Wie groß ist der Leidensdruck im (Online-)Handel?

Ist der Leidensdruck im (Online-)Handel schon groß genug für ein paar überfällige, strukturelle Veränderungen?

Diese Frage stellt sich Rainer Helmes von Domus Apart heute auch in seinem Blog ("Handel im Wandel – eine Branche im Umbruch") und beleuchtet dabei unter anderem die künftige Rolle der Markenhersteller:

"Meine Einschätzung vorab: Der Hersteller hat in einer global
vernetzten Welt die größten Chancen, verlorenes Terrain gegenüber dem
(Groß)Handel zurückzugewinnen.

Aus guten Gründen vermeiden es viele Hersteller (noch), direkt an Verbraucher zu verkaufen; zumindest, wenn man den offiziellen Verlautbarungen Glauben schenken darf.

Der Hersteller möchte – solange es geht – sein bestehendes Vertriebsnetz aus Großhandel und Einzelhandel schützen. Das ist völlig in Ordnung und auch nachvollziehbar, allerdings m.E. nicht durchhaltbar …"

Weitere, aber ganz andere Gedanken zu den strukturellen Umbrüchen hatte sich Alexander Graf am Wochenende in der Kassenzone gemacht und kommt zu der Erkenntnis: "E-Commerce & stationärer Einzelhandel passen nicht zusammen"

Kaufprozess

Und wem das noch nicht reicht an weiterführenden Gedanken, der sollte sich noch diesen Vortrag von Martin Groß-Albenhausen ansehen, in dem er sehr plastisch die Sache mit den Bleistiften erläutert.

Frühere Beiträge zum Thema:



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  1. Ist die Vernetzung der Händler wirklich einer der primären Stoßrichtungen? Wenn ich bepado richtig verstehe, so forciert dies ja eigentlich nur eine immer stärkere Angleichung von Online-Shops. Wenn z.B. jeder Shop auch Bücher verkauft (weil libri über bepado dies ermöglicht), was ist dann noch ein Differenzierungsmerkmal? Man entwickelt sich im Extremfall zum Universalisten und wird kläglich an den wirklichen Benchmarks wie Amazon scheitern.
    Ich bin da eher bei Herrn Helmes: Wer braucht in Zeiten des Internets noch den Handel?
    Die Kernkompetenzen eines Händlers (Auswahl, Beratung etc.) übernimmt doch bereits heute das Internet in Gänze viel viel besser! Somit werden die Händler dann – wie A. Graf schreibt – nur noch reine Transaktionsgehilfen (Sie verschicken die Ware; und Kundenbindung entsteht zuvorderst eher aufgrund logistischer Kompetenz (Schneller Versand, unkomplizierte Rücknahme etc. -> Z.B. einer der wahrgenommenen zentralen USPs von amazon) aber doch nicht wegen Händlertugenden wie Beratung, Auswahl, Inspiration).
    Der Leidensdruck im Online-Handel ist aktuell meiner Meinung nach ziemlich gering. Wieso auch? Die Online-Umsätze reißen jedes Jahr neue Rekordwerte: Wer denkt da schon an grundsätzliche Probleme! Oder gar an Kooperation?
    Das wird für viele ein böses Erwachen geben, wenn einer der wichtigsten Player (nämlich die Hersteller) mal richtig Ernst machen und bewusst in den Direktverkauf gehen (und ihren Großhandel rausschmeißen) oder eben nicht wollen, dass ihre Produkte in bestimmten Shops/”Online-Ecken” verkauft werden (siehe aktuelle Adidas, Lowa, Deuter Diskussion). Technisch überhaupt kein Problem. Das ist eher ein Mindset-Thema (“wollen”).
    Dann werden viele Händler wieder lamentieren und jammern.

  2. @Christian Solange ich wie derzeit im E-Commerce nur die reinen Bedarfsdecker erreiche, geht dem Online-Handel weiter der größte Teil des Handels-Kuchen flöten, denn die meisten Umsätze werden noch immer mit den Produkten gemacht, von denen man vorher noch gar nicht wusste, dass man sie braucht (die heutigen Online-Shops können aber i.d.R. nur gezielte Transaktionen abwickeln). Zwar wächst der E-Commerce aktuell weiter. Wenn man sich aber die Zahlen genauer anschaut, dann sind deutlich die sinkende Wachstumsraten ersichtlich – es wird derzeit online immer mehr kannibalisiert und verdrängt und weniger neu hinzugewonnen.
    Es fehlt an neuen Konzepten und insbesondere Konzepten, die Lust auf die Ware machen (Jochen sucht ja schon ewig nach dem E-Commerce-Konzept für Frauen), um wieder steigende Wachstumsraten im Online-Handel generieren zu können.

  3. @Christian Martin Stimmt, die Dümmeren unter den Händlern werden sich zum Universalisten entwickeln, die Smarteren zum (Multi-)Spezialisten und die ganz Smarten werden erkennen, dass das Sortiment ohnehin nicht den Ausschlag gibt, sondern die Kundenansprache und sich darauf fokussieren.

  4. Die Einschätzung daß die Hersteller zukünftig selbst den Online-Handel übernehmen teile ich überhaupt nicht. Wir haben nämlich wiederholt erlebt wie Hersteller deren Marken wir verkaufen versucht haben in den Online Handel einzusteigen und alle grandios gescheitert sind.
    Die sind für den Kontakt mit dem Endkunden meist überhaupt nicht eingerichtet und haben überhaupt nicht die Logistik eine hohe Anzahl an kleinen Bestellungen mit niedrigem Bestellwert zu bewältigen. Die Prozesse im Großhandel und Einzelhandel sind völlig verschieden. Ein Hersteller der bisher täglich 1000 Bestellungen mit einem durchschnittlichen Bestellwert von 2000 EUR bewältigt ist überhaupt nicht in der Lage plötzlich 10.000 Bestellungen von Endverbrauchern mit Warenkorbwert von nur noch 50 EUR zu bewältigen. Ganz zu schweigen von der notwendigen Erhöhung der Geschwindigkeit. Viele Hersteller haben immer noch Versanddauern von 1-2 Wochen, was für einen Großhändler kein großes Problem ist. Im Verkauf an den Endverbraucher ist das schon der Tod.
    Der Autor kann außerdem kein Shopbetreiber sein, wenn er tatsächlich meint, daß Internet übernehme bereits die Beratung und dergleichen. Bei uns kommen auf 10 Bestellungen ca. 4 Beratungsanfragen per Telefon oder Support-Ticket.

  5. Letzteres hängt sicherlich vom Produktbereich ab. Den ersten Punkt sehe ich allerdings ähnlich. Für den Direktvertrieb sind die Hersteller in bestimmten Branchen überhaupt noch nicht gerüstet.

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