“We will be bigger than Amazon.de in five years.” – Mit solch vollmundigen Versprechungen ist Rakuten 2012 in Deutschland angetreten – und muss jetzt erwartungsgemäß – nach dem US-Marktplatz (ehem. Buy.com) – auch den deutschen Marktplatz (ehem. Tradoria) einstampfen.
Bemerkenswert ist dabei weniger das Aus an sich, sondern wie sich die hiesigen Branchendienste trotz angekündigtem US-Aus – unlängst noch im Rahmen einer Händlerneugewinnungskampagne vor den PR-Karren haben spannen lassen.
Rakuten hat in all den Jahren hierzulande nie aufmerksamkeitsstarke Kampagnen bei den Endkunden gefahren, sondern immer nur versucht, Händler zu gewinnen. Doch offenbar ist inzwischen selbst das Potenzial an Online-Shopbetreibern, die dumm unbedarft genug sind, sich auf reichweitenschwache Anbieter wie Rakuten einzulassen, endlich.
Die Marktplatzwelt hat sich in den letzten 10 Jahren komplett gedreht, nachdem sich dem Beispiel Amazons folgend zunehmend mehr Händler als Marktplatz geöffnet haben. Selbst ein Platzhirsch wie Ebay konnte da nicht mehr Schritt halten (“Ebay vereint Europageschäft und macht sich übernahmefertig”), zumal inzwischen Newcomer wie Wish oder AliExpress die Märkte aufmischen, indem sie sich gezielt auf chinesische Billiganbieter konzentrieren.
Auf dem Heimatmarkt ist Rakuten ein ganz anderes Kaliber und deshalb auch (noch) in den GLORE50 vertreten. Seine Zukunft sieht Rakuten dabei zunehmend in (Marketing-)Services.
Frühere Beiträge zum Thema:
- Deutschland bleibt für Rakuten ein Fass ohne Boden
- Hat Rakuten noch eine Chance auf dem deutschen Markt?
- Rakuten schließt England, hält an Deutschland vorerst fest
- Rakuten bleibt noch ein Jahr, um an Amazon vorbeizuziehen
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- Rakuten vs. Amazon: Wenn Strategie auf Wirklichkeit trifft
- Wie Rakuten mit Tradoria an Amazon.de vorbeiziehen will
- Exchanges #187: Marktplätze gestern, heute, morgen
Kategorien:Shopboerse
“Doch offenbar ist inzwischen selbst das Potenzial an Online-Shopbetreibern, die dumm unbedarft genug sind, sich auf reichweitenschwache Anbieter wie Rakuten einzulassen, endlich.”
Da bin ich nicht ganz deiner Meinung… Die Händler wussten genau, was sie an Rakuten hatten. Lieblos ein wenig Sortiment spiegeln und dann zu Superpunkt-, Rabatt- und sonstigen Aktionen mal eben die Preise bei preisstabilem Zeug (Apple?) hochziehen und mit wenig Aufwand in kurzer Zeit relativ viel Umsatz mit sehr attraktiver Marge machen.
Danach war dann wieder ein Vierteljahr Sense (aus oben genannten Gründen), aber unterm Strich war das als Dritt- oder Viertplattform nicht so unspannend ;-)
wollte damit nicht sagen, daß es nicht auch Händler gab, die Rakuten professionell zu nutzen wussten …
Kannte die nur weil sie damals tradoria gekauft haben uns den Medien. Sonst nie gesehen. Nicht Mal bei Google Shopping aufgefallen.
Seltsames Business.
Ich frag mich immer wieder wieso man was kauft und dann nicht nutzt.(ausser Wettbewerber platt zu machen).
2012 war DE schon Amazon. Man hätte sicher andere Länder in EU besser abarbeiten können.
hat man auch versucht (Play.com in England, Priceminister in Frankreich). Alles gescheitert. Dort sieht man aber auch schon, wie Rakuten.de künftig aussehen wird.
Am 18.08.2020 hatte Rakuten noch Werbung an deutsche Händler rausgeschickt.
“der Zeitpunkt war noch nie so günstig – im wahrsten Sinne des Wortes: Testen Sie unseren Marktplatz zu preiswerten Konditionen und erhalten Sie einen Zuschuss zu Ihrem Werbebudget.
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5 Wochen später erfährt man das die den deutschen Marktplatz schließen.
War kurz davor uns dort anzumelden, habe es doch nicht gemacht und zum Glück meine Zeit mit der Einrichtung des Accounts nicht verschwendet.
Aber mit Sicherheit sind jetzt viele Händler verärgert, die das gerade gemacht haben.