Media Markt und die Panik vor der Preistransparenz

"Mami, Mami, das böse Internet macht uns die Preise kaputt!" – Wie groß die Panik von Media Markt vor dem Internet ist, symbolisiert eine aktuelle Kampagne gegen die Preistransparenz im Internet.

Mmpanik1

Media Markt tut sich offenbar schwer mit der Erkenntnis, dass es inzwischen nur mehr ein Elektronikhändler unter vielen ist. Aber ob die Diffamierung des Online-Handels und der Online-Kundschaft das richtige Mittel ist?

Mmpanik2

Immerhin gesteht Media Markt mit der aktuellen Kampagne (PDF) ein, dass es bisher zu teuer war. Strategisch ist sie allerdings ein Debakel. Denn wer sich nicht mehr für, sondern nur noch gegen etwas positionieren kann, der hat eigentlich schon verloren.

Kurios aber auch, dass Media Markt seine reaktionäre Hetzkampagne gegen das Internet just in dem Moment bringt, da die Bürger mobil machen und Parteien wählen, die sich gegen die Diffamierung der Netzwelt einsetzen. Da scheint jemand die Zeichen der Zeit komplett verkannt zu haben.

Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Ultimondo

  1. Seh ich anders. Auch wenn die Kommunikation endlos schlecht ist und wirklich unverständlich, wird Media Markt damit (wenn sie dem Versprechen treu bleiben) ab sofort tatsächlich wieder eine Alterantive.
    Wenn MM uns aber versucht zu verarschen (mit umgelabelten Geräten, etc.), dann wird es natürlich nicht funktionieren und die Kunden noch mehr verunsichern
    http://www.mydealz.de/17530/neue-media-markt-strategie-ende-des-preis-irsinns-mm-will-bei-online-preisen-mitgehen-ab-heute/

  2. Das Problem ist doch, dass sich Media Markt offenbar weiter als Referenz/Maßstab für den Markt begreift. Aber egal, welchen “neuen Preis” Media Markt festlegt, es wird online immer einen geben, der mit günstigeren Preisen lockt.
    Blöd auch, weil Media Markt ja durchaus auf andere USPs setzen könnte. Auswahl und Preis sind halt jetzt dummerweise schon vergeben … wer zu spät kommt, den bestrafen Amazon und das Internet.

  3. Genau, oertliche Naehe, Liefer-und Anschluss-Service, Abholservice bei Reparaturen / Garantie etc. Es gibt einige Moeglichkeiten, hoehere Preise zu rechtfertigen. Aber wenn man ewig auf billig macht, es dann aber gar nicht ist, ist es wirklich bloed.

  4. Gibts noch andere USP’s? Weil Lieferservice hat jeder Online-Shop :)
    Anschlussservice ist nett für weiße Ware, aber für den Rest uninteressant und Reperatur/Garantie wickelt jeder halbwegs pfiffige über den Hersteller und nicht über den Händler ab. Nur alte Herren bringen ihren Fernseher erstmal ins Geschäft wo sie ihn gekauft haben ;)
    Einziger USP von Media Markt = Ware sofort da und da wird Amazon auf die “Schnelle” nur in den Großstädten was dran ändern können.
    Das ist aber ein geiler USP. Wenn jetzt der Preis noch fair wäre, es geht nicht um billigster Preis, aber eben auf Amazon Niveau, dann wäre das einfach genial. Damit hätte man in jeder größeren Stadt eine “Amazon Filiale”. Wir kaufen doch nur nicht beim Media Markt, weils maßloss überteuert ist. Wenn es dagegen gute Angebote gibt, wird der Laden niederge”b”rannt.

  5. Also ich finde die Idee genial, aber ich fürchte, dass sich die Märkte einfach nicht dran halten werden und man letztendlich doch wieder für jedes Produkt den Preis vergleichen muss.

