Media Saturn beschließt preisaggressiven Online-Ableger

Die Media Saturn Holding vollzieht die strategische Kehrtwende und will nun doch mit einem unabhängigen Online-Billigheimer durchstarten:

"Deutschlands größter Handelskonzern Metro will schon bald mit einem Online-Discounter für Elektroartikel auf Kundenjagd gehen. Der Billiganbieter soll das Angebot der zuletzt auf dem Heimatmarkt schwächelnden Konzerntöchter Media Markt und Saturn ergänzen.

Darauf haben sich am Freitag die Gesellschafter der Metro-Elektroniksparte Media Saturn geeinigt, wie dapd aus Unternehmenskreisen erfuhr. Er solle als preisaggressiver "Internet-Aldi für Elektronikartikel" der wachsenden Zahl von Wettbewerbern im World Wide Web Paroli bieten.

Offen blieb aber zunächst, ob der Handelsriese für seine neuen Pläne einen bestehenden Internetanbieter übernimmt, oder selbstständig einen neuen Online-Shop aufbaut. Als aussichtsreicher Kandidat für eine Übernahme gilt der Online-Händler Redcoon.

Doch gebe es auch noch zwei oder drei Alternativen, hieß es in Düsseldorf. Es werde keinen Kauf um jeden Preis geben."

Das ist allerdings leichter gesagt als getan. Denn alle erfolgreichen Onliner-Elektronikversender sind so gut wie unerschwinglich, und die Erschwinglichen sind wenig erfolgreich. Media Saturn steckt im Dilemma aller Online-Spätzünder.

Der Online-Markt wird allerdings in den kommenden 10 Jahren so extrem wachsen, dass so ziemlich jeder Kaufpreis gerechtfertigt scheint. Ernsthafte Sorgen müssen sich nur die Media Märkte auf der grünen Wiese machen, die mit den Onlinern schon heute weder mit Sortiment, Auswahl und Preis mithalten können.

Wer die Entwicklung im Buchhandel verfolgt, der weiß, was den Elektronikmärkten auf absehbare Zeit blüht.

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Kategorien:Shopboerse

1 Antwort

  1. Wenn sie clever sind bauen sie from scratch selbst auf und stecken das Geld in die Struktur und ins Marketing. Sie brauchen imho eigentlich nur die richtigen Personen und Systeme. Mit Martin haben sie jetzt sicherlich jemanden der die nötige Passion mitbringt und es schon bewiesen hat. Zum Thema Systeme kann ich nur sagen – es ist sicher NICHT Magento *lol*
    Schon echt exciting :-)
    Richtig sexy wird es wenn man berücksichtigt, dass das in den nächsten 5 Jahren noch in vielen Branchen passieren wird.

  2. Wenn Sie’s selbst machen, verlieren sie noch mal mindestens 6 Monate, wahrscheinlich eher mehr. Ist die Frage, ob das am Ende billiger ist. Das ist einfach gerade ne Situation, wo due als MSH nur verlieren kannst. Bist Du online tatsaechlich erfolgreich, fallen die Margen und die Umsaetze in den stationaeren Maerkten. Machst Du’s nicht, fallen die Umsaetze in den stationaeren Maerkten trotzdem. In der Haut der MSHler moechte ich jetzt nicht stecken.

  3. Es ist eigentlich verwunderlich, dass sie so lange damit gewartet haben sich auch auf dem online-markt strategisch agressiver zu positionieren. Dei Konkurrenz ist inzwischen eben wirklich enorm groß geworden, die „realen“ Häuser haben darunter natürlich zu leiden – werden als „schauräume“ benutzt um dann doch übers Internet billiger einzukaufen. dem kann ja wirklich nur mit einem eigenen Online portal engegengewirkt werden. Ich dachte eigentlich dass die Metro sowieso schon ihre Ableger bzw. Beteiligungen an andere Online-Geschäften hat.

  4. Die Verantwortlichen haben den Trend nicht verschlafen. Denn man muss wissen wie Mediamarkt und Saturn organisiert sind. Es steht zwar der Metro-Konzern hinter den Marken, diese sind aber eigenständige Unternehmer. Also eine Art Franchise-System. Die Markt-Inhaber sträuben sich natürlich gegen den Online-Handel. Niemand lässt sich gerne zu einer Erfüllungsfiliale degradieren. Da verdient niemand dran. Und alle Markt-Inhaber unter einen Hut zu bekommen ist nicht einfach. Desshalb ist die Einführung eines Zentralen-Online-Shops extrem schwierig.

