Rewe will 2011 zwei Online-Konzepte für Lebensmittel testen

Wer knackt den deutschen Online-Lebensmittelmarkt? – Unseren Einschätzungen zufolge ist Rewe mit am besten gerüstet. Tengelmann hat schon früh abgewunken, das hessische Tegut hat sich gerade mit Gourmondo verbündet. Und Rewe hat sich jetzt in der Wirtschaftswoche zu seinen Plänen geäußert:

„Wir werden von Winter 2011 an in zwei, drei großen deutschen Städten
starten und zwei unterschiedliche Online-Konzepte testen", kündigte
Rewe-Chef Alain Caparros an.

Reweexpress

Zum einen will die Handelsgruppe „eine Art Drive-in-Supermarkt
erproben", so Caparros. Dort würde der Kunde zunächst online seine Ware
bestellen, dann zu einer vereinbarten Uhrzeit zur Filiale fahren und die
Produkte dort in Empfang nehmen.

„Zum anderen werden wir unseren Kunden die Möglichkeit bieten, sich von
Rewe beliefern zu lassen. Die Kunden werden dann ihren kompletten
Einkauf bei uns online bestellen können.", sagte Caparros. „Egal, ob
unsere Kunden Getränke, Obst, Tiefkühlkost oder Käse bestellen, wir
werden liefern", kündigte Caparros an.

Anfangs würden das Drive-in und
das Lieferkonzept zwar „nur einen sehr geringen Anteil am Umsatz
ausmachen. Aber für uns sind solche neuen Ansätze auch eine Art
Versicherung für die Zukunft. Wir können es uns nicht leisten, wichtige
Trends zu verschlafen", sagte der Rewe-Chef."

Bereits seit Ende letzten Jahres testet Rewe ein Drive-In-Konzept in Köln.

Die Rewe-Gruppe ist einer der deutschen Handelskonzerne auf E-Commerce-Kurs und hat u.a. auch Ambitionen mit MyBy.

Beim 1. Deutschen e-Food Kongress am 30.11. in Wiesbaden darf ich u.a. den Logistiktrack moderieren, bei dem auch Rewe vertreten sein wird.

Danke an Emma Mobil für den Tipp!

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Kategorien:Shopboerse

1 Antwort

  1. Den wichtigsten Teil des Interviews hast du leider weggelassen. Nämlich den, indem er die bisherigen Umsetzungen der Konkurrenz als „abenteuerlich“ bezeichnet. Und darin gebe ich Ihm 100% recht.
    Ob das „neue“ REWE Konzept auf Dauer funktionieren wird… ich bin gespannt, aber das eher pessimistisch. Zumal lediglich das Anbieten aller Shoppingmöglichkeiten unter einem Dach, pardon, Onlineauftritt neu wäre. Den rest (drive-in, Belieferung durch Markt, Lieferung per Post) bietet der auch nicht gerade kleine Mitbewerber Edeka schon lange – nur eben nicht richtig umgesetzt. Auch weil es eigentlich wenig neues ist. Der klitzekleine Edeka hier aufm Land bietet das schon lange (<20 Jahre) an, vor allem weil seine ältere Kundschaft immer schlechter den Markt aufsuchen kann. Von daher wenig neues. Neu wäre das jetzt groß zu Vermarkten und aus einem Guß anzubieten, aber hier denke ich, haben eben die Marken Edeka und auch Rewe einige Probleme gesehen die ersteren bisher stärker davon abhielten und nur die zwei Experimente "EWorld24" und "Edeka24" online gehen ließen.
    Meine Vermutung liegt hierbei in 3 großen Schwerpunkten:
    1. Struktur
    Rewe wie auch der Ehemalige Kolonialwarenhandel Edeka sind nicht die Besitzer der Märkte. Wollen diese denen also Konkurrenz machen bzw. Ihnen Arbeit aufbürden so pfeift hier bestimmt der gleiche Gegenwind wie auch einer MediaSaturn Holding entgegen.
    2. Marge
    Wenn der Gewinn an einer Butter im einstelligen Bereich liegt, sofern vorhanden, und dies beim Brot, der Milch und auch dem Zucker nicht viel anders ist, so fragt man sich wieso die Märkte noch leben. Der Grund hierfür liegt im Sortiment, vor allem dem Non-Food Bereich der Märkte welcher diesen das Überleben sichert sowie den Spontankäufen der Kundschaft die dann mal nicht auf den Preis schielt. Die Grundnahrungsmittel werden im Netz auch nicht viel Teurer werden wie im Laden und eine große Grundlast des Handelns stellen. Die Non-Food ecke wird dann aber dramatisch einbrechen da diese enorme Konkurrenz online hat und Spontankäufe im Netz gibt es kaum. Vor allem da man hier den Laden nicht alle 2-4 Wochen neu bestücken kann damit die Leute neue Gänge gehen und neue Produkte sehen. Zwar kann ein Edeka oder Rewe einen Verlust verkraften – aber auch nur bestimmte Zeit und in Maßen und ob die strategische Kraft und der Mut den Eigentümern gegenüber ausreicht wird sich zeigen.
    3. Juristische
    Der Aufwand das rechtlich sauber abzuwickeln ist enorm. Zum einen wird die Abgrenzung der Waren mit bzw. ohne Widerrufs- bzw. Rückgaberecht klar dargestellt werden (so kann eine Flasche Saft nicht so einfach mit Verweis auf Lebensmittel verweigert werden, eine Flasche Milch aber schon) und auch jeweils das Prozesshandling funktionieren (und genau da kommen die Kostenblöcke im E-Commerce-Sektor her!). Zum anderen müssen die Produkte juristisch sauber angeboten werden. Es müssen also im Angebotstext exakt alle Inhaltsstoffe aufgeführt werden die unter die Lebensmittelkennzeichnungsverordnung fallen und zwar so das auch Kunde K der im Laden L bestellt die Ihm zu liefernder Kennzeichnung sieht (nicht selten wird dies von Lieferanten still umgestellt). Also wenn z.B.: FruttiSaftDrink zuerst Beta Carotin hernimmt, dann auf E123 und Rewe in V Märkten Variante 1 und in (1-V) Märkten die Variante 2 hat, so muss dies dem Kunden dennoch korrekt angezeigt werden!
    Auch das Thema MHD wird spannend. So muss dieses auch im Vorfeld des Kaufes bekannt gegeben werden sofern es sich nicht exakt im "üblichen Rahmen" bewegt. Was der "übliche Rahmen" ist, hierauf wird es mit Sicherheit interessante juristische Auseinandersetzungen geben welche von nicht E-Commerce Mitbewerbern liebend gerne angestossen werden. Zumindest Edeka hat es bis heute noch nicht geschafft seinen juristischen Pflichten nachzukommen.
    K.B.