  6. Schön wärs, aber ein Media Markt wird eben nie eine “Amazon Filiale”, weil die Sortimentstiefe fehlt.
    Das Problem von Media Markt ist auch nicht der Preis, sondern dass “das Internet” das Shoppingformat “Media Markt” obsolet macht genauso wie es das Shoppingformat “Kaufhaus”, “Buchhandlung”, “Katalog” etc. obsolet gemacht hat.
    Alles hat seine Zeit. Und wenn Media Markt nicht an zeitgemäßen, neuen Formaten arbeitet, werden es andere tun …

  7. Es gibt zahlreiche Online-Shops die Preise und evtl. Zusatzkosten sehr gut darstellen. Auch Markenfälschungen sind vielleicht bei eBay der Fall aber nicht in anständigen größeren Online-Shops. Also ich fühl mich von so einer Kampagne eher verarscht als angesprochen.
    Media Markt muss sich für die Filialen etwas neues überlegen. Etwas was das Internet in diesem Maße nicht bieten kann. Das ist Persönlichkeit und Entertainment über alle Sinne.

  8. Media Markt begeht in seiner Kampagne vier schwerwiegende Fehler:
    1. Falscher Consumer Insight : Das Netz ist eben kein Jahrmarkt
    2. Falscher Claim: Den “klarsten” Preis versteht niemand
    3. Falsches Versprechen: Die Synchronisierung der Preise on/offline wird lokal scheitern
    4. Falsche Angebotsartikel: Eingestreute Altware untergräbt das Vertrauen
    Meine Prognose: die Kampagne überlebt das Weihnachtsgeschäft nicht und die Flächenproduktivität geht noch einmal gen Süden.
    http://www.fischmarkt.de/2011/10/werbeirrsinn_beim_media_markt.html

  9. Ich kann mir schon die weinerlichen Diskussionen innerhalb des Konzerns vor dem Start dieser Kampagne vorstellen: 230 formal selbstständige Lokalfürsten die seit Jahren erfolgreich einen Onlineshop verhindern und nun “irgendetwas” haben wollten, das auch in Zukunft die teure Werbung für ihren Markt vor Ort rechtfertigen soll. Das Ergebnis ist der “klarste” Preis. Herzlichen Glückwunsch.
    Bei Amazon & Co. wird sicher seit gestern Abend durchgefeiert.

  10. http://www.faz.net/artikel/C31151/elektrohaendler-media-markt-schafft-sonderangebote-ab-30727000.html
    > Das heißt: Keine Aktionen mehr, keine Sonderangebote?
    Ja, wir stoppen die überzogenen Preisaktionen.

    Versteht jmd. die Logik? Wenn im Internet / oder auch lokal ein maßgeblicher Wettbewerber z.B. ein Sonderangebot schaltet passt doch Media Markt direkt wieder an, macht also die Sonderangebote wieder mit. Spieltheorie anyone?
    Nach seiner Logik ist Media Markt also ab sofort definitiv Preisfolger und die Verkaufspreise sind gedeckelt durch die Onlinepreise von Amazon, cyberport etc.
    Da wir aber alle Media Markt und deren Methoden kennen wissen wir, dass der Hase so nicht läuft. Dann wird wieder mit extra angefertigten Produkten hantiert, für die gar keine Vergleichsangebote existieren, ergo das Versprechen überhaupt nicht eingehalten. Lustig, dass sie immer kommen mit “Ich bin doch nicht blöd”, dabei sind gerade die …
    Welcher Schwachmat hat sich dieses System eigentlich ausgedacht?
    Das Hauptproblem ist immer noch die Gesellschafterstruktur und das Geschäftsmodell, welches im Internetzeitalter einfach nicht mehr funktioniert.
    Dieses Problem kann auch durch keinen McBCGSimonKucher-Consultant gelöst werden, da es der Quadratur des Kreises gleicht.
    Einzige Lösung m.E. allen Lokalfürsten die Companies abkaufen und dann zentrales Management online+offline. Dann kann MM auch wieder richtig Dampf machen! Online mit Redcoon aggressiv machen und offline Service, Betratung etc. pp ausspielen.
    Sagen wir mal 146 Märkte in Deutschland, zahle jedem Regionalfürst im Mittel € 3 Mio. also ca. 500 Mio. Aber dann wäre ein massives strukturelles Problem gelöst.
    Desweiteren spricht er immer von “Nebenkosten, Kreditkartengebühren, Liefergebühren” sowie 8 Wochen Lieferzeit. Hat er eigentlich schonmal selbst online bestellt und kennt die Realität überhaupt?

