von
Matthias Hell
„[After been
boycotted by Barnes & Noble] Tim Ferriss’ The 4-Hour Chef essentially had no physical footprint. How then, did
his book go from boycotted to the best-seller lists, winning a Gourmand
Cookbook Award along the way?Simple. He
stopped marketing The 4-Hour Chef as
a book. Instead, he marketed it as a startup; relying on an iterative release
schedule and spreadable, targeted content.Ferriss let usage drive product
upsell, and users drive book seeding and distribution. He built in mechanisms
for reward and social echo throughout the promotional cycle, mobilizing
potential readers to act. Here’s how you hack publishing in sixty days or less.“
Ein halbes Jahr nach dem Vermarktungs-Experiment
von Beststeller-Autor Tim Ferriss mit Bittorrent zieht der Marketing-Chef
des P2P-Netzwerks, Matt Mason, ein erstes Resümee
der gesammelten Erfahrungen: Demzufolge biete Bittorrent vor allem für
Autoren gute Chancen, die sich darauf verstünden, ihr Werk nach Vorbildern aus
der Musik-Branche („Single“-Auskopplugen, Bonus Content) und der Startup-Szene
(kurze Release-Zyklen, Skalierbarkeit) zu vermarkten.
Neue Vertriebsmodelle
Read Petite:
Ausgerechnet Tim Waterstone, als Gründer der gleichnamigen Buchkette einer der Säulenheiligen
des britischen Buchhandels, hat am Rande der London Book Fair den Start eines
neuen Subskriptionsdiensts für E-Kurzformate angekündigt: Read Petite soll auf
ein kuratiertes Modell aufbauen, für eine monatliche Abo-Gebühr von „ein paar
Pfund“ unbegrenzten Zugang bieten und im Herbst an den Start gehen. (via Paid
Content)
Star Dispatches:
Seit letztem November testet die kanadische Tageszeitung Toronto Star ein eigenes
Subskriptionsmodell für journalistische Langformen. Ein Bericht
von Mediashift zeigt nun, wie Star Dispatches in das Organisationsmodell
des Zeitungsverlags integriert ist und mit welchen Herausforderungen – aber auch
Chancen – sich die Macher konfrontiert sehen.
Gimbal: Die
Verortung in einer konkreten geographischen Umgebung spielt für viele
literarische Werke eine wichtige Rolle. Die E-Reading-App Gimbal macht sich
diesen Sachverhalt zunutze, indem sie Erzählungen, die in einer Reihe von Städten
angesiedelt sind, als eine Art alternativer, literarischer Reiseführer
adaptiert. (via Publishing
Perspectives)
Neue Erzählformen
E-Serien: In
einem Beitrag mit dem Titel „The Return of The Serial Novel“ blickt das Wall
Street Journal auf den anhaltenden Trend zu E-Book-Veröffentlichungen im
Serienformat. Dabei werden einerseits der Fortsetzungsroman der
Jahrhundertwende als Vorbild beschworen, andererseits die Problematik der
weiteren Content-Vermarktung aufgeworfen:
„The serial
model could be a boon for publishers and booksellers. Breaking up a longer work
enables them to charge readers slightly more for it. Authors and publishers can
also use a gradual digital release to test new series and characters in a
relatively low-risk way, and build buzz for upcoming print titles. But digital
serials could also be bad for business if they eat away at future print
profits—still the biggest revenue source for most publishers.“
Struktureller Wandel
Self Publishing: Ob
fiktional oder nonfiktional – bisher richtet sich die Aufmerksamkeit rund um
das Thema Self Publishing vor allem auf klassische Textveröffentlichungen. In
einem kleinen Themenschwerpunkt hat sich der Guardian nun mit
selbstpublizierten Bildbänden beschäftigt („How
photographers joined the self-publishing revolution“) und zeigt am Beispiel
von drei Fotografen, wie Self Publishing auch in einer vermeintlich sicheren
Domäne traditioneller Verlagshäuser großes Potenzial besitzt.
Amazon: Während Jeff
Bezos Brief an die Amazon-Aktionäre auch in Publishing-Kreisen die größere Aufmerksamkeit
auf sich zog, weitete Amazon in dieser Woche sein Self-Publishing-Portfolio mit
Kindle Comic Creator (KC2) auch auf den Comic-/Graphic-Novel-Bereich aus. (via Good
eReader)
Lesetipp: An
dieser Stelle haben wir bereits wiederholt auf Beiträge im TOC-Blog des
Tech-Publishers O’Reilly hingewiesen. Joe Wikert und seine Mitstreiter setzen
sich dort seit Jahren fundiert mit dem fortlaufenden Umbruch der Branche
auseinander. Nun gibt es in typischer TOC-Manier die
besten Blogbeiträge des vergangenen Jahres als kostenlosen Download in
einer Vielzahl von E-Book-Formaten – herunterladen und lesen!
"Discoverability"
Buch-Communities:
Das Rampenlicht für das Thema Discoverability führt dazu, dass immer mehr Verlage
eigene Lösungen für treffsichere Buchempfehlungen im Netz suchen. Bereits heute
gibt es durchschnittlich 2,1 Buch-Communities pro Publikumsverlag, laut einer
aktuellen Studie soll sich dieser Wert in den nächsten zwei Jahren verdoppeln.
(via The
Bookseller)
Goodreads-Effekte:
Während e-book-news.de unter dem Titel „Vom
Social Reading zum Corporate Reading“ die Übernahme von Goodreads durch
Amazon noch einmal kritisch beleuchtet, führt das Ende der Unabhängigkeit der
Literatur-Community in der Branche bereits zu ersten Reaktionen: Wie
Good eReader berichtet, bezieht der Sony Bookstore seine Buchrezensionen
künftig von idreambooks statt von Goodreads.
Hackathon: Mit der
Verbesserung der Empfehlungsmechanismen für Bücher im Netz soll sich nun auch ein eigens angesetzter „Publishing Hackathon“ beschäftigen, der Mitte Mai in
New York stattfindet. (via Publishers
Weekly)
Unter der Rubrik Buchhandel 2020 („Buchlos
in die Zukunft“) bringen wir jede Woche das Spannendste zu
den strukturellen Umbrüchen in der Buchbranche.
Frühere Beiträge zum Thema:
- Buchhandel 2020: „Why Do We Keep Making E-Books Like Paper Books?“
- Buchhandel 2020: „Phase 2 is going to be all about adding meaning”
- Buchhandel 2020: „Watch the revenue pour in by direct deposit“
- Buchhandel 2020: „Die Buchbranche war nie der Nabel der Welt“
Kategorien:Buchhandel
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