Amazon Go: Eindrücke und Beobachtungen aus Seattle

In den Exchanges #168 hatten wir uns bereits einige Gedanken zu Amazon Go gemacht. Vor Ort in Seattle wird deutlich, dass sich klassische Supermärkte erheblich mehr Sorgen machen müssen über Amazon Fresh (“Eindrücke vom ersten Amazon Fresh Pickup in Seattle”) oder Prime Now (“Wie sich Amazon in fremden Supermärkten einnistet”) als über Amazon Go, das sich in erster Linie als Convenience-Store für den schnellen Einkauf zu Stoßzeiten versteht.

Integriert in Amazons “Day 1”-Zentrale (links) punktet Amazon Go vor allem mittags, morgens und abends, wenn sich die Massen schnell etwas zum Essen besorgen müssen und für ihre Käufe und Bestellungen nicht lange an den Kassen der umliegenden Restaurants und Läden warten wollen.

Aktuell befindet sich Amazon Go weiter in der Beta-Phase und im Unterschied zum Teaser-Video sind am Checkin/Checkout (“Mobile Checkin vs. Checkout und wozu dann noch Apple Pay?”) immer Amazon-Mitarbeiter, zum Teil mit ihren Laptops, zu finden, die den Shoppingprozess überwachen und/oder als Ansprechpartner dienen.

Betrieb herrscht bei Amazon Go auch abends und an den Wochenenden, wenn der Laden selber geschlossen hat, aber in der von außen einsehbaren Küche noch Licht brennt und weiter Gerichte (Salate, etc.) zubereitet werden.

Besonders beworben werden die Amazon Meal Kits (“For a quick home-cooked dinner, pick up one of our chef-designed Amazon Meal Kits, with all the ingredients you need to make a meal for two in about 30 minutes”), für die sich Amazon kürzlich auch die Marke “Dinner for 2” hat eintragen lassen.

Sieht man von der wachsenden Zahl der Backshops einmal ab, ist hierzulande das Convenience-Segment noch nicht so ausgeprägt, aber den Pret-a-Mangers in London und anderswo (“Redefining Fast: Mit Amazon Go in die “No-Line”-Markenwelt”) zeigt Amazon Go definitiv den Weg.

Interessant ist, wie Amazon mit seinen drei Konzepten (Amazon Go, Amazon Fresh, Prime Now) sehr klare Segmente und sehr unterschiedliche Anwendungsfälle adressiert, wobei bei aller Technologie bei Amazon Go eindeutig die langen Schlangen an der Kasse im Fokus stehen, wenn in der Mittagspause alle gleichzeitig etwas zum Essen wollen.

Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Amazon, Food

  1. Würde auch zustimmen, das von Amazon Fresh und Prime Now eine deutlich größere Gefahr für den Lebensmitteleinzelhandel ausgeht.

    Der Praxistest verläuft ja auch nicht gut. Berichten verschiedene Quellen, z:B. hier:

    https://www.golem.de/news/amazon-go-kassenloser-supermarkt-scheitert-im-praxistest-1703-126969.html

    http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/amazon-go-probleme-beim-supermarkt-ohne-kassierer/19579332.html

    Ich glaube, die Technologie für die Überwachung der Kundenaktivitäten ist noch nicht ausgereift genug. Vielleicht ist es auch technologisch nicht der richtige Ansatz.

    Das Werbefilmchen zeigt ja Einkaufen unter Laborbedingungen. Die Ware in streng preußischer Ordnung in den Regalen, stylishes Großstadtpublikum mit vorbildlichem Verhalten …

    Laut o.g. Berichte hat das System Probleme bei mehr als 20 Personen und schnellen Bewegungen. Es ist also gerade für Stoßzeiten denkbar ungeeignet.Dann gibt es zwar im Laden keine Schlange, aber davor ;-)

    Man mag sich gar nicht ausdenken, wenn eine Familie mit 1 bis n Kindern den Laden stürmt. Dann dürfte es mit der Ordnung und der Überwachung schnell vorbei sein. Oder was passiert eigentlich, wenn mehr als eine Person für einen gemeinsamen Einkauf Ware aus den Regalen “pickt”?

    Na, aber dafür sind Test ja genau da. Bin gespannt, wie sich der an sich sehr spannende Ansatz weiterentwickelt.

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