Aldi startet einen Lieferdienst und scheint selber skeptisch zu sein, ob das so etwas werden kann. In erster Linie scheint man sich mit dem Test beweisen zu wollen, dass sich das nie und nimmer rechnen kann, man es aber immerhin versucht hat. Das jedenfalls dürfte gelingen. Schließlich hat Aldi einen Lieferservice an den Start gebracht, dem sichtlich das Geschäftsmodell fehlt.
Denn Aldis Picnic-Klon unterscheidet sich in zwei wesentlichen Punkten vom Original: Picnic liefert gratis (und ist damit extrem attraktiv). Und Picnic ist – nicht zuletzt durch den Zugriff auf das Edeka-Sortiment – in der Lage, einen Wocheneinkauf abzubilden.
Ersteres will Aldi nicht. Zweiteres würde es gerne wollen, aber kann es das auch? Bringt es ein Discounter wie Aldi mit seinem beschränkten Sortiment und den niedrigen Preisen bei genügend Kund:innen auf ausreichend hohe Bons, damit sich eine Lieferung lohnen kann?
Wie kann ein discountgerechtes Liefermodell aussehen?
Das Schöne an Spätstartern und Nachzüglern wie MeinAldi ist, dass man sie etwas kritischer unter die Lupe nehmen kann, da sie ja von den Erfahrungen und Fehlern der Wegbereiter lernen konnten und mehr Zeit und Möglichkeiten hatten, sich ein zielführendes Modell zu überlegen.
Im Grunde müssen sich Discounter wie Aldi oder Lidl zwei Fragen stellen: Wie kann bzw. muss ein discountgerechtes Liefermodell aussehen? Bzw. wie können/müssen wir unser Sortiment anpassen/erweitern, damit es sich für eine Online-Lieferung eignet?
Wo ist das Geschäftsmodell?
Wenn Online-Lieferdienste etwas wissen, dann, dass sich mit der Handelsmarge und den Servicegebühren allein kein erfolgreicher Online-Lieferdienst betreiben lässt. Letztlich ist die Vermarktung der Schlüssel zum Erfolg. Hier wird über kurz oder lang das Geld verdient.
Gerade Discounter, die stark auf Eigenmarken setzen und wenig auf Partner, haben hier allerdings die schlechtesten Karten. Die Frage wird also sein, ob Aldi hier etwas in petto hat. Ansonsten wird MeinAldi nicht mehr sein als ein netter Versuch.
Aber vielleicht können sich ja Penny und Netto ein bisschen was abschauen …
Mehr zu den jüngsten Branchenentwicklungen und zu den Anforderungen für Food & Delivery auch in den Exchanges #331.
Frühere Beiträge zum Thema:
- Aldi startet eigenen Lieferdienst Mein Aldi in NRW
- Warum hat sich nicht Kaufland Oda Deutschland geschnappt?
- Das Oda-Debakel in Deutschland – so bitter wie absehbar!
- Picnic über die Expansionspläne in Deutschland #K52023
- Wie stark sich Wolt auf der #K52023 präsentiert hat
- Exchanges #331: Wo steht Food & Delivery 2023?
Kategorien:Food, Mobile, Shopboerse
Faire Punkte, aber ich wäre mir nicht sicher, ob deine Annahme zutreffen zum Wocheneinkauf. Sehr preissensible Kunden finden bei EDEKA eben doch keine ALDI Preise und kaufen wenn überhaupt selektiv bei Rossmann oder DM die Dinge dazu, die ihnen beim Wocheneinkauf bei Aldi fehlen. Wer im letzten Jahr seinen Wocheneinkauf bei REWE oder ALDI gemacht hat, dürfte sich über die doch deutlich gestiegenen Bons gewundert haben.
Bei den Liefergebühren gebe ich dir Recht. Es ist zwar immer noch günstiger als Picnic inkl. der Lieferkosten, aber das ist für die Kunden wahrscheinlich nicht sofort ersichtlich. Bin gespannt wie es sich entwickelt.
“Es ist zwar immer noch günstiger als Picnic inkl. der Lieferkosten” müsste man eben herausstellen. Aber Liefergebühren beim Discounter sind eine echte Hürde.
Prinzipiell ließe sich das zwar über Prime-/Club-/Loyality-Modelle lösen, aber so bremst man sich gleich von Beginn an aus …
Picnic ist nicht flächendeckend vorhanden und somit sind hotspot-Vergleiche schwer. Die Frage ist doch eher sollte Aldi mit dem Clone, auf Grund der Bekanntheit einen schnellen rollout hinbekommen, was mit Picnic passiert.
ganz unabhängig hiervon ist meines Erachtens aber das Shop-System/Einkaufserlebnis am relevantesten und dies muss intuitiv und schnell funktionieren, dh. Artikel von vorherigen Warenkörbe sollten priorisiert angeboten werden bzw. die “andere Kunden kauften auch”-Funktion oder auf Basis von Rezept-Vorschläge = schnelle Einkaufsliste.
Alles nicht vorhanden, dh. man denkt vom herkömmlichen stationären/online-Shop und nicht vom Kunden.
Sollte Lidl mit einem Clone kommen, hoffentlich mit einer Light-Version, ähnlich der Express-Abholung von dm-Drogerie. Außenfläche > Abholboxen usw. – weil wer braucht wirklich den Lieferdienst?
Der herkömmliche zeitliche Aufwand des (Wochen-) Einkaufs ist zwischenzeitlich nicht zu unterschätzen und daher wäre der Kunde/Käufer bestimmt bereit hier eine kleine Servicegebühr, bei gleichbleibendem Preis zu bezahlen.
allgemein: Es muss neu gedacht werden
Ein hippes Software-Unternehmen baut ja auch Autos.
Nein hier handelt es sich nicht um ein Auto-Hersteller mit (Board-) Software – wie es dt. machen.
Ich wäre hier auch eher bei Alex Graf: den Wocheneinkauf kann man als preissensible Familie sehr wohl beim Discounter decken. Das Discount Sortiment ist ja mittlerweile auch eher Vollsortimenter like.
Was seit jeher körperliche Schmerzen bereitet:
1. durch die Gänge laufen um den zu 95% gleichen Warenkorb zu bestücken
2. Schlange stehen an der Kasse oder – noch schlimmer – selber zum Kassierer zu werden
3. die 9 Tüten nach Hause schleppen oder fahren
1. und 2. werden mit z.B. dem dm Abholservice gelindert. Aber vor allem Punkt 3 bringt mich zum Lieferservice. Und als preis-unelastischer Münchner zum bekennenden KNUSPR Fanboy :)
Als Karlsruher finde ich den dm-Same-Day-Lieferservice einfach wahnsinnig gut. Wirklich schade, dass dm das noch nicht proaktiver ausrollt. In Karlsruhe funktioniert es schon seit über 2 Jahren tadellos.