Buch/Handel 2020: The New Business of Selfpublishing

von