Neckermann bringt Otto-Versender weiter in Zugzwang

Quelle ist längst pleite, Neckermann ist diese Woche urplötzlich zur Vernunft gekommen ("Neckermann befreit sich vom Ballast der Vergangenheit"). Und damit sind es jetzt nur mehr die Otto-Versender, die das Internet weiter als Katalog ausdrucken und dies der Welt als zukunftsfähige (Online-)Strategie verkaufen wollen.

Otto

Entsprechend gespannt kann man sein, wie ernsthaft der unter dem Namen "Fokus" eingeleitete Kurswechsel ("Aufbruch- und Untergangsstimmung") diesmal ausfällt.

Gestalter, Verwalter und Erhalter ringen im Otto-Konzern gerade mal wieder heftig um die Zukunft. Bisher konnten sich immer die reaktionären Kräfte, sprich: die Katalogköpfe, durchsetzen.

Spannend deshalb auch die Einschätzungen der Altvorderen, die Otto zwar auch zunehmend ratlos macht, die aber auf das Prinzip Hoffnung bauen: Es sei ja bei Otto noch immer alles gutgegangen.

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  1. Ich denke auch, dass der klassische Katalog seine Zeit hinter sich hat. Allerdings muss man sich fragen, ob gerade angesichts des Endes von Quelle und der Abschaffung der großen Neckermann-Kataloge, es für OTTO nicht doch Sinn macht, weiter am Katalog festzuhalten.
    Es gibt nämlich eine signifikant große Bevölkerungsgruppe, die keinen Zugang zum Internet hat, diesen für nicht nötig hält (hauptsächlich ältere Semester) oder kein Vertrauen in Internet-Bestellprozesse hat. Diese Gruppe schrumpft zwar rasant, dennoch glaube ich, dass hier über die nächsten 10-15 Jahre noch Milliarden Euro an Kaufkraft für den Versandhandel abschöpfbar ist. Wenn nun alle Versender ihre Kataloge über Bord werfen, treibt man diese Kunden womöglich nicht ins Internet sondern zu den Retailern.
    Darum kann es sein, dass der klassische Katalog noch einige Zeit gut Geld bringen kann. Das ist sinnvoll. Nicht sinnvoll ist es hingegen, dass ein Konzern, der drei Viertel seines Umsatzes über das Internet macht, von den oben genannten “Katalogköpfen” dominiert wird. Für OTTO ist nicht der Abschied vom Katalog wichtig, es ist wichtig dass man sich nicht als “klassischen Versandhändler der auch eCommerce macht” versteht, sondern als “eCommerce-Unternehmen, dass ab und an auch einen Katalog verschickt”. Ist das gegeben, muss man sich keine Sorgen um OTTO machen.

  2. Warum fragt denn keiner wieviel vom angeblichen reinen online-Umsatz bei Otto nach wie vor Katalog-getrieben ist??
    Spätestens dann wüßte man, dass man tatsächlich auf gedruckte Angebotsträger nicht verzichten kann.
    Eine Strategie, die auch, b.t.w., Neckermann definitiv den Kopf kosten wird.

  3. Die Frage ist ja nicht ob man Kataloge braucht oder nicht. Die Frage ist, ob ich meine Kernprozesse für die Gestaltung und den Vertrieb von Katalogen optimiere und den Online-Shop als Abfallprodukt mit den Katalogartikeln und -daten fülle oder ob ich – wie Wolf schrieb – ein eCommerce Unternehmen bin, dessen Kernprozesse auf die kundenorientierte Bewirtschaftaftung dieses Shops ausgerichtet sind und das als Werbung(!!) darüber hinaus Kataloge versendet.
    Wer ersteres glaubt, wird untergehen, zweiteres ist sehr arbeits- und kapitalintensiv, aber unerlässlich.

  4. M.E. ist es höchst erfolgskritisch, die Prozesse – auch bei den Pure-Playern – medienneutral zu gestalten. Durch die sich verändernden Anteiligkeiten an den einzelnen Kanälen werden immer wieder die Investments neu zu definieren sein. Ein erfolgreicher Online-Händler kann übermorgen Filialen eröffnen, auf die Idee kommen, Print-Werbemittel (wobei ich hier auch alles jenseits der der klassischen Kataloge meine) zu produzieren oder ins Teleshopping einzusteigen.

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