Der Umsatzanteil der Frauen im deutschen Versandhandel ist auf einen neuen, historischen Tiefststand gesunken. Den bvh-Zahlen zufolge lag er 2012 bei 55%, nach 62% und 58% in den Jahren 2010 und 2011.
Speziell der Online-Handel wird zunehmend männerlastiger. So ist der Frauenanteil bei den Pure Playern auf 42% gesunken (nach 46% und 44%), bei Ebay auf 31% (nach jeweils 40% in den beiden Vorjahren):
Entsprechend treiben die Männer auch das Umsatzwachstum im Versandhandel: Von den 5,3 Mrd. Euro, die der Markt 2012 zugelegt hat, entfielen 3,3 Mrd. Euro (62%) auf Männer und 2,0 Mrd. Euro (38%) auf Frauen.
Die Werte sind den Ausführungen der bvh-Führung (PDF) entnommen. Das bei der Pressekonferenz präsentierte Chart mit den Umsätzen nach Geschlecht hat der bvh diesmal nicht veröffentlicht.
Unter dem Motto "No/More Nerd Commerce – Womit lassen sich Frauen besser fürs Online-Shopping begeistern?" beschäftigt uns das Thema auch auf der Exceed 2013, wenn wir am 12./13. März in Berlin über den Handel der Zukunft diskutieren
Frühere Beiträge zum Thema:
- Bei Design 3000 kaufen 75% Frauen – wer hätte das gedacht?
- Explosives Wachstum: Wie Online den Handel überrollt
- bvh-Zahlen 2012: Der Markt springt auf 39 Mrd. € (+5 Mrd. €)
- bvh-Zahlen: Die Jungs sorgten für den Umsatzschub 2011
Kategorien:Frauenmaerkte
Wenn der Trend (Männerumsatz wächst deutlich schneller als der Frauenumsatz) anhält, dann dürften in 2014 eine 50:50 Verteilung der Geschlechterumsätze im Distanzhandel zu sehen sein (vorrangig bei den Pure Playern).
Die für mich relevante Frage ist: Woher kommt dieser “Männerumsatz”. Ist dies Umsatz, der dem Stationärhandel “flöten” geht oder ist es das “Erwachen einer neuen Konsumlust der Männer” (Sprich: die Männer haben nun mit dem Internet etwas gefunden, dass ihrem “Urinstinkt” der “time-pressed optimizer” (Siehe MCK European Online Shopper_Studie) nahe kommt und ihr brachligendes Konsumpotential hebt). Diese wäre natürlich auch volkswirtschaftlich interessant, da dies zum Großteil eher Zusatz als Robumsatz des Nicht-Distanzhandels ist.
Erleben wir also mit dem Internet die Emanzipation des Konsums (aus Männersicht)?
Und was werfen die Frauen-lastigen Kanäle wie Teleshopper, Katalogversender und Stationärhändler in den Ring um dem klass. Stationärhändler Umsatz abzugreifen?
Der Stationärhandel selbst wird das eher weniger treiben, da es für ihn quasi linke-Tasche-rechte-Tasche ist. Und die Teleshoppingversender/Katalogversender verstehen sich selbst ja kaum als Konkurrent der Stationärhändler (sowohl aus Kunden- als auch Produktsicht). Für mich liegt da das große Potential, wenn die klassischen Frauenversender (Katalogversender + Teleshopping) sich vom reinen Händler hin zum Vertikalen entwickeln und ihre Eigenmarken weniger als nette (preisgünstige) Ergänzung ihres Sortiments anzusehen, sondern auf Angriff schalten und ihre Eigenmarken auch bewusst kommunikativ den sonst. Stationärmarken entgegenstellen. Aber dieses KnowHow (Produktmarkenaufbau, Produktmarkenführung etc.) ist dort wenig repräsentiert bzw. deutlich ausbaufähig.
Was die Männer angeht, gabs kürzlich ein paar Zahlen aus den USA:
http://www.excitingcommerce.de/2013/01/outfittery.html
http://www.iprospect.com/digital-anatomy-of-the-affluent-male
(so richtig repräsentativ sind sie allerdings nicht)
Interessant wäre aber auch zu erfahren, wieviele Kunden hinter dem Umsatz stehen.
Ich sach mal: 1 Fernseher = 10 Paar Schuhe
In der Tat, Preispunkt und Sortimentsstrukturen verfälschen. Und ohne Retouren sähe die Verteilung evtl. auch anders aus. Spannender finde ich deshalb die Tendenz in der Zeitreihe.
Das stimmt – das sieht ja fast so aus als würden die ebayerinnen jetzt alle QVC schauen…
Dann ist entweder die Flohmarkt-Idee bei den Frauen nicht mehr so hoch im Kurs oder die Männer haben daran sehr großen Gefallen gefunden.
Ebay forciert Mobile. Das interessiert wenn, dann die Jungs.
es wurde aber nicht berücksichtigt, ob Frauen einfach über den Account ihres Mannes shoppen…
Und das soll online häufiger der Fall sein als im TV oder beim Katalog?