Roland Berger und die Online-Sorgen der Shopping-Center

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So schnell ändern sich die Zeiten: In dieser Woche sorgte eine aufwändige Vertriebsstudie ("Dem Kunden auf der Spur – Hat der stationäre Handel noch eine Chance?") für Aufmerksamkeit, die die Unternehmensberatung Roland Berger für den Shoppingcenter-Betreiber ECE erstellt hat.

Bei wem Mall-Besucher am liebsten shoppen

In Berichten darüber wird – wie in der Pressemeldung des ECE – gerne unterschlagen, dass dafür 42.000 Menschen befragt wurden – und zwar in 64 Einkaufszentren(!). Ein Hinweis darauf findet sich nur in der Studie (PDF), auf Seite 7. Ansonsten wird der Eindruck vermittelt, als handele es sich hier um allgemeingültige Ergebnisse.

Natürlich ist es spannend zu wissen, wo die Besucher von Einkaufszentren – online wie offline – am liebsten shoppen, zumindest wenn man ein Shoppingcenter betreibt oder eines aufmachen will:

 
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Wenn man dann allerdings unter den Offline-Top-5 gleich drei Händler hat, die unter enormem Online-Druck von Amazon & Co. stehen, dann ahnt man um die Zukunftssorgen der Shoppingcenter-Betreiber, die auf massenattraktive (Anker-)Mieter angewiesen sind (siehe auch Wo steht der sterbende Handel – heute und in 5 Jahren?).

"Heute kommt die ECE auf uns zu"

Christian Riethmüller, Chef der Buchhandelskette Osiander, laut Buchreport die Nr. 9 in Deutschland, hat die ECE-Probleme in der Märzausgabe des Buchreport sehr plastisch beschrieben:

"Vor fünf Jahren hatten wir bei ECE angefragt. Damals bestand dort kein Interesse an Osiander, weil die ECE-Center fest in der Hand von Thalia gewesen sind. Heute kommt die ECE auf uns zu."

"Die Konditionen unserer Mietverträge mit Einkaufscentern sind sicherlich buchhandelsfreundlicher, als sie es vor fünf Jahren gewesen wären.

In manchen Verträgen konnten wir beispielsweise eine Option festschreiben, in fünf Jahren aus dem Vertrag auszusteigen, sofern der definierte Zielumsatz nicht erreicht wird."

Letztlich stehen die Shoppingcenter unter ähnlichem Druck wie die Ladenbetreiber (siehe Der Strukturwandel und die Zukunft des Verkaufens).

Mindestens so spannend wie die Bedrohung durch den Online-Handel ist deshalb in diesem Marktsegment, was die Betreiber von Outletcentern planen.

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Kategorien:Ultimondo

1 Antwort

  1. Wenn es einen Preis fürs Bullshit-Schreiben gäbe, dann ginge er an diese Studie für die Benennung von Käufertypen: „joy-seeking multichannel natives“, „simplistic shopping minimalists“, „well-off shopping enthusiasts“, „non-urban shopping pragmatists“ usw.
    Ramschkönig Werner Metzen betrieb seine Läden einst unter dem Geschäftsmotto „Teures billig“. Diese Studie versucht das Gegenteil: „Billige Erkenntnisse teuer verkaufen“
    Wie könnte das zukünftige Motto in der Berichterstattung über Offline-Handelsriesen lauten? „Dank des Rats von Roland Berger wurde die Krise ständig ärger.“

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