  11. Auch noch herrlich aus dem Interview:
    >> Und wie steht’s mit der Einführung eines Online-Shops? Da hat Media-Saturn bisher gepatzt.
    >> In Kürze. Den genauen Termin möchte ich noch nicht nennen.
    Warum nicht? Das ist doch Werbung?
    >> Aber wir haben Sorge, dass die Zugriffe auf saturn.de so groß sein werden, dass die Systeme ächzen. Auch die Logistik muss den Ansturm verkraften, da wir ja mit den beliebtesten Produkten an den Start gehen.

  12. Das Interview ist in der Tat sehr erhellend. Meine Lieblingsaussage ist ja die:
    “Denn das Grundprinzip werden wir nie aufgeben: Jeder einzelne Geschäftsführer, der gleichzeitig Mitinhaber an seinem Markt ist, behält die Preishoheit. Ein einheitlicher Preis von Flensburg bis Rosenheim entspricht nicht unserem dezentralen Handeln.”
    Es lebe das dezentrale Internet! – von Flensburg bis Rosenheim :)

  13. Media Markt sollte sich nicht auf einen Preiskampf einlassen, denn den kann es nicht gewinnen. Vielmehr sollte das Unternehmen den Onlineshop bei seinen Ladenkunden bekannt machen. Eben bei jenen, bei denen die Marke bereits positiv besetzt ist. Vielleicht verknüpft man die Onlinebestellung mit Rabatten beim Offline-Kauf.
    Selbstverständlich müssten die Bestellungen amazon-like ablaufen, das heißt, völlig unproblematisch. Ich bestellt oft bei Amazon, auch wenn der ein oder andere Online-Händler den Artikel günstiger hätte. Denn bei Amazon weiß ich, dass alles perfekt abläuft und ich meine Ware ohne Ärger zurückschicken kann und mein Geld zurück erhalte. Außerdem muss ich mich nicht für jeden kleinen Onlineshop neu registrieren und meine Daten sind nicht bei 1000 Shops gespeichert.

  14. Beim Interview konnt ich auch teilweise nur mit dem Kopf schütteln. Diese dezentrale Struktur mit zig verschiedenen Preisen für die Produkte ist einfach nur ineffizient.
    Auch dass sie immer krampfhaft vom klarsten Preis sprechen, was halt ziemlich sperrig klingt, zeigt, dass sie wohl so realistisch sind zu wissen, dass es den tiefsten Preis immer noch woanders geben wird.
    Aus meiner Sicht die falsche Strategie für Media Markt. Wer Preisführer sein will, sollte auch die niedrigsten Kosten haben und da können sie mit Amazon, die ihr Lager auf der grünen Wiese stehen haben, einfach nicht mithalten. Die jetzige Mischkalkulation war der einzig gangbare Weg für einen Filialisten mit teurem Personal und teuren Mieten. Aus meiner Sicht haben sie den unschlgbaren Vorteil, dass es offline eben zu viel mehr Impulskäufen kommen kann und da sollten sie gucken, dass sie daran gut verdienen und nicht die Minimarge aus dem Internet übernehmen.
    Meine Meinung habe ich auch nochmal hier niedergeschrieben:
    http://www.schnaeppchenfuchs.com/blog/media-markt/neue-media-markt-preisstrategie-das-ende-des-preis-irrsinns-und-deren-folgen-fur-schnappchenjager/

  15. Wie Herr Schrader oben zu recht bemerkte: Da sind grobe Kommunikations-Fehler in der Kampagne. Wenn das die Kernaussagen sind, mit denen MM ins neue Zeitalter starten will, dann Gute Nacht. Der “klarste Preis” ist also der, den die MM Lokalfürsten für richtig halten??? Diese Kampagne ist echt dämlich, weil die Macher offenbar keine Ahnung davon haben, wie das Internet / eCommerce funktioniert. Da bleibt Ingolstadt offenbar nur noch Abgrenzung durch Verteufelung und Semi-USPs, mit denen man sich ein ultrakonservatives Klientel wendet, das das WWW für Teufelszeug hält und noch an den Weihnachtsmann glaubt. Wer, um Himmels Willen, hat die denn bei dieser Kampagne beraten?

