Auch unabhängig von der Platform Group ist Fashionette ein interessanter Fall, weil er geradezu symptomatisch zeigt, wie leicht sich Firmenjäger zur Zeit unterbewertete Firmen schnappen können. Und zwar mit sehr überschaubarem Kapitaleinsatz, wenn sie es geschickt angehen und schnell vollendete Tatsachen schaffen. Fashionette ist da nur ein Beispiel.
Denn generell sind die Umstände für derlei Übernahmen gerade ideal. Alles, was es für einen günstigen Einstieg braucht, sind:
- extrem niedrige Bewertungen – im Fall von Fashionette definitiv gegeben
- Gesellschafter, die unbedingt raus wollen/müssen – in diesem Fall Genui.
- jemand, der günstig einspringt – in dem Fall die Benner Holding mit The Platform Group.
Im ersten Schritt lässt sich so eine substanzielle Beteiligung aufbauen. Siehe im Vergleich dazu auch das Vorgehen von Frasers bei AO (und bei anderen).
Sobald sie den Fuß in der Tür haben, können sich Firmenjäger die Mehrheit der Anteile dann idealerweise ohne weiteren Kapitaleinsatz sichern, indem sie
- Sacheinlagen einbringen, die sie sich möglichst hoch bewerten lassen und dabei
- das Bezugsrecht für die bestehenden Gesellschafter ausschließen.
Siehe dazu auch die Hauptversammlungsunterlagen von Fashionette, wo nicht nur das Vorgehen, sondern auch die (rechtlichen) Begründungen dafür perfekt beschrieben sind.
Was in der Theorie so gut klingt, läuft in der Praxis allerdings nicht immer ganz so reibungslos:
- So versuchen Käufer in der Regel das Management einzubinden und möglichst lange an Bord zu halten, damit es für den Deal trommelt, ehe es dann über kurz oder lang abdankt (siehe zuletzt Home24 und zuvor Zooplus).
- Im Fall von Fashionette ist das Management allerdings frühzeitig abgesprungen. Was hier aber vielleicht durchaus gewollt war, weil das Team der Platform Group ohnehin parat stand, um Fashionette auf Linie zu bringen. Auch ein Squeeze Out war fürs erste nicht geplant.
Kurzum: Bei Fashionette hst die Platform Group sehr schnell vollendete Tatsachen geschaffen. Mangels wirklicher Alternativen kann so jetzt auch die Hauptversammlung kaum anders, als die geplante Übernahme im September durchzuwinken.
Hier die PDF-Quelle für die Präsentationsunterlagen.
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