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Neckermann und das Armutszeugnis vom Insolvenzverwalter

Auf einer Betriebsversammlung hat der Neckermann-Insolvenzverwalter gestern die Belegschaft auf das bevorstehende Aus eingestellt und dem Unternehmen in der begleitenden Pressemitteilung ein regelrechtes Armutszeugnis ausgestellt (PDF):

"Investoren prüften bereits kurz nach Eröffnung des Verfahrens das Unternehmen.

„Die Investoren monieren vor allem, dass ihrer Ansicht nach über einen langen Zeitraum hinweg nicht kostenbewusst gewirtschaftet worden sei.

Überall seien sie bei ihrer Prüfung auf die sichtbar schlimmen Folgen für die Wirtschaftlichkeit des Betriebs gestoßen“, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Michael C. Frege.

„In dieser immer aussichtsloseren Lage reduzieren sich damit die Chancen für die Weiterführung von Neckermann immer mehr“.

Das Paradoxe also: Neckermann hätte genau so einen radikalen Befreiungsschlag (mit drastischen Sparmaßnahmen, Entlassungen, etc.) wie er letztlich zur Insolvenz geführt hat, schon viel früher wagen müssen. Was die Mitarbeiter aber zu jeder Zeit zu verhindern gewusst hätten (und aus ihrer Sicht natürlich zurecht).

Das verdeutlicht einmal mehr, wie sich gerade alteingesessene Händler zunehmend in einem Teufelskreis befinden, in dem Insolvenzen self-fulfilling werden, allein schon deshalb, weil das System zwar mit wirtschaftlichen Krisensituationen umgehen kann, aber nicht für den strukturellen Wandel gerüstet ist, durch den die Handelsbranche gerade geht.

Entsprechend kann man sich auch in anderen Fällen fragen: Machen Görtz, Thalia, Media Markt, Otto & Co. heute schon die notwendigen radikalen Schritte, um ihre Unternehmen zu drehen? Oder tun auch sie wieder nur gerade das Nötigste (=unternehmenspolitisch Machbare), mit den entsprechenden langfristigen Folgen für ihre Unternehmen?

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