Bei Design 3000 kaufen 75% Frauen – wer hätte das gedacht?

Ein Aspekt, der in den spannenden Debatten um Design 3000 ("Design 3000 steigert sich 2012 auf 8 Mio. Euro Umsatz") völlig untergegangen ist, ist die Frauenquote. Eindrucksvolle "drei Viertel der Bestellungen kommen von Frauen", heißt es von den Machern. Beim Lesen blieb mir ob dieser Zahl erstmal die Spucke weg, weil ich Design 3000 (in der oberflächlichen Betrachtung und in all seinen Optimierungsbemühungen) immer vor allem als Angebot für Männer wahrgenommen habe.

Wie kommt es, dass bei einer Seite, die in ihrer Machart so offenbar auf die männlichen Shoppingbedürfnisse eingeht, trotzdem soviele Frauen bestellen? Oder anders gefragt: Was bitte steckt in so einem Online-Angebot an Umsatzpotenzial, wenn es nicht nur sortimentsseitig, sondern auch konzeptionell konsequent auf die Bedürfnisse der tatsächlichen Zielgruppe ausgelegt wäre?

Localmaxdesign

Es soll nicht despektierlich klingen, aber Design 3000 zählt in der Machart zu den typischen Frauenbremsen (andere sprechen von "Nerd Commerce"), wie wir sie heute im E-Commerce webauf, webab – von Amazon bis Zalando – erleben.

Und dabei ist nicht die Frage, dass man mit dem richtigen Thema (Schuhe! Kosmetik! Mode!) und mit der entsprechenden Marketingpower auch mit suboptimalen Seiten bei Frauen punkten kann. Davon lebt das Online-Geschäft heute, wenn auch weit unter seinen Möglichkeiten, weil speziell die Frauen im Zweifel dann doch lieber in die Fußgängerzone rennen.

Die Frage ist vielmehr, was man aus einem Online-Angebot wie Design 3000 herausholen könnte, wenn man es in das richtige Kleid packen würde? Wie würde so ein Angebot z.B. als Design 3001 im Etsy/DaWanda-Stil oder als Design 3002 im Pinterest-Look laufen? Wie würden sich die Wiederkehrraten, die Verweildauern und die Wiederbestellquoten entwickeln?

Wir versuchen bewusst immer wieder auf alternative Formen der Darstellung und der Nutzeransprache hinzuweisen – zuletzt auf die Mood-Boards von Stylight oder auf Tools wie PinPress ("Wie Händler den Pinterest-Look nachahmen können"), um Anregungen für alternative Ansätze und spannende Experimente zu liefern.

Viele Shopbetreiber merken, dass sie im Rahmen der gängigen (Shop-)Optimierungsmöglichkeiten an eine Grenze stoßen. Wir vertreten die Auffassung, dass es sich hierbei um die schrittweise Annäherung an ein lokales Maximum handelt – und die Marktzahlen bestärken uns in dieser Annahme.

Wo aber liegt das globale Maximum für den Handel der Zukunft? Das ist eine der Fragen, die uns bei Exciting Commerce bewegt, und deshalb kann das Thema "Potenzialausschöpfung" für uns gar nicht hoch genug auf der E-Commerce-Agenda stehen. Wir erwarten hier in den nächten fünf bis zehn Jahren gleich mehrere Quantensprünge.

Schon im letzten Jahr hatten wir uns deshalb mit dem Thema "Wie wollen Frauen online shoppen?" auf der Exceed befasst, und auch in diesem Jahr wird das Thema eine prägende Rolle spielen – mit SheCommerce, Stylight, Pippa & Jean und anderen mehr.

Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Frauenmaerkte

1 Antwort

  1. Wobei ich Etsy und DaWanDa gar nicht mal sooo revolutionär finde, im Vergleich zu Design-3000. Der Pinterest-Ansatz wäre da tätsächlich schon ne andere Nummer. Auf jeden Fall wäre das mal ein schöner Fall für einen A/B-Test. Kann natürlich auch sein, dass die CR bei den Frauen um 20% steigt und bei den Männern um 90% fällt, dann hätte man gar nichts gewonnen :-)

  2. Als „Frauenbremse“ habe ich Design-3000 nie gesehen – ganz im Gegenteil. Das Sortiment bedient meiner Ansicht nach typische Frauenthemen (Geschenke, Lifestyle, Kinder, Essen, usw.) und das Design empfinde ich schon als recht weiblich. In einigen wenigen Stellen noch etwas technisch und nüchter – soll aber wohl auch stylish rüberkommen. Die Jungs (oder Mädels) von Design-3000 habe da schon einen guten Job gemacht.

  3. Zu verspielte Designs sind mitunter nicht intuitiv zu bedienen. Vom Nutzer „gelerntes“ Webdesign ist vielleicht gar nicht so schlecht für die Conversion.

  4. Ein besonders „weibliches“ Design muss nicht zwangsläufig bessere CRs bedeuten. Wie gesagt, da würde ich einen A/B Test machen, wobei ich davon ausgehe, dass das die Kollegen bei Design-3000 schon gemacht haben und zu genau diesem Ergebnis gekommen sind.