  2. Danke für die ausführlichen Erläuterungen!
    Strategisch betrachtet glaube nicht, dass es für Supermärkte darum gehen kann/muss, das komplette Leistungsspektrum eines Supermarkts abzubilden, sondern wie LeShop & Co. Lösungen für bestimmte Anwendungsszenarien zu entwickeln/finden.
    Die Kritik an der Konkurrenz hab ich bewusst weggelassen, damit ich auch die Konkurrenz nicht erwähnen muss :-)

  3. @KB: Coole Infos, aber ich denke das Thema ist lösbar:
    @1: Dann muss es ein anderer machen (z.B. famila)
    @2: Ich bin fest der Überzeugung, dass man mit guten Cross-Selling Konzepten online sogar mehr verdienen kann. „Zu diesem Öl, können wir dieses Schweinefiletrezept empfehlen – mit einem Klick alle Zutaten in der Warenkorb für x Personen“.
    Alternativ wird es ein Anbieter machen, der geringe Infrastrukturkosten hat. Z.B. Zentrale Lager betreibt die nicht B2C kompatibel sind.
    @3: Das ist ja nur eine Frage der Prozesse und des Initialaufwandes. Sehe ich eher nicht als Showstopper. Das verhindert ggf. nur den Einstige zu kleiner Anbieter.

  4. http://www.famila.de – was uns hier im Süden wieder alles entgeht :-)
    Stelle gerade fest, die famila-Schwester WGO betreibt neben dem Famila-Shop http://www.myfamila.de auch die http://www.tegut-ideenwelt.com für Tegut

  5. @Alex: Lösbar könnte es durchaus sein, nur evtl. nicht von Rewe ;) – wie geschrieben: „ich bin gespannt, aber das eher pessimistisch.“
    Zumindest schlimmer wie amazon sollte es nicht werden ;)

  6. Ich kann mir ebenfalls gut vorstellen, dass dieses Konzept aufgehen kann. Allerdings ist es kaum zu erwarten, dass die Reaktionen auf diesen Service sofort gewaltig ausfallen. Ich finde es im Prinzip jedenfalls langatmiger, den PC einzuschalten und nach den Waren im Internet zu suchen um sie dann 2 Stunden später abzuholen, als einfach schnell ins Geschäft zu fahren.

  7. @Alexander: Sehe ich genau so. Deswegen fände ich ein Abo-Modell sehr charmant:
    http://bit.ly/9uriJ4
    Und Marge ist doch eigentlich kein Thema. Niemand wird sich doch beschweren, wenn die Packung Milch online 49 Cent statt 44 Cent wie im Laden kostet…

  8. Es geht ja im wesentlichen eher darum, das Angebot auf die Masse abzustimmen, so dass diese das Angebot auch nutzt. Davon ist jeder Dienst in Deutschland noch weit entfernt, auch weil die Möglichkeit nicht bewusst und das Verständnis nicht so weit von den meisten Internet-User ist.

  9. Seh ich komplett anders. „Die Masse“ ist noch in keinster Weise bereit, online Lebensmittel einzukaufen. Und wird es wohl auch nie sein, weil Aldi & Co einfach zu gut und zu bequem zu erreichen sind.
    Die Kunst ist es eher, die herauszufinden, die es schon sind und denen attraktive Angebote zu machen.

  10. Mhh. Das erinnert doch auch an die Argumentation der Buchhändler. „Bücher kann man nicht online verkaufen…“
    Ich glaube schon, dass es einen Massenmarkt gibt. Ansonsten würden die Leute nicht beim teuren Metro, Citti, Rewe & Co. kaufen.

  11. Ich wollte damit nicht sagen, dass es keinen Massenmarkt gibt, sondern nur, dass die Masse noch 5 bis 10 Jahre braucht :-)

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