Ist Fame die ultimative Leit-Währung im Social Web?

Die Flattr-Debatte ("Was zeichnet eine wirklich gute Web-Währung aus?") hat neulich ein paar sehr erhellende Ergebnisse gebracht und u.a. "Fame" als mögliche Leit-Währung ins Spiel gebracht:

"Was sehr
gut dagegen funktioniert ist "Fame". (…) Und das ist letztendlich
auch die Idee hinter Flattr. Fame verteilen und bekommen."

"Ich
könnte mir gut vorstellen, dass die "Fame-Punkte" irgendwann indirekt in
Geld umgetauscht werden könnten:

  • Ein Blog mit viel (menschlich vergebenem) "Fame", wird – bei gleichem
    Traffic – mehr für Werbung verlangen können,
  • ein Journalist mit viel
    Fame wird seine Artikel teurer verkaufen können und ein Berater mit viel
    Fame wird teurere Stundensätze verlangen können.
  • Ein Shop mit viel Fame
    wird seine Ware nicht nur zum Dumpingpreis verkaufen müssen.

Vielleicht
wird sogar irgendwann eine Privatperson mit viel Fame sich bei der
Jobvergabe eher durchsetzen können."

All das passiert natürlich schon: Jemand mit viel öffentlicher Anerkennung kommt heutzutage weitaus leichter an die lukrativen Jobs/Aufträge bzw. Sponsoren- und Werbedeals als jemand, der völlig unbemerkt im stillen Kämmerlein vor sich hinwerkelt.

Woran es jedoch oft hapert, ist die Selbsteinschätzung. Man könnte das auch auf die einfache Formel bringen: Selbstdarstellung hilft, Selbstüberschätzung schadet.

Oder anders formuliert: Es gibt eben aktuell noch viel zu wenige, die Fame wirklich verdienen. Und viel zu viele, die sich darüber beklagen, dass sie zu wenig davon abbekommen.

Das liegt in der Natur der Sache. Denn in unserer Gesellschaft wird überlicherweise Konformität belohnt, während man "Fame" vor allem dafür bekommt, dass man Dinge anders macht, sich unterscheidet und im Optimum "sein Ding" durchzieht (s. Apple & Co.).

Deshalb ist ein wie auch immer geartetes Star-System (nicht nur) im Social Web unvermeidlich und auch völlig legitim, zumal es nie einfacher war, öffentlich Anerkennung zu bekommen, sich eine Gefolgschaft zu erarbeiten und zur Leitfigur in seinem (auch noch so speziellen) Bereich zu werden.

Patrick Breitenbach hat die Debatte in dieser Woche bereichert und einen "Applaus-Button" angeregt. Und auch wenn er in dem ein oder anderen Punkt noch zu materialistisch argumentiert, hat er recht damit: Wenn überhaupt, dann brauchen wir eine positive, freiwillige, motivierende Währung.

Viele der neuen Initiativen (Flattr, Kachingle & Co.) wollen zu viel auf einmal. Sie verquicken die Dinge und landen deshalb oft in der Almosen-Falle. In einer einzigen Währung lassen sich Ruhm und Reichtum jedoch schlecht abbilden, weil beide entgegengesetzt wirken bzw. das eine vor allem im sozialen, das andere vor allem im kommerziellen Kontext funktioniert. Geld lässt sich eben nur schwer in Ruhm eintauschen. Umgekehrt funktioniert das schon.

Im Gamingbereich haben sich deshalb Doppel-Währungen bewährt. Mit der einen Währung erhöht man seinen Status, mit der zweiten verdient man sein Einkommen, wobei, und das ist das eigentlich Spannende an dem Thema, einige auch vom Ruhm alleine leben können, weil mit dem Ruhm zwar nicht notgedrungen das Einkommen steigt, aber die Kosten auf ein Minimum sinken.

Apropos Ruhm vs. Reichtum: Facebook versucht gerade etwas Ähnliches mit seinem "Like"-Button, der ja im weitesten Sinn auch eine Art Applaus-Button ist. Und wer weiß, vielleicht wird man das dadurch erworbene "Like"-Ver-Mögen irgendwann auch in Facebook Credits einlösen können.

Die Professoren Ridderstrale und Nordström haben einige der Aspekte im übrigen sehr gut in ihrem Business-Klassiker Karaoke-Kapitalismus beschrieben.

Frühere Beiträge zum Thema:




Kategorien:Facebook

1 Antwort

  1. Ich würde dieses Posting gerne flattrn (kein Witz)

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