmend schlagbar für alle, die online mehr wachsen können als 13% (und das sollte für viele machbar sein!):

Vor allem organisch scheint Amazon fürs erste an einem Limit angelangt zu sein. Aber auch anorganisch bräuchte Amazon inzwischen schon Übernahmen mit Umsätzen im zweistelligen Milliardenbereich, damit es sich wirklich bemerkbar macht.

Bemerkenswert ist ja zum Beispiel, dass Amazon Business als jüngster Wachstumstreiber – mit einem veröffentlichten Handelsvolumen von 10 Mrd. Dollar und mehr – in den 2018er-Zahlen bereits enthalten ist.

Dutzende Erlösströme für den Handel von morgen

Doch auch wenn Amazon im Handelsgeschäft weniger stark wächst als bisher, muss man sich um Amazon keine Sorgen machen. Es gibt für Amazon reichlich andere Wachstumsmöglichkeiten.

Denn von der Handelsmarge allein wird 2025 kaum noch ein (Online-)Händler leben können. Auch hier zeigt Amazon den zahlreichen Verfolgern schon mal eindrucksvoll, was möglich ist, wenn man gewisse Umsatzdimensionen und damit eine entsprechende Marktrelevanz erreicht hat. Je nach Kategorie dürfte die Latte bei 500 Mio. Euro bis 1 Mrd. Euro liegen, in bestimmten Nischen auch darunter.

In 4 Kategorien führt Amazon ein gutes Dutzend möglicher Erlösströme auf, an denen sich auch andere Anbieter orientieren können (und das zum Teil auch schon tun):

  • Marktplatz-Einnahmen
    • fixe und variable Gebühren
    • Umsatzprovisionen
    • Zins-Einnahmen
  • Service-Einnahmen
    • Vendor-Services
    • Fulfillment (Shipping und Lagerhaltung)
    • Payment
  • Werbe-Erlöse
    • reichweiten- und performance-basiert
    • von Herstellern, Händlern und Dritten (z.B. Banken und Versicherungen)
    • Branding und Sponsoring
  • Abo-Gebühren
    • PrIme, etc.
  • Cloud-Services
    • zeitabhängig und volumenabhängig

Egal ob sehr einfache oder etwas ausgefeiltere Modelle, direkte oder indirekte Monetarisierung – Amazon testet viel und bereitet hier den Weg für andere Händler, allen voran anderen Plattformbetreibern. Siehe auch die Exchanges 191 („So smart handeln wie Amazon“).

Vom Händler zum Infrastruktur-Anbieter

Momentan wirkt es so, als ob sich Amazon weg vom Handel und hin zum Infrastruktur-Anbieter entwickelt – und dort auch seine Zukunft sieht. Das bietet Chancen für spezialisierte Händler.

Welche Möglichkeiten sich im Wettbewerb mit Amazon bieten, wird sicherlich Thema einer der nächsten Zukunftsaussichten sein, die ab sofort auch unter more.excitingcommerce.com zu finden sind. Einstweilen sei auf die jüngsten Amazon-Exchanges verwiesen:

Wie weit kommt Amazon im Stammgeschäft?

Amazon kommt jetzt in eine kritische Phase, in der es zeigen müssen wird, dass es im angestammten Geschäft nicht dieselben Fehler macht wie Ebay.

Speziell hierzulande besteht die Gefahr, wenn man auf die jüngsten Zahlen blickt. Da werden die kommenden zwei bis drei Jahre Klarheit bringen, ob Amazon zum Beispiel der Sprung Richtung Mobile gelingt (mal angenommen, es gibt noch eine mobile Zukunft jenseits von Alexa) – oder ob andere da bessere Karten haben.

Mit diesen und anderen Zukunftsfragen haben wir uns auch in den Exchanges #215 („Wer jetzt durchstarten kann“) befasst.

Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Amazon, MORE

1 Antwort

  1. 1,8 Mrd mehr Umsatz finde ich im Vergleich zu den Vorjahren eigentlich ziemlich viel. Wenn man sich dann noch das Handelsgeschäft dazurechnet, sollten wieder mehr als 50% des zusätzlichen Ecommerde Umsatzes 2018 zu Amazon geflossen sein. Das Problem ist bei Amazon mittlerweile einfach der Basiseffekt
    Oder habe ich da einen Denkfehler. Das Jahr in Deutschland ist auch für alle Online Händler etwas schwer. Zalando kämpft auch mit den 20% Wachstum 2018. Die kleineren erreichen aufgrund der Größe letztendlich leichter Ihre >50% Zuwächse.
    Schöne Grüße
    Max

    • Genau richtig analysiert…
      Da Amazon heute bereits +|- 50% des deutschen E-Commerce GMV auf sich zieht (Eigengeschäft + Marktplatz) ist ein Wachstum +10% schon brutal, den dieses Wachstum saugt praktisch den Sauerstoff aus dem Markt. Welcher Händler, welche Plattform soll hier perspektivisch noch mitgehen?
      Und das dann der eine oder andere „Mibewerber“ mal um +20% wachsen kann, klar. Aus Amazon Sicht: So what…

  2. „Amazon ist zunehmend schlagbar für alle, die online mehr wachsen können als 13%“
    Sollte man „schlagen“ nicht lieber auf die absoluten Zahlen beziehen? In anderen Artikeln sehe ich bei Vergleichen von Otto, Amazon,… auch häufig auch absoluten Zahlen.
    Scheint mir ansonsten ziemlich realitätsfern. Amazon ist absolut sicherlich mehr gewachsen als viele andere Player insgesamt erwirtschaften.

  3. Würde vorschlagen, Amazon stellt per sofort den Geschäftsbetrieb ein, da sie ja jetzt schlagbar und somit dem so gut wie sicheren Untergang geweiht sind ;-)

    Auf der anderen Seite (nachdem ich kurz ein wenig gerechnet habe)
    Bei durchschnittlich 10% Wachstum im Jahr für Amazon und 30% für einen Mitbewerber, für den ich mal unterstellt habe, dass dieser Stand heute bereits die erste Milliarde im Jahr auf dem Zähler hat, dauert es immer noch fast 20 Jahre bis Amazon geschlagen wäre. Sind die Wachstumsraten (bei Amazon und/ oder dem Mitbewerber) und die Ausgangsbasis des Mitbewerbers anders, kann das noch einige Jahre länger dauern und dürfte den Zeitraum, für den halbwegs valide Aussagen über die Zukunft des Handels zu treffen sind mehr als deutlich überschreiten.
    In diesem Sinne: Don’t panic, Jeff!

  4. soviel zum Thema schlagen ;-)
    Amazon Handelsumsatz Deutschland 16,83 Milliarden Euro
    Amazon Händlerumsatz laut t3n-Hochrechnung: 24,58 Milliarden Euro
    Amazon Marktplatzumsatz gesamt (GMV): 41,41 Milliarden Euro
    Amazons Marktanteil am deutschen Onlinehandel mit Waren: 77 Prozent

    https://t3n.de/news/amazon-marktanteil-2018-1141968/

  5. Amazon zieht Händlern über 13% an Gebühren ab. Bleibt da überhaupt noch irgendeine Marge übrig für Einzelhändler?

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