Amazon gelingt der Umschwung im Handelsgeschäft. Und wie!

Stößt Amazon im Handelsgeschäft an seine Wachstumsgrenzen? Das war die große Frage nach den eher mauen Ergebnissen für 2018 und dem ersten Quartal, als Amazon im Handelsgeschäft erstmals unter 10% blieb.

Doch seitdem hat Amazon den Turbo gezündet. Von Peak Amazon kann also gerade keine Rede mehr sein. So hat Amazon nach einem Plus von 16% im zweiten Quartal im jüngsten Quartal im (Online-)Handel satte 22% zulegen können, doppelt soviel wie noch im Vorjahreszeitraum.

Wie kommt es zu dieser Trendumkehr im Handelsgeschäft? Das mag an der abermaligen Ausweitung des Prime Days gelegen haben. Doch was den Knoten vor allem zum Platzen gebracht haben dürfte, ist die landesweite Einführung der Lieferung am nächsten Tag, die Amazon in den USA gerade mit Hochdruck vorantreibt.

Dieser Prime-Service drückt auf die Kosten, macht sich für Amazon aber offenbar bezahlt, um wieder erheblich an Marktanteilen zu gewinnen und online nicht nur Ebay („Ebay schrumpft weiter“), sondern auch Walmart das Wasser abzugraben, die in der Logistik noch nicht annähernd auf eine ähnlich verteilte Infrastruktur zurückgreifen können.

Amazons Weg vom Distanzhändler zum Nahversorger geht also weiter. Was aus Branchensicht schon deshalb spannend ist, weil nach dem großen Thema Software-as-a-Service (AWS) im kommenden Jahrzehnt (nicht nur für Amazon) das Thema Infrastructure-as-a-Service zum treibenden Faktor werden könnte – in der Lagerhaltung ebenso wie auf der letzten Meile.

Das sind die beiden Bereiche, in die Amazon gerade kräftig investiert und die in ihren aktuellen Ausprägungen sicherlich noch nicht annähernd das Effizienzlevel erreicht haben, das möglich ist.

So geht Amazon also jetzt mit dem eigenen Handelsgeschäft in Vorleistung und kann diese Services dann allen Marktplatzpartnern (und nicht nur denen) anbieten, die schnell kundennahe Leistungen nutzen wollen.

Smarte Lagerung und Lieferung dürfte im Handel eines der Leitthemen für die kommenden Jahre werden – nicht nur bei Amazon, sondern auch bei Alibaba, JD, Rakuten und anderen Plattform-Playern, die das heute schon in ihren jeweiligen Heimatmärkten vorantreiben.

Spannend wird jetzt, ob und wie sehr Amazon mit der zeitnahen Lieferung im nun anstehenden Weihnachtsgeschäft punkten kann.

Über das Amazon von morgen haben wir uns in den Exchanges #224 Gedanken gemacht:

P.S. Auch wenn das Handelsgeschäft bei Amazon nun wieder boomt, so sind Amazons Marktplatzerlöse mit 28% auch diesmal wieder um einiges mehr gestiegen. Amazon-intern sind also die Anteilsverschiebungen Richtung Marktplatz weiter gegeben. Siehe auch Wie löst Amazon das Marktplatz-Dilemma für sich und andere?

Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Amazon, MORE

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1 Antwort

  1. Gute Aufarbeitung der Ergebnisse, bei Amazon jedes Quartal auf den Gewinn zu schauen ist nicht wirklich aussagekräftig. Ich denke auch, dass sich die schnelle Lieferung bezahlt machen wird, aber kostet im Moment natürlich sehr viel Geld. Bei der Größe von Amazon ist so ein Wachstum sehr stark.

    So ein umfassendes Logistiknetz aufzubauen kann sich wohl „fast“ keiner leisten.

    Bei Zalando ist es im Grunde genommen auch nicht anders, der Ausbau des Logistiknetzwerkes drückt auch hier den Gewinn.

    Beste Grüße
    Maximilian

  2. Ich bin da in der Einschätzung noch nicht ganz so euphorisch. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer und so. Zumal der Umsatz in Q3 im Vergleich zum Vorjahr zwar insgesamt um 24% gestiegen ist, die Marketingkosten dagegen um 44%. Spannend wird es allemal wie sich die nächsten beiden Quartale entwickeln.

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