Von Stephan Meixner
Wenn Bestsecret wie gestern in München in großem Stil zur PR-Veranstaltung lädt, dann ist das doch mehr als ungewöhnlich. Denn der Geheimnisvollste unter den Shopping-Clubs ist bereits seit Dezember 2007 aktiv, ohne dass der für den Club verantwortliche Textilgroßhändler Schustermann & Borenstein groß die Werbetrommmel rührt. Warum auch, werden doch im Schnitt pro Monat 3.000 Mitgliedsanfragen von Geschäftsführer Marian Schikora abgelehnt.
Ziel der Presse-Veranstaltung war daher auch in erster Linie, noch einmal die Geschäftsphilosophie von Bestsrecret.com zu veranschaulichen. Denn diese unterscheidet sich in der Tat deutlich von der vieler anderer Shopping-Clubs:
- Bestsecret.com hat sich zum Ziel gesetzt, nie mehr als 250.000 Kunden gleichzeitig Zutritt zum Shopping-Club zu gewähren. Sobald diese Marke erreicht wird, gibt es einen Aufnahmestopp für neue Mitglieder.
- Bereits heute ist es für Interessenten schwer genug, in den Club zu kommen. Im Gegensatz zu Anbietern wie Brands4Friends können sich Internetnutzer nicht selbst für eine Mitgliedschaft bewerben. Zugang erhält nur, wer von bestehenden Mitgliedern empfohlen wird. Diese aber können nicht beliebig viele Empfehlungen aussprechen. So ist immer nur nach einem Kauf im Shopping-Club eine Empfehlung möglich.
- Eine Empfehlung allein garantiert aber noch keine Aufnahme in den Shopping-Club. Bestsecret achtet beispielsweise darauf, dass nicht zu viele Internetnutzer aus einem bestimmten Postleitzahlengebiet gleichzeitig Mitglied im Shopping-Club werden.
- Eine Mitgliedschaft ist zudem an Bedingungen geknüpft. Mitglieder werden daher nicht nur aufgefordert, Marken und Preisen "mit äußerster Diskretion" zu behandeln. Kunden müssen im Jahr auch mindestens Waren im Wert von 150 Euro kaufen. Wer über einen Zeitraum von zwölf Monaten für deutlich weniger einkauft, verliert den Zugang zu Bestsrecret. Auf diese Weise stellen die Betreiber sicher, dass sie keine Karteileichen, sondern ausschließlich aktive Mitglieder ansprechen. Wer zudem im Schnitt mehr als 80 Prozent seiner Artikel zurückschickt, wird unter Umständen wegen zu hohen Retourenquoten ausgeschlossen.
- Bestsecret betreibt in Dornach bei München ein 10.000 Quadratmeter großes Lager. Bestellungen erreichen daher in der Regel bereits am nächsten Werktag die Kunden und nicht erst nach vier Wochen. Im Schnitt laufen täglich fünf Verkäufe, 4.000 bis 6.000 Produkte führt Bestsecret.com auf Lager. Rund 750.000 Sendungen wurden im vergangenen Jahr verschickt, im Schnitt etwa 2.500 Sendungen pro Werktag. Für 2011 plant Bestsecret etwa 4.500 Sendungen pro Tag.
- Aktuell zählt Bestsecret.com 150.000 aktive Mitglieder. Bei einem durchschnittlichen Jahresumsatz von 400 Euro pro Kunde erwirtschaftet der Shopping-Club also geschätzte 60 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Damit spielt "das bestgehütete Geheiminis der Modebranche" in einer Liga mit Vente Privée, das im vergangenen Jahr in Deutschland einen Brutto-Umsatz von rund 70 Millionen Euro erzielten konnte.
Apropos Vente Privée: Wie auch Vente-Privée-Gründer Jacques-Antoine Granjon sieht sich Bestsecret-Geschäftsführer Schikora als Advokat für die Marken (s. Interview "Wir machen keinen E-Commerce") und legt besonders viel Wert auf gute Beziehungen zu den Lieferanten. Auch in Zukunft will Bestsecret daher vor allem "kontrolliert wachsen". Der Shopping-Club wird sich daher nie Millionen Mitgliedern öffnen, um exklusiv und authentisch zu bleiben ("Privatverkauf für eine Million Kunden ist eine Farce"). Was auch die Marken und Lieferanten von Bestsecret freuen dürfte, ohne dass dies solche Studien belegen müssen.
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