Buchlos voran: „Shorter Attention Spans Require Different Structures“

von Matthias Hell

Unter dem Motto Buchlos in die Zukunft ("Wie sich der Buchhandel neu erfindet") bringen wir jede Woche das Spannendste zu den strukturellen Umbrüchen in der Buchbranche.

Neue Vertriebsmodelle

Digital-First Comics: Kleine Häppchen, große Resonanz – immer mehr Comic-Verlage setzen auf das Prinzip Digital First. Auch wenn sich noch die wenigsten zum Digital-Only durchringen können, liefert der Blick auf die US-Comic-Publisher doch einige spannende Ansätze. (via Publishers Weekly)

StoryBundle bietet eine interessante Abwandlung zum Pay-as-you-like Prinzip: Kunden können den Preis für ein Paket von 5 eBooks selbst festlegen, wer mehr als 7 Dollar zahlt, erhält zwei Titel als Zugabe – und das auch noch DRM-frei. (via Mac Observer)

eBook Report: Was als simple Auflistung der wichtigsten eBook-Plattformen gedacht war, entwickelte sich zur 60-seitigen Studie: „The eBook Platform Landscape – A Research Report“ verrät auch viel über Veränderungen der Schreib- und Lesegewohnheiten (PDF):

„We are seeing a tremendous (and accelerating) discrepancy in the information consumption habits between generations. Consequently we will continue to see a tremendously rapid rise in short-form works, led by younger generations (those under 30 years of age).

These requirements will be met in a number of ways including, but not limited to: social reading /authoring communities (e.g. Wattpad); short-form fiction / non-fiction specialists (e.g. Atavist, Byliner, Kindle Singles.) and, perhaps most importantly, segments of longer-form works.”

Neue Erzählformen

Marian Keyes: Die irische Bestseller-Autorin veröffentlicht im September ihren neuen Roman „The Mystery of Mercy Close“. Die Vorgeschichte sowie eine Einführung der Buchcharaktere gibt es bereits vorab als eBook-Single bzw. Web-Videos. (via The Bookseller)

Knopf Doubleday: Der vermehrt auf angereicherte eBooks spezialisierte Publisher Knopf Doubleday landete im Frühjahr mit Robert Reichs Polit-Essay „Beyond Outrage“ einen kontrovers diskutierten Beststeller. Gegenüber Publishing Perspectives beschreibt Jeffrey Yamaguchi, der Digital Director des Verlags, an dem Beispiel, warum enhanced eBooks konsequent anders gedacht werden müssen:

„An app is a pretty serious investment,” said Yamaguchi. “You have to put something in the app that people will want on their device.”

Struktureller Wandel

Google: Selbst ein Intermediär wie Google braucht hin und wieder qualitative hochwertige originäre Inhalte. Um sein Angebot an Local-Informationen auszubauen, hat Google nach dem Restaurantführer Zagat nun die Reisebuch-Linie Frommer’s aufgekauft. (via New York Times)

Rakuten: Der E-Commerce-Konzern hat in Japan die Marke von 100.000 verkauften Exemplaren seines eBook-Readers Kobo überschritten. Rakuten punktet damit gegenüber Amazon, dessen Kindle-Geräte in Japan noch immer nicht erhältlich sind. (via Japan Times)

Buchhandel im Umbruch

Thalia: Die Douglas-Tochter hat in Kassel ihr Pilotprojekt gestoppt, den Spielzeughändler Spiele Max als Untermieter in die Großfläche zu nehmen. Den Kunden seien die Sortimente zu unterschiedlich gewesen – für die geplante Thalia-Kooperation mit Toys „R“ Us ist das kein gutes Omen. (via HNA)

Orell Füssli: Auch in der Schweiz spüren die Filialisten den Online-Impact. In den ersten 6 Monaten des Jahres gingen die Umsätze bei Orell Füssli um weitere 6,1 Prozent zurück. Online-Zugewinne können dabei die stationäre Schwäche nicht ausgleichen. (via Buchreport)

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Kategorien:Buchhandel

1 Antwort

  1. Ich hab ja nichts gegen Bücher, aber ein wenig überrepräsentiert finde ich das Thema hier schon…gibt’s nicht noch ein paar andere Branchen über die man mal schreiben könnte?

  2. Das ist aber nicht schön für blue loop concepts bzw Chris, dass ihr das PDF direkt verlinkt habt.

  3. @Mixer das klingt ja, als ob wir nur noch über Bücher schreiben. Aber die Entwicklungen im Buchhandel sind momentan einfach am spannendsten, deshalb einmal pro Woche das Update in gebündelter Form. Beiträge über Mode, Möbel und „die Samwers“ gibts ja weiterhin …

  4. Tja, und irgendwann heißt es dann einmal wirklich: bye-bye, Buchhandel…
    Es ist tatsächlich so, dass besonders die heutige Generation der Jugendlichen eine immens kurze Aufnahmespanne hat. Weil sie es gewohnt ist, die gewünschten Inhalte sofort in übersichtlicher Form auf einem Bildschirm präsentiert zu bekommen. Darum hat von denen kaum noch einer die notwendige Konzentration und das Sitzfleisch, um einen dicken Schmöker von vorne bis hinten durchzuwälzen. Hätte es in den vergangenen Jahren nicht die riesige Harry Potter Mania gegeben, so wäre der Abwärtstrend des Mediums Buch noch viel schneller forangeschritten. Und ganz schräg finde ich ja, dass es mittlerweile junge Eltern gibt, die ihren Kids die Gutenachtgeschichten nicht mehr aus dem Märchenbuch sondern vom iPad vorlesen – inklusive lustiger Animationen und dergleichen. Schräg, aber so ist das heute eben.

  5. Was ist das denn für ein Kulturpessimismus? „Fifty Shades of Grey“, um mal einen Ebook-Dauerbrenner zu nennen, zählt über 500 Seiten, egal ob digital oder auf Papier. Die Buchwoche-Reihe zeigt eigentlich, dass nach und nach clevere Modelle gefunden werden, weil eine Reihe konservativer Verlagsmenschen erkannt hat, dass sie umdenken müssen. Ich würde eher sagen, welcome back Buchhandel…

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