Getestet: Wie nun auch Amazon Facebook integriert

Im Zuge der im April gelaunchten neuen Funktionen von Facebook hatten wir uns auch Gedanken über die Implikationen der Facebook-Expansion für Amazon gemacht:

"Online-Shops werden in der Lage sein, über den Import von Facebook-Daten ihr Angebot individuell anzupassen. Denn auf einfache Weise kann der Online-Shop dann, sofern der User zustimmt, viel über dessen Vorlieben und Interessen erfahren.

Nicht nur Amazon, das bereits auf viele Daten zugreifen kann und Käufer über die Personalisierung langfristiger halten kann, sondern auch kleinere Online-Shops werden diese Funktionalität über Facebook erhalten. Das kann potentiell bedeuten, dass kleinere Online-Shops attraktiver werden und der Vorteil von Amazon in diesem Bereich schmilzt."

Amazon selbst scheint die Bedeutung von Facebook ebenfalls erkannt haben und hat nun eine Integration von Facebook gestartet:

amazon-facebook

"The online shopping experience may soon get far more social as online retail behemoth Amazon has added connectivity to Facebook in order to provide product suggestions based on likes and favorites pulled from the social graph."

Nach der Verknüpfung kann Amazon die (öffentlich zugänglichen) Interessen der Freunde nutzen, um Empfehlungen aussprechen zu können.

Die Freunde müssen dafür nicht mit Amazon verbunden sein. Empfehlungen werden auch auf der Grundlage der eigenen auf Facebook hinterlegten Interessen und 'Like'-Aktivitäten erstellt. Die Daten werden über die Graph-API von Facebook abgeholt. Vorausgesetzt es liegen genügend Daten vor, sind die Empfehlungen tatsächlich ausgesprochen gut, wie ich im Test feststellte.

amazon-facebook-2

Die aus der Integration mit Facebook gewonnenen Empfehlungen werden auf einer gesonderten Seite gebündelt dargestellt. Nutzer sind außerdem in der Lage, auf dieser Seite die anstehenden Geburtstage von Facebook-Freunden zu sehen und sich Geschenkempfehlungen für diese anzeigen zu lassen.

Worauf Amazon zu verzichten scheint, ist die Möglichkeit, Aktivitäten auf Amazon wiederum auf Facebook zu veröffentlichen.

An der von uns prognostizierten Verschiebung der Empfehlungs- und Personalisierungsfront im E-Commerce ändert dieser Schritt von Amazon jetzt zwar viel, langfristig aber wenig: Jeder Shopanbieter, egal ob großes Amazon oder kleines Startup, hat Zugriff auf die gleichen Daten von Facebook. Die langfristigen Implikationen sind immens.

Weitere Screenshots der Integration und lesenswerte Ausführungen zu weiteren Möglichkeiten der Auswertung von Facebook-Daten für den E-Commerce findet man hier. Eine ausführliche Berichterstattung findet man auch auf Inside Facebook.

Die Integration von Facebook ist aktuell Beta und in Deutschland nicht verfügbar, kann aber auch von Deutschland aus auf Amazon.com getestet werden.

Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Facebook, Social Commerce

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1 Antwort

  1. interessant wäre einmal eine analyse dieser schritte im hinblick auf demandware und co. treten dabei nicht immer mehr system- oder saas-lösungen in den hintergrund?
    könnte das nicht der viel beschworenen modularisierung von shoplösungen einen freundlichen tritt in den allerwertesten geben?
    und was ist der logische schritt danach, so leid es mir auch tut, aber neckermann, otto und co. sind gerade erst bei den „das könnte sie auch interessieren..“ funktionen angekommen, der hier aufgezeigte schritt entzieht sich sicherlich noch für monate der aufmerksamkeit so manchen ecommerce-verantwortlichen der großen versender.

  2. „Jeder Shopanbieter, egal ob großes Amazon oder kleines Startup, hat Zugriff auf die gleichen Daten von Facebook“
    Das ist leider nicht ganz richtig.
    Laut dem Artikel auf facebookbiz.de (http://www.facebookbiz.de/artikel/die-zukunft-des-social-commerce-amazon-facebook) handelt es sich hier nicht um die für alle zugänglich Open Graph API, sondern um eine spezielle Schnittstelle „aufgrund einer Partnerschaft zwischen Facebook und Amazon“.
    Auch wenn es die öffentliche API wäre, hat nicht jeder Shopanbieter die Ressourcen, so eine Integration umzusetzen.
    Ich denke Amazon hat sich damit noch einen Schritt weiter weg von den „kleinen“ Shops gebracht.

