Media Saturn: Online gewinnt 28%, die Läden verlieren weiter

Media Saturn hat am Freitag die Zahlen für das Weihnachtsgeschäft veröffentlicht (siehe Drei Monate entscheiden jetzt über das Schicksal von Media Saturn), die auf den ersten Blick gar nicht mal schlecht aussahen, gerade nach dem Management-Chaos der jüngsten Zeit („Ceconomy präsentiert sich der Börse in desolatem Zustand“). In der Pressemitteilung (PDF) schwärmt Ceconomy von „Umsatzwachstum“ und „Marktanteilsgewinnen“:

Media Saturn lag im Weihnachtsgeschäft 2018 unter den beiden Vorjahren

Es lohnt sich allerdings ein zweiter Blick und ein Vergleich nicht nur mit den angepassten, sondern auch mit den tatsächlichen Vorjahreswerten (PDF). So lagen die Umsätze im Weihnachtsgeschäft 2018 mit 6.879 Mio. Euro ein knappes Prozent unter Vorjahr (6.935 Mio. Euro) und auch noch leicht unter dem Wert von 2016 (6.893 Mio. Euro):

Ursache ist der „Verkauf“ bzw. die Auslagerung des Russlandgeschäfts in eine Beteiligung. Siehe auch Freenet rettet Media Saturn mit Kapitalspritze von 277 Mio. €.

Auch das auf den ersten Blick imposante Online-Wachstum von 28% kommt nur zustande, weil sich die Vergleichsbasis reduziert hat – von 814 Mio. Euro auf 787 Mio. Euro. Defacto liegt das Wachstum eher bei 23,7%.

Online drückt die Umsätze in den Filialen weiter

Für Deutschland und den DACH-Raum weist Media Saturn die Online-Umsätze nicht gesondert aus, deshalb lässt sich nur allgemein festhalten, dass die gestiegenen Online-Umsätze die Filialumsätze um 1,7% gedrückt haben (bzw. um 4,1%, wenn man von den tatsächlichen Vorjahreswerten ausgeht). Rechnet man die Service-Erlöse noch heraus, waren es -2,4% für die Filialumsätze:

Für Deutschland und den DACH-Raum dürfte es nicht wesentlich anders aussehen.

Filialschließungen und -verkäufe in großem Stil bleiben also die oberste Aufgabe für die neue Führung („Ex-Conrad-Chef wird neuer Ceconomy-Chef“). Und zwar nicht mehr nur in Russland und anderswo.

Erst dann wird sich zeigen, ob das Online-Geschäft in seiner heutigen Form überlebensfähig ist, zumal die Click & Collect Rate bei Media Markt und Saturn immer noch bei extremen 43% liegt.

Siehe dazu auch Ikea kündigt massive Restrukturierung und Entlassungen an und die Exchanges #211: Was kommt nach Media Saturn?

Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Elektronikhandel, Ultimondo

1 Antwort

  1. Was kommt denn nun eigentlich nach MediaSaturn, jetzt wo eine Umsatzsteigerung vorhanden ist? In einem der letzten Posts war die Rede davon, dass jeder der mehr als 13% Umsatzwachstum im Online Geschäft hat, Amazon schlagen könnte, was Sie in dem Artikel https://excitingcommerce.de/2019/02/03/was-fur-eine-woche-mit-13-ist-amazon-jetzt-zu-schlagen/ ausführen. Das passt alles irgendwie nicht zusammen.

    • wie im Beitrag beschrieben, handelt es sich beim Online-Wachstum von Media Saturn weiter im Wesentlichen um Umsatzverschiebungen von den Filialen Richtung online.

      Sollte der Online-Handel von Media Saturn ohne das Filialgeschäft überlebensfähig sein und auch dann noch entsprechende Wachstumsraten erreichen, ist alles drin.

      • Woraus schließt Du das? – habe mir die Zahlen nur kurz angeschaut. Aber wenn ich es richtig sehe, ist das Filialgeschäft die letzten Jahre bestenfalls homöopathisch gewachsen. Jetzt ist es um 56 Mio. gesunken, das Onlinegeschäft hat jedoch um 220 Mio. bzw. 193 Mio. zugelegt. Würde bedeuten, dass dieser Wachstum nicht nur aus der Kannibalisierung ihres eigenen Filialgeschäfts käme.

      • Ich schließe nichts aus, aber wer sein Online-Geschäft zu 43% auf Click & Collect baut, muss schon sehr viel (Gott-)Vertrauen in sein Filialgeschäft haben.

      • Ist denn eine hohe Click&Collect Rate so kritisch? Wenn man das vom Ansatz her sieht, dass damit Logistik und Handlingkosten gespart und der Kunde die Ware auf Wunsch sofort in seiner Wunschfiliale abholen kann, ist es doch jetzt nicht komplett negativ, oder liege ich da falsch?

      • @ Jochen, meine Frage bezog sich nicht auf deren Zukunftschancen. Da bin ich eher bei Dir. Wundere mich nur, woraus Du aus den Zahlen ablesen kannst, dass es sich beim Onlinewachstum im Wesentlichen um Umsatzverschiebungen von den Filialen Richtung online handelt.

      • in erster Linie aus den rückläufigen Filialumsätzen, die einen Gutteil des ausgewiesenen Online-Wachstums ausmachen. Den Rest dürfte man sich eher von Expert & Co. geholt haben, die im letzten Jahr Umsätze verloren haben, wohingegen die Onliner (AO & Co.) weiter gut zugelegt haben. Das sind aber meine persönlichen Einschätzungen/Interpretationen der Zahlen.

  2. Ceconomy schlägt jetzt Amazon, ist doch klar!

  3. laut dem oben genannten Post auf jeden Fall :D

  4. @Jochen noch mal die Frage, warum eine hohe Click & Collect Rate so negativ ist?

    Ich interpretiere es eher so, dass man dadurch Kunden generieren kann, die einem als Pure Player nicht zur Verfügung stehen würden.

    Ein interessanter Artikel über das starke Umsatzwachstum im Multichannel gibt es hier: https://etailment.de/news/stories/onlinehandel-studie-bevh-warengruppen-21971

    • weil den Filialen heute schon die Kunden fehlen, sprich: die Überlebensfähigkeit der Filialen nicht gesichert ist.

      Online-Handel, der sich über die Maßen von Filialen abhängig macht, ist deshalb extrem gefährdet.

      Natürlich gibt es immer noch Branchenverbände, die ihrer Offline-Klientel nach dem Mund reden und das Modell wider besseren Wissens propagieren. Die Zahlen (sprich: die rückläufigen Kundenfrequenzen) sprechen aber für sich.

      • Aber die Click & Collect Käufer sind meines Wissens doch eigentlich Online Käufer, die sich aufgrund z.B. schnellerer Verfügbarkeit für die Abholung im Markt entscheiden. Oder vielleicht weil das Produkt online ausverkauft ist. Was ich damit sagen will ist, dass es ja Online-Klientel ist und ich da die Gefährdung des Online Shops nicht nachvollziehen kann. Ganz im Gegenteil, falls der Artikel online ausverkauft wäre, würde der potenzielle Kunde zu einem Online Konkurrenten wechseln und im schlimmsten Fall dort den Artikel kaufen. So kann er die Click & Collect Möglichkeit in Anspruch nehmen. Oder habe ich hier einen Denkfehler?

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