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Neckermann Insolvenz: Wenn 1.000 Online-Jobs nichts zählen

Neckermann hat auch beim Untergang noch einmal das Unmögliche möglich gemacht. Oder wer hätte sich jemals vorstellen können, dass Gewerkschaftsvertreter die Insolvenz eines Unternehmens seiner geordneten Weiterführung vorziehen würden?

Der "Aufstand der [Online-]Beschäftigten", wie es die Frankfurter Rundschau nannte, kam zu spät, obwohl schon relativ früh deutlich wurde (siehe Streik zur Unzeit: Wann reichts den Neckermann-Investoren?), dass die "Bemühungen" der Gewerkschaften in jedem Fall auf Kosten der Onliner gehen würden, die das Unternehmen in die Zukunft führen sollten.

Nachdem sich Betriebsrat und Gewerkschaft in den Abfindungsverhandlungen verzockt haben, stehen statt der ursprünglich geplanten knapp 1.400 Jobs nun auch die knapp 1.000 Jobs der "Onliner" auf dem Spiel. Die Verhandlungsführer stilisieren sich zu Opfern, den "bösen" US-Investor zum Übeltäter und Buhmann.

Dabei wollte der nochmals 25 Mio. Euro zuschießen, damit Neckermann in stark verkleinerter Form eine letzte Chance bekommt:

"Sun Capital hatte im April signalisiert, weitere 25 Mio. Euro in das Unternehmen zu investieren, wenn alle Beteiligten bei der Sanierung an einem Strang zögen.

Allerdings wollte das Unternehmen Arbeitsplätze abbauen, ohne die Betreffenden in eine Transfergesellschaft zu überführen oder eine Abfindung zu bezahlen."

Was bei Neckermann passiert ist, ist durchaus symptomatisch für die Grabenkämpfe zwischen On- und Offlinern, die die (Versand-)Handelshäuser nun schon seit Jahren zermürben.

In aller Regel ziehen die Onliner den Kürzeren. Schon weil sie zahlenmäßig unterlegen sind. Aber auch, weil sie in den Traditionshäusern immer noch als Fremdkörper und Störenfriede wahrgenommen werden und es zudem nicht gewohnt sind, für ihre eigenen Belange auf die Barrikaden zu gehen.

Für Neckermann ist die Lage nun brenzlig. Wer will schon einen heruntergewirtschafteten Versender, dessen Belegschaft sich gerade selber disqualifiziert hat? Man hätte einem tradtionsreichen Versandhaus wie Neckermann einen rühmlicheren Abgang gewünscht. Aber das hätte man auch Quelle schon.

Spannend wird jetzt, wann und wie Otto seinen Leuten beibringen will, dass ein Gutteil der heutigen Belegschaft überflüssig ist. Walz hat das erst kürzlich hinter sich gebracht.

Dass die letzten Katalogversender gerade jetzt ums Aus kämpfen, kommt hingegen nicht überraschend. Es zeichnete sich schon länger ab, dass der Marktdruck 2012/13 zu groß werden würde.

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