  5. @Guuter Freund
    Die erste Frage beim Selbermachen ist halt: Wie lange dauert es, einen Online-Laden aufzubauen, der 250+ Mio. Euro macht? Die 5 Jahre dürfte MSH nicht mehr haben.
    Und die zweite Frage: Wo sind hierzulande die guten Leute, die das stemmen könnten? Zum Amüsantesten zählen für mich gerade die Reaktionen der E-Commerce-Veteranen, die angegangen wurden. Die winken alle ab. Da müssten also schon die McKinsey-Strategen selber ran :-)
    @Bernd
    Metro ist ein gebranntes Kind. Und hat den New Economy Schock noch nicht überwunden. Von Media Markt bis Kaufhof herrscht bei allen Metro-Töchtern E-Commerce-Wüste. Immerhin, Real ist es jetzt mit Arvato angegangen.

  6. Die Ankündigung liefert leider noch keine neuen Infos.
    Als „Internet-Aldi für Elektronikartikel“ auftreten zu wollen – mei, wahnsinnig innovativ ist das auch nicht.
    Die Grundprobleme, die hier schon sattsam diskutiert wurden, bestehen weiterhin und eine überzeugende Lösung scheint immer noch in weiter Ferne.
    Interessant wird vor allem eins: MSH positioniert sich im stationären Handel durch massive Werbemaßnahmen als (angeblich) preisaggressiv/preisgünstig, ist es in der Realität wie wir aber wissen – im Vergleich zu Internet-Preisen – oft nicht.
    Durch ihr Online Engagement (wenn auch unter eigener Brand) werden sie aber direkt mit der Konkurrenz vergleichbar, und dann wird sich zeigen, ob sie wirklich „Internet-Aldi“-Preise bieten. Darüberhinaus stelle ich mir das dann lustig vor: Kunde im MSH-Laden „aber in ihrem Online Shop kostet die Cam doch 49€ weniger“.

  7. Was ich dabei auch spannend fänd, wie lange sich so ein Preiskampf gegenüber den hausinternen Controllern durchhalten lässt. Die Margen im Elektronik-Segment sind ja bekanntermaßen überschaubar – die Gewährleistungsansprüche der Kunden vorhanden, die deutschen Gesetze zur Erfüllung von Widerrufsrechten und Umtausch-Wünschen entsprechend teuer für Onliner …

  8. So wie ich die Presseberichte verstanden habe, soll das zugekaufte Unternehmen als vollkommen eigenständige Marke agieren. Das würde heißen: null Rücksicht auf den stationären Handel von MS.
    Parallel dazu will man weiter die Multichannel-Idee bei den Marken Media-Markt und Saturn vorantreiben. Das eben diese beiden Marken im Web nie Preisführer werden, ist doch klar. Dieser Anspruch wird aber hier immer wieder gestellt…

  9. „Die erste Frage beim Selbermachen ist halt: Wie lange dauert es, einen Online-Laden aufzubauen, der 250+ Mio. Euro macht? Die 5 Jahre dürfte MSH nicht mehr haben.“
    Wie man an Zalando sehen kann dauert es nicht sonderlich lang wenn das Werbebudget vorhanden ist. Und das ist definitiv da.
    „Als „Internet-Aldi für Elektronikartikel“ auftreten zu wollen – mei, wahnsinnig innovativ ist das auch nicht.“
    Die Online-Newcomer der Branche sind auch nicht innovativ und trotzdem sehr erfolgreich. Siehe Notebooksbilliger. Da ein iPhone überall gleich ist ob bei MediaMarkt, Saturn oder den 1000 Onlinehändlern ist auch keine Innovation gefragt – hier zählen rein die Preise und interessante Margen. Beides kann ein Konzern wie Metro locker bieten.
    Die Panikmache hier ist mal wieder typisch ;) Geht doch mal in einen Mediamarkt oder Saturn da ist die Hölle los. Auch an den Kassen! Und das obwohl es jedes Produkt auch online irgendwo gibt.

  10. MSH heute ist ohne Frage eine Geldmaschine. Deshalb brauchte einen online ja bisher nicht zu kümmern.
    Die Frage ist ja aber nicht, ob heute die Hölle los ist, sondern ob die Strategie nachhaltig ist.
    Und „Selbermachen“ heißt ja nicht „Marketingbudget verballern“, das dürfte MSH gut hinbekommen, sondern Abwicklung und Versand für einen 250+ Mio. Euro Versender auf die Reihe zu bekommen.

  11. @Roland: Trotzdem ist der Umsatz in den Maerkten ruecklaeufig, soweit man das lesen konnte. Und selbst wenn er gleichbleibend ist oder leicht waechst, verliert MSH Marktanteile. Die Kaufkraft steigt vielleicht jaehrlich um 2-3% (im besten Fall), das heisst, wenn die Onliner 30% Umsatzzuwachs haben, nehmen sie das MSH weg. Das mag heute noch nicht so sehr schmerzen, weil die Margen noch ganz nett sind, aber in 5 Jahren kann das bitter werden.

