Website-Icon Exciting Commerce

Flattr: Was zeichnet wirklich gute Web-Währungen aus?

Das Social Web braucht neue Währungen, um die vielen kostenlosen,
aber kostbaren, freiwilligen Leistungen und Gefälligkeiten besser honorieren zu können.
Darin sind sich so ziemlich alle einig. Nur beim Wie, da scheiden sich die
Geister. Und in der Umsetzung trennt sich dann die Spreu vom Weizen:

Aktuell bekommen Angebote wie Kachingle oder Flattr (to flatter = schmeicheln) erstaunlich viel mediale Aufmerksamkeit, zwei sicherlich gut gemeinte Bezahldienste fürs Social Web, die allerdings wie soviele Angebote dieser Art geradewegs in die Almosenfalle tappen.

"Haste mal 20 Cent?"

Offensichtlich wird das immer, wenn im sozialen Kontext von "Micropayments" die Rede ist: Das bedeutet dann in der Regel, dass bedürftige Seitenbetreiber ihre Klingelbeutel (s. Kachingle bei Carta) raushängen und sich dann von ihren Lesern (darunter viele Freunde und Bekannte) mit Almosen abspeisen lassen (müssen).

Die soziale Erniedrigung wirkt bei derlei Angeboten also in beiderlei Richtungen: Die Seitenbetreiber müssen ihren Stolz überwinden und bereit sein, ihre Nutzer anzubetteln – und die "edlen" Spender zeigen dann zu allem Überfluss noch mit lächerlichen Kleinstbeträgen, wie wenig ihnen die Sache eigentlich wert ist.

Wenn aus Wertschätzung Geringschätzung wird

Das Dilemma von Flattr & Co.: Die an sich gut gemeinte und sehr ehrenwerte Grundidee wird durch eine ungeschickte Umsetzung ins Gegenteil verkehrt: Aus Wertschätzung wird Geringschätzung.

Die Ursache liegt vornehmlich darin, dass die Beteiligten bei derlei Modellen nicht zuvorderst als menschliche Wesen wahrgenommen werden, die bei dem, was sie tun, auch eine Würde zu verlieren haben, sondern, wie wir es in unserem sachorientierten Wirtschaftssystem nun mal gewohnt sind, vornehmlich in ihrer Rolle als (Content-)Produzenten und (Content-)Konsumenten.

Was zeichnet eine wirklich gute Web-Währung aus?

Aber wie werden John Hagel, Umair Haque & Co. gerade nicht müde zu predigen: Wenn wir bei diesen Themen wirklich weiterkommen wollen, muss endlich die Konsumentendenke ein Ende haben ("From Consumer to Networked Creator")


Bildquelle: Open Money

Um eine wirklich soziale Web-Währung zu konstruieren, müsste man den menschlichen Faktor betonen und sich überlegen, wie man die sozialen Bindungen stärken und ggf. bereits bewährte, natürliche "currencies of appreciation" wie Lob oder Beifall webadäquat umsetzen könnte.

Wie wird aus Flattr eine starke soziale Währung?

Anders angegangen ließe sich dann aber auch aus Flattr & Co. durchaus etwas machen:

Frühere Beiträge zum Thema:

Die mobile Version verlassen