In einem ausführlichen Doppelinterview ("Google ist eine Retailer-Falle") kündigen die Marketing-Verantwortlichen Dirk Heß und Thomas Schäben in der aktuellen Horizont-Ausgabe den Relaunch von Quelle.de für Juni an. Damit dürfte auch klar sein, wann die QStores von Quelle online gehen.
Quelle möchte sich künftig hochwertiger und übersichtlicher präsentieren. Stark überarbeitet wurden die Prozesse. Der E-Commerce soll künftig mit dynamischen, sprich: tagesaktuellen Preisen kalkulieren können und braucht sich online nicht weiter von starren Katalogpreisen gängeln zu lassen.
Bemerkenswert (weil selten genug), dass im Interview auch das Thema "Händler in der Google-Falle" zur Sprache kommt. Für den Online-Handel, der Google & Co. Monat für Monat Abermillionen in den Rachen schiebt, ist die zunehmende Abhängigkeit von Google & Co. eines der drängendsten Probleme, das aber in Fachkreisen, speziell auf den einschlägigen Kongressen, der omnipräsenten SEM/SEO-Lobby zuliebe weiterhin eher totgeschwiegen wird.
Quelle zumindest weiß auch schon, wie es der Google-Falle entkommen will: durch verstärktes E-Mail-Marketing … Nicht die einzige Stelle im Interview, die einen ernsthaft ins Grübeln bringt. Schade deshalb, dass es noch nicht online ist.
Frühere Beiträge zum Thema:
- Quelle bereitet den Start der Quelle QStores vor
- Google-Debatte: Wie lebt sichs ganz ohne Adwords?
- Wie sieht Ihre Anti-Google-Strategie aus?
Kategorien:Ultimondo
das denke ich, haben die das hauptproblem erkannt: tagesaktuellen Preisen kalkulieren können und braucht sich online nicht weiter von starren Katalogpreisen gängeln zu lassen.
wozu ein internetportal, wenn ich da keine aktuellen preise als kunde sehen kann.
Hallo Jochen,
anbei mal die wichtigsten Punkte aus dem Interview zusammengefasst:
Wichtig finde ich vor allem:
– Pricing wird als strategische Vertriebsfunktion erkannt
– Abhängigkeit von Google(Traffic) als Falle
– Ausschöpfung von Bestands-Kunden (hier: Email, aber nicht der Stein der Weisen) als zentraler Hebel
– Generelle Meinung: “Der Katalog muss ins Internet treiben”; neue Katalogkonzepte-Konzepte, Katalogbudget desinvestieren
Bis auf den letzten Punkt würde ich bei allen Punkten einen fetten Haken machen (wobei ich Email nicht als das Medium sehe mit dem Kunden abgeschöpft werden können).
Gruss
Christian Martin
Es sollte 2 Kataloge geben:
1) Offliner-Kataloge: für Kunden, die bisher nie im Internet bestellt oder auf “reagiert” haben; in diesem Katalog sollte keine Internetadresse stehen. Der Katalog deckt hier das Informations-/Unterhaltungsbedürfnis, bezahlt wird mit Bestellungen.
2) Onliner-Kataloge: für Kunden, die schon über das Internet reagiert haben. Hier ist der Katalog lediglich Reminder, Handlungsanstoß “gehe mal wieder zu http://www.shop.de” – hierfür reicht bei bestimmten Nutzern eine Postkarte, bei anderen eine dünne Beilage, bei dritten vielleicht ein wertiger Katalog
Generell bisherige Offliner ins Internet treiben heisst: Gattungsmarketing für alle Online-Shops betreiben.
@wingthom: “Generell bisherige Offliner ins Internet treiben heisst: Gattungsmarketing für alle Online-Shops betreiben.” Ich denke, heutzutage sind eh praktisch alle “im Internet”. Und die wenigen, die keinen Internetanschluss haben, die werden sich auch dann keinen zulegen, wenn im Quelle-Katalog auf einmal groß auf quelle.de hingewiesen werden würde. Bleiben noch die (sicherlich zahlreichen) Kunden übrig, die zwar einen Internetanschluss haben, die bisher aber noch nie online bestellt haben. Da wäre es für Quelle sicherlich gut, das Vertrauen, dass die Bestandskunden in die Marke Quelle setzen, für Onlinebestellungen zu nutzen. Bevor der Nachbar kommt und sagt “Wie? Ihr bestellt immer noch per Katalog? Ich zeig Euch mal, wie man bei Amazon ganz bequem viel bessere Angebote findet als in Eurem Quelle-Katalog”.
Wer erinnert sich hier noch an die Click-Tipps von neckermann.de im “Katajet”? Das war vor einer gefühlten Ewigkeit, auch wenn es nur 20 Monate her ist. Das Konzept eines Katalogs als Sprungbrett ins Netz hat sich nicht durchgesetzt.
Das war übrigens auch die Mafo-Erkenntnis in einer nicht ganz kleinen Hamburger Versandhandels-Gruppe: Dem Kunden im Katalog zu sagen, dass das Internet eigentlich viel toller und der richtige Ort für den Versandkunden ist, kam da nicht so gut an.
Wohlgemerkt: Dem Katalogkunden. Genauso gibt es ja die Erkenntnis, dass Online-Kunden in der Regel gemäß klassischer Katalog-Auswertung nie “profitable” Katalogkunden werden. Und Katalog-Kunden brauchen viel stärker als Online-Kunden den schriftlichen Impuls. Darauf zielt das obige Zitat ab.
Das Problem für die Katalog-Versender liegt in der höchst sensiblen Reaktion der angestammten Klientel. Wenn man dort auch nur die Dichte im Katalog lockert, geht das oft auf Kosten des im Schnitt pro Kunden aus dem Katalog erzielten Umsatz. “Schöne” Kataloge werden da schnell ganz schön teuer.
Ins Internet treiben ist eben nicht die richtige Option für alle Kunden. Allmählich wird sich die Kundendatei wandeln. Aber das braucht länger als Eick mit seinen 7 % für Primondo bzw. Quelle erhofft. Nicht unmöglich. Aber mühsam.
Wie man mit E-Mail-Marketing der Google-Falle entgehen will, muss mir erst mal jemand erklären. Ich bin ja ein großer E-Mail-Marketing-Fan – aber Google liefert Neukunden, Newsletter liefern Bestandskunden. Sich NUR noch auf die Bestandskundenpflege zu konzentrieren ist da kein Weg…
Was die Katalog/Onlinethematik angeht, ist das so einfach auch nicht. Ich bin ein klassischer Katalog-Schmökerer, ich liebe das und alle Kataloge haben immer viele Eselsecken bei mir. Von Zeit zu Zeit (wegen Bedarfs oder anlässlich eines Teasers, z.B. im Newsletter) setze ich mich dann an den PC und bestelle die “Lieblingsstücke” unter den “ge-eselsohrten” Sachen.
Wenn ich dabei dann niedrigere Preise finde online, dürfte das zu der einen oder anderen Mehrbestellung führen. Wenn aber die Preise dann höher sein sollten, wäre ich mehr als verschnupft – und ich denke anderen Kunden ginge das ähnlich!
Herzlich, Nicola Straub
@ Martin Schröder: Es fehlen die, die keinen eigenen Internetanschluss haben aber über Freunde oder Kinder mit einem solchen bestellen. Für Quelle ist das dank der Quelle-Shops nicht so wichtig, für andere kann es, abhängig von der Zielgruppe, wichtig sein.