  3. Teile die Meinung. Das die Daten für alle zur Verfügung stehen, ist eigentlich gar nicht von Belang.
    Die Intelligenz steht in der Nutzung. Bin gespannt auf die Datenschutzdebatte die damit einhergeht.

  4. Eine intelligente Nutzung sehe ich bei Amazon in dem Fall allerdings überhaupt nicht. Gähnend langweilig! http://blog.paulinepauline.de/2010/07/29/amazons-produktempfehlungen-lassen-mich-zweifeln-und-die-facebook-integration-auch/

  5. @Daniel:
    Ohne jetzt die Open Graph API zu kennen, denke ich das alle öffentlich zugänglichen Daten einer Person ausgelesen werden können. Was kann dann die Special-API für Amazon mehr? Ist da schon was bekannt?

  6. @Daniel:
    Das ist richtig, dass alle öffentlich zugänglichen Daten auch auslesbar sind.
    Allerdings besteht dann zum einen die Gefahr, dass Facebook dieses Auslesen einfach mal blockt (wenn Du nicht grad Google bist, werden die auch keine Bedenken haben, Deinen Bot zu blocken). Zum anderen muss man dann noch mal mehr Aufwand rein stecken um das (saubere) Auslesen der Daten außerhalb einer API zu entwickeln.
    Was genau Amazons Special-API kann, weiß ich auch nicht. Im Artikel bei facebookbiz wird das Auslesen von den „Likes“ angesprochen. Keine Ahnung, ob das über die Open Graph API auch geht.

  7. @florian: „und was ist der logische schritt danach, so leid es mir auch tut, aber neckermann, otto und co. sind gerade erst bei den „das könnte sie auch interessieren..“ funktionen angekommen, der hier aufgezeigte schritt entzieht sich sicherlich noch für monate der aufmerksamkeit so manchen ecommerce-verantwortlichen der großen versender.“
    Guter Einwurf. Der Erfahrung nach mit großen Unternehmen würde ich eher auf Jahre als Monate tippen. Aber man kann nie wissen..
    @Daniel&Daniel (Nachnamen wären toll):
    Ich weiß nicht, wo facebookbiz die Information her hat, dass das nicht über die Graph-API umgesetzt wurde. Alle Berichte, die ich gelesen habe, sprachen von einer Umsetzung mit der Graph-API. Nirgendwo wird eine private API für eine bilaterale Kooperation genannt. Es ist möglich und sogar wahrscheinlich, dass Facebook Amazon bei der Umsetzung logistisch unterstützt. Auf der technischen Ebene dürfte Amazon aber das gleiche zur Verfügung stehen wie allen anderen. Nirgendwo habe ich etwas Gegensätzliches gefunden.
    „Auch wenn es die öffentliche API wäre, hat nicht jeder Shopanbieter die Ressourcen, so eine Integration umzusetzen.“
    Wenn das der Fall ist und das ist durchaus möglich, ist es nur eine Frage der Zeit bis entsprechende Dienstleister diese Lücke schließen. Es gibt bereits heute einige Dienste, die die Normalisierung von Daten aus APIs wie Twitter zum Beispiel anbieten. (z.B. Gnip)
    Da der Markt hier besonders im E-Commerce-Bereich sehr umsatzstark werden wird, sehe ich das nicht als problematisch.
    (Hint: Marktlücke!)
    „Im Artikel bei facebookbiz wird das Auslesen von den „Likes“ angesprochen. Keine Ahnung, ob das über die Open Graph API auch geht.“
    Das ist möglich, wie wir hier bereits ausgeführt hatten:
    http://www.excitingcommerce.de/2010/04/personalisierung-wie-facebooks-neuerungen-amazon-bedrohen.html
    siehe auch ReadWriteWeb:
    http://www.readwriteweb.com/archives/lunchcom_implements_facebook_like_import_feature.php
    „Lunch.com, a year-old personal recommendation network that functions somewhat like Yelp, is implementing Facebook’s newly launched Open Graph API (application programming interface) in an interesting way: It’s doing Facebook „like“ imports“

  8. Warum kombiniert Amazon nicht social graph und behavioural data fuer recommendations? Wir arbeiten dran: http://www.peerius.com/. Stay tuned…

  9. @paulinepauline super Einwand! Zusammen mit Marcels mein Lieblingsbeitrag zum Thema. Leider wird hier wieder mal die Technik der Technik willen gefeiert.
    @florian bitte die „ecommerce-verantwortlichen der großen versender“ nicht unterschätzen. Denen entgehen solche Entwicklungen nicht. Wenns nach den Onlinern ginge, sähe so manches Angebot schon komplett anders aus. Die Widerstände gegen solche Pläne bzw. die strategischen Vorgaben, die dies nicht zulassen, kommen von den Offlinern.

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