iBooks: Bringt Apple neuen Wind in die Publishing-Branche?

von Matthias Hell

Apple blieb bisher im Publishing-Bereich noch deutlich hinter seinen Möglichkeiten zurück. Zwar hat der Hersteller mit dem iPad die attraktivste Hardware und mit iTunes die am reifsten entwickelte digitale Vertriebsplattform, doch gab es von dem Hersteller noch keine eigenen, neuen Ideen zum „Buch“ der Zukunft.

Der Wettbewerb – allen voran Amazon – ist hier schon deutlich weiter:

Mit AmazonEncore, AmazonCrossing, Montlake Romance, Thomas & Mercer sowie 47North hat Amazon bereits seit 2009 eine ganze Reihe von Imprints mit zum Teil exklusiven Titeln an den Start gebracht.

Spannender sind jedoch neuartige digitale Verlagsmodelle wie Amazons Selfpublishing-Plattform CreateSpace oder das temporäre, gemeinsam mit Seth Godin ins Leben gerufene Domino Project („reinventing the way books are created when the middleman is made less important“).

Statt traditionierte Vertriebsmodelle lediglich in die digitale Welt zu übertragen, haben Amazon und seine Partner hier nach Wegen gesucht, die sowohl die Rolle des Autors radikal verändern wie auch die mit dem Format Buch verbundenen Inhalte neu definieren.

Im Rahmen eines „Education Announcement“ hat Apple nun einige Neuheiten vorgestellt, mit welchen der Hersteller die Initiative im Publishing-Bereich zurückgewinnen könnte.

Zum einen ist das iBooks 2, eine App für Fach- und Schulbücher, die mit animierten und interaktiven Inhalten das eBook-Format signifikant erweitern soll. Apple hat dafür bereits die renommierten Fachbuchverlage Houghton Mifflin Harcourt, McGraw-Hill und Pearson als Partner gewonnen, die ihre eBook-Titel im iBookstore künftig für maximal 14,99 US-Dollar anbieten wollen – ein markanter Preisschnitt für die traditionell hochpreisigen Textbooks.

Spannender für die Publishing-Branche ist aber die zweite Apple-Neuvorstellung, „iBooks Author“:

Ibooks_author
„iBooks Author is available today as a free download from the Mac App Store and lets anyone with a Mac create stunning iBooks textbooks, cookbooks, history books, picture books and more, and publish them to Apple’s iBookstore. Authors and publishers of any size can start creating with Apple-designed templates that feature a wide variety of page layouts. iBooks Author lets you add your own text and images by simply dragging and dropping, and with the Multi-Touch widgets you can easily add interactive photo galleries, movies, Keynote presentations and 3D objects. “

Apple macht damit seinen iBookstore zu einer Selfpublishing-Plattform, die jedem die Möglichkeit eröffnet, eBooks zu erstellen und zu verkaufen. Das Education-Thema ist dabei im Prinzip nur ein erster Testlauf für dieses neue Modell – nicht überraschend: Denn schon bisher kommen in der Verlagswelt einige der interessantesten Ideen aus dem Fachbuch-Bereich, wie in Deutschland etwa Haufe-Lexware demonstriert.

Gegenüber Arstechnica hatte bereits im Vorfeld des Apple-Events Matt MacInnis, ein ehemaliger Mitarbeiter der Herstellers, der mit Inkling nun selbst an der Entwicklung von interaktiven Lehrbüchern arbeitet, den Publishing-Ambitionen von Apple einen hohen Plausibilitätsgrad attestiert:

„Apple are selling tens of thousands of iPads into K-12 institutions," MacInnis told Ars. "What are they doing with those iPads? They don't really replace textbooks, because there's not very much content on offer," he said. Don't expect that content to come directly from Apple, however. "Practically speaking, Apple does not want to get into the content publishing business," MacInnis said. Like the music and movie industries, Apple has instead built a distribution platform as well as hardware to consume it — but Apple isn't a record label or production studio. But what Apple does provide is industry-leading tools for content production, such as Logic or Final Cut Pro, to help create content.”

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