von Matthias Hell
Buchhandel im Umbruch
Die ungewisse Zukunft von Weltbild sorgt weiterhin für Aufregung: Zu den Interessenten für die insolvente Buchkette zählen inzwischen Hugendubel (via Wirtschaftswoche), Bastei Lübbe („E“ ja, Reader nein – Für welche Weltbild-Digital-Aktivitäten sich Lübbe interessiert“ via Buchreport) und Thalia-Eigner Advent (via Manager Magazin). Unterdessen hat Spotlight-Geschäftsführer Wolfgang Stock die Gründe der Insolvenz noch einmal in einem lesenswerten Blog-Beitrag zusammengefasst ("Weltbild – ein Riese fällt").
Bertelsmann Club: Gewissermaßen im Windschatten von Weltbild kündigt Bertelsmann die Schließung von fast der Hälfte seiner 100 Buchclub-Filialen an. Der Rückbau sei zwar bereits geplant gewesen, komme im Zuge der Weltbild-Insolvenz aber zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt, meint das Börsenblatt.
Neue Vertriebsmodelle
Apple: Wie Amazon setzt auch Apple auf den Lehr- und Schulbuchbereich, um seine Position im E-Book-Markt auszubauen. Den Service iTunes U für interaktive Fachbücher bietet das Unternehmen nun neben den USA auch in 50 weiteren Ländern – darunter auch Deutschland – an. (via Good eReader)
BigJump: Die experimentierfreudige italienische Verlagsgruppe RCS Libri versucht, mit einem die Print-/E-Grenze überschreitenden Publikumspreis zusätzliche Leser zu erreichen. Für den Wettbewerb BigJump haben sich das RCS-Imprint Rizzoli, Amazons Kindle Direct Publishing und die Online-Plattform 20lines zusammengeschlossen. (via Futurebook)
Star Tribune: Der große Erfolg eines kollaborativen Schreibwettbewerbs hat die US-Tageszeitung Star Tribune dazu veranlasst, unter die E-Verleger zu gehen. Nun will die Zeitungsgruppe Belletristik mit lokalem Bezug als eigene E-Book-Serie veröffentlichen. (via Star Tribune)
Crowdfunding ist nicht nur für unabhängige Autoren ("Selfpublisher") ideal, sondern bietet sich auch für Buchprojekte an, in die bereits etablierte Verlage involviert sind, meint Fabian Kern in einem lesenswerten Überblicksartikel bei Smart Digits.
Neue Erzählformen
Crowd-Lektorat: Mit Verweis auf das neue Buchprojekt von Steve Jobs-Biograf Walter Isaacson berichtet Publishing Perspectives über den Trend, Schwarmintelligenz für Korrekturaufgaben und Faktenchecks heranzuziehen.
Daily Shorts: Seit Jahresanfang veröffentlicht Autor James Robertson auf der Webseite von Hamish Hamilton täglich eine (exakt 365 Worte lange) Kurzgeschichte, das Ergebnis erscheint am Ende des Jahres als Buch. Tolle Idee, nur leider schlecht gemacht, meint der Guardian.
Twitter-Fiction: Geschichten erzählen mit maximal 140 Zeichen – dieser Herausforderung wollen sich eine Reihe bekannter Autoren im Rahmen des #TwitterFiction Festival stellen. (via Publishing Perspectives)
Discoverability
GoodReads meldet mal wieder einen neuen Meilenstein: auf der Plattform sind jetzt mehr als 100.000 Autoren vertreten. Die Autorenprofile sollen einerseits Goodreads-Nutzern einen direkten Draht zu ihren Lieblingsschriftstellern ermöglichen, andererseits diesen zusätzliche Reichweite verschaffen. (via Goodreads-Blog)
Eagle Harbor Books: Eigentlich sind Discoverability-Tools ja nur ein Ersatz für die Beratung im Buchhandel. Da es mit der Kompetenz dort oft nicht mehr zum Besten bestellt ist, hat der US-Store Eagle Harbor Books nun eine elektronische Beratungshilfe für stationäre Buchhändler entwickelt. (via Publishers Weekly)
Unter der Rubrik Buch/Handel 2020 bringen wir jede Woche das Spannendste zu den strukturellen Umbrüchen in der Buchbranche („Buchlos in die Zukunft“).
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Frühere Beiträge zum Thema:
- Buch/Handel 2020: "Mitnichten handelt es sich hier um eine Buchhandels-Krise"
- Buch/Handel 2020: „Big authors will emigrate to Indieville“
- Was war, was wird: 10 Trends für die Buchbranche 2013/14
- Buch/Handel 2020: Der Wandel der Geschäftsmodelle
Kategorien:Buchhandel
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