  12. „Die Frage ist ja aber nicht, ob heute die Hölle los ist, sondern ob die Strategie nachhaltig ist.“
    Keine Frage MSH – MUSS – etwas unternehmen aber dass sie in 5 Jahren ein Existenzproblem haben werden ist wohl sehr unwahrscheinlich.
    Auch der Buchmarkt im offlinebereich ist noch nicht gestorben und das obwohl Amazon schon seit 10 Jahren daran nagt. Ein Blick auf Hugendubel reicht um zu sehen dass sehr wohl auch stationär getriebene Modelle – trotz Amazon – wachsen können.
    „Und „Selbermachen“ heißt ja nicht „Marketingbudget verballern“, das dürfte MSH gut hinbekommen, sondern Abwicklung und Versand für einen 250+ Mio. Euro Versender auf die Reihe zu bekommen.“
    Keiner der Newcomer hat sich gleich eine Logistik für 250+ Mio hingestellt und entsprechende Prozesse aufgebaut. Ebenso hat MediaMarkt ja auch nicht gleich 50 Märkte eröffnet sondern einen nach dem anderen. D.h. so wie auch Newcomer in dieses Thema reinwachsen können wird es auch MSH können. Für Notebooksbilliger & Co. war dieses Thema genauso neu wie es für MSH ist. Nur dass MSH das Geld hat um sich das KnowHow entsprechend einzukaufen – das mussten die anderen erstmal lernen und Fehler machen.
    Zalando zeigt dass man mit viel Geld sehr schnell in den Onlinemarkt einsteigen und andere in kürzester Zeit unter Druck setzen kann. (Von der Rendite mal abgesehen)

  13. >
    Das Problem stellt sich vermutlich gar nicht. Wenn MSH mit einer neuen Marke auftritt, werden die sich hüten, sich als Online-Ableger von Media Markt zu positionieren. Damit haben wir dann den Effekt, dass die Kunden denken, hier kommt tatsächlich ein neuer Marktteilnehmer. Frag doch mal in einem Saturn, wie vielen Kunden bewusst ist, dass die Media Märkte zum selben Konzern gehören. Die Quote dürfte bei deutlich unter 10% liegen.

  14. @Johannes Keynes: „Darüberhinaus stelle ich mir das dann lustig vor: Kunde im MSH-Laden ‚aber in ihrem Online Shop kostet die Cam doch 49€ weniger‘.“
    Das Problem stellt sich vermutlich gar nicht. Wenn MSH mit einer neuen Marke auftritt, werden die sich hüten, sich als Online-Ableger von Media Markt zu positionieren. Damit haben wir dann den Effekt, dass die Kunden denken, hier kommt tatsächlich ein neuer Marktteilnehmer. Frag doch mal in einem Saturn, wie vielen Kunden bewusst ist, dass die Media Märkte zum selben Konzern gehören. Die Quote dürfte bei deutlich unter 10% liegen.

  15. @Roland
    Hugendubel ist ein sehr schlechtes Beispiel. Die haben gerade extrem zu kämpfen.
    Auch Zalando ist nicht besonders gut, da Media Saturn nun mal nicht das Samwer-Online-„Knowhow“ hat.
    Es gibt einfach nur ganz wenige, die im E-Commerce wirklich etwas reissen können, das sollte man sich immer wieder klarmachen. Und die wirklichen Könner sind als Unternehmer tätig (und nicht als Manager zu haben)

  16. Da sagen die Umsatzzahlen von Hugendubel aber was anderes?!
    Glaube kaum dass die Samwers sich persönlich so stark in die Online-Vermarktung einbringen. Die sagen wohl „Macht das und dies“ – aber das kann MSH auch jede andere gute Online-Marketing Agentur sagen.
    Naja mal sehen was passiert :)

  17. Siehe die Rückgänge bei Hugendubel (DBH):
    http://www.excitingcommerce.de/2011/03/buchhandel-kopf-an-kopf-rennen-zwischen-amazon-und-thalia.html
    Weitere Filialschließungen sind angekündigt, u.a. die Stammfiliale in München.

  18. Ich bin mir sehr sicher, dass MSH es schaffen wird. Leider wurde viel Zeit und Geld verbrannt, da im Konzern und seinem Umfeld immer noch der Gesit der „Old-Economy“ lebt. Wir haben das bei Conrad auch so erlebt und habe mit viel Leidenschaft und Einsatz einen erfolgreiche Plattform geschaffen. Ich wäre froh, wenn ich damals die Einkaufsmacht einer Metro gehabt hätte. Es wird also wieder spannend.

  19. Der Rest kann sich warm anziehen. Wenn Cordes oder sogar Haniel jetzt noch auf den Trichter kommen in Zentrallogistik zu investieren…
    Mahlzeit!

  20. 1% Umsatzrückgang – wow. Ob Hugendubel/Weltbild das tatsächlich übersteht??? :)
    Das Stammhaus ist auch die kleinste Filiale in München und inzwischen in „schlechter“ Lage. Filialen kommen, Filialen gehen…
    Übrigens hab ich mir dieses Chart angesehen: http://www.hugendubel.com/unternehmen/in-zahlen.html

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