  5. Sorry, aber das is BS. Wieso glaubt man so überzeugt/überheblich Pintrest/etsy Design würde besser performern?

  6. Mich verwundern die 75% nicht. Das Look & Feel der Seite ist extrem weiblich und sehr logisch strukturiert. Design3000 bietet statt *nur Produkte* dann auch die von Frauen oft gewünschten (Problem)Lösungen an, macht einfach Spaß zum Stöbern und Klicken. Bei Männern ist oft auch der Content wichtig, bei Frauen umso mehr der Kontext. Emotionen sind bei der weiblichen Kundschaft wichtig, sie entstehen u.a. dadurch das die Produkte erlebnisorientiert gezeigt werden.

  7. Aus persönlicher Erfahrung gesprochen: Nur weil 75% der Design3000-Bestellungen von Frauen final durchgeführt werden, heißt das noch lang nicht, dass nicht vorher deren Männer gesucht, geklickt & gekauft haben ;-)
    -> Und noch ein Tip an alle: Nur weil ich daheim nen „Hammer“ hab (A/B-Testing Tool) wird doch nicht gleich jedes „Problem“ zum Nagel.
    Ein geschlechter-spezifischer A/B-Test auf CR-Basis halte ich für Quatsch. Glaub persönlich auch nicht dass D3 ein Riesenproblem mit der CR hat, sondern eher an AOV und KUBI feilt oder feilen sollte.

  8. @Diana Und, werden die Produkte erlebnisorientiert gezeigt? Hier nur mal alle Neuheiten http://www.design-3000.de/Neuheiten/
    @CF bei Etsy/DaWanda, aber auch bei Pinterest dachte ich neben der Darstellung vor allem an die kommunikativen Elemente.
    Marcel verweist da gerne auf die Ein-Klick-Gesten als wesentliches Pattern http://www.excitingcommerce.de/2011/04/lsd-2011-das-social-web-pattern-im-e-commerce.html
    Und generell: es geht (mir) hier nicht darum, auf Design 3000 rumzuhacken.
    Ich denke, wir haben die Leistung(en) von Design 3000 in früheren Debatten ausreichend gewürdigt und das sehr zurecht, sondern Design 3000 als Beispiel zu nehmen für eine gut gemachte Seite, die wie soviele andere Online-Shops ein Plateau erreicht hat – und sich nun die Frage gefallen lassen muss: Bin ich das Problem oder die Lösung, dass Frauen auch in ihren angestammten Kategorien noch so wenig häufig online bestellen?
    Dirk Weimar hat ja an anderer Stelle durchblicken lassen, dass auch Design 3000 (wie so viele andere Online-Händler) mit seinen Wiederbestellraten alles andere als zufrieden ist. Um den Punkt gehts mir eigentlich. Da steckt das Umsatzpotenzial.

  9. Wäre schon interessant zu sehen ob man die Rate der Frauen noch erhöhen könnte durch eine emotionalere Gestaltung.
    Bei WOONIO bestellen aber auch hauptsächlich Herren obwohl im Hintergrund die Damen entscheiden.

  10. Jedes Mal, wenn ich einen Beitrag dieser Art lese, frage ich mich, wer „die Frauen“ sind, von denen hier ausgegangen wird.
    Auf statistischer Ebene ist Amazon der beliebteste Shop, auch in Sachen Design, und da haben nicht nur Männer abgestimmt. Auch Design 3000 gibt der Erfolg recht.
    Auf persönlicher Ebene kenne ich niemanden, der zu Shoppingzwecken aktiv Pinterest nutzt. Dafür eine (im kreativen Bereich tätige) Bekannte, die den Fab Newsletter abbestellt hat, weil das ständige „Entdecken“ ermüdend war. Oder Verwandte, die nicht mehr online shoppen, weil sie von mangelhaften Filtermöglichkeiten oder zu wenig fehlertoleranten Suchfunktionen nachhaltig frustriert sind (nicht von mangelnder Inspiration).
    Vor diesem Hintergrund erscheint mir das beim „Female Commerce“ zugrundeliegende Bild über Frauen und ihre Shopping-Gewohnheiten häufig leider etwas klischeehaft.

  11. Darf ich daraus schließen, dass Design 3000 in seiner jetzigen Form der ultimative Online-Shoppingtraum für Frauen ist? Mich würden mal ein paar persönliche Einschätzungen interessieren. Aus Frauensicht gibts hier also keinerlei Steigerungsmöglichkeiten mehr?

  12. Also Jochen … Frauen sind doch nicht unfähig, mit einem normalen Shop umzugehen. Ich finds nur logisch, dass ein Shop mit so viel Deko-Zeugs hauptsächlich weibliche Kunden hat.

  13. behaupte ich auch nicht, nur, dass sie in einem „normalen Shop“ für weniger Umsatz sorgen als möglich.

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