  16. @Sven Selle: Es geht immerhin um 580 Mio. Media Volumen.
    Da werden schon einige ihr Stückchen vom Kuchen abhaben wollen und entsprechend lautstark mit übertriebener Selbstüberzeugung für ihr Konzept werben (auch wenn das nicht das beste sein muss).
    Man kann es Entscheidern wie Norberg auch nicht direkt übel nehmen, er ist halt eine andere Generation und versteht das Internet und die Nutzer vielleicht einfach nicht ?!

  17. Ich kann dieser neuen Kampagne nichts abgewinnen. Einerseits will man jetzt “mehr online machen” und andererseits ignoriert man einfach, wie das “online” überhaupt funktioniert. “Dert klarste Preis”…so ein Nonsens.

  18. Media Markt und Saturn sind doch super – da kann man sich die Geräte anschauen, bevor man sie dann bei Amazon bestellt.

  19. Ich selbst hatte zuerst das Interview mit dem Saturn-Media-Chef Norberg in der FAS gelesen und war dann sehr gespannt auf die, wie er sagt, Kampagne, die “Werbegeschichte schreiben” wird. Dass zum Kommunikations-GAU auch der Realitätsverlust im Management kommt, sieht man u.a. auch daran, dass Herr Norberg immer noch keinen konkreten Termin nennen konnte oder wollte, wann der Web-Shop von Media Markt online geht. Macht aber nichts, meint er, die Kunden warten gerne darauf, weil sie ja der Marke Media Markt treu sind … Und um dann aus dem Kopfschütteln wieder raus zu kommen, hab ich das hier gebloggt: http://buggisch.wordpress.com/2011/10/03/media-markt-und-das-ende-des-preis-irrsinns/

  20. Ich denke auch, dass Media Markt da ein bisschen komisch für seinen neuen Internetauftritt wirbt. Es ist ja nicht ur Media Markt. Saturn will ja auch nachziehen und es ist und bleibt ein Verein. ich bin mal gespannt was wir in der Zukunft zu erwarten haben. Mich interessiert vor allem, ob der Bereich Partnerprogramm dann auch so ausgeklügelt ist wie der von z.B. Amazon.

  21. Und schon hat MSH wieder erreicht, was zu erreichen war: Das Unternehmen ist in aller Munde (wirkt sich allerdings nicht auf den Börsenwert aus).
    Die Nichtnennung eines Termins hat inzwischen Tradition und sicherlich einen Grund – und mal ehrlich: was, außer Häme wenn der Termin gerissen wird, gewinnt das Unternehmen von der Nennung eines Termins?
    Die Branche insgesamt kippt doch schon seit geraumer Zeit gesammelten Spott ab, da muss man sich dann nicht auch noch aus dem Fenster lehnen.
    Wenn man dann mal da ist, wird die Flächenklientel sicherlich auch online kaufen…und wenn nicht, kann man dann ja immer noch schauen, was man dann macht…
    Am schönsten fand ich übrigens die Aussagen zur Wettbewerbsbeobachtung.

  22. “Der klarste Preis” ist irgendwie ja schon ein ganz übler Fall von Neusprech, bei dem Hintergrund, bzw. den Tatsachen! ^^

  23. Diese Mediamarkt-kampagne nervt eher als dass sie gut ist. Jetzt tun sie so, als würden sie sich von allem abheben, dabei spielen sie mit den gleichen Marktmechanismen wie alle anderen. ich schalt da eh ab.

  24. Hinter den Kulissen wird gemunkelt, dass z.B. das Einkaufsvolumen bei einigen Herstellern ausgenutzt wurde um Lieferbeschränkungen oder Eingangskriterien um als “normaler” Händler beliefert zu werden angepasst werden – um so den Wettbewerb auszudünnen. Das wäre die klassische Möglichkeit die Preishoheit zu gewinnen, aber in Zeiten wie diesen eigentlich kaum vorstellbar.
    Der Media Markt macht eigentlich nur das, was Comtech oder Promarkt schon vor Jahren still und leise gemacht haben – einen Onlineshop unter vielen zu eröffnen. Nur hier wird halt laut getrommelt ohne das man Schlagzeuger ist.

%d Bloggern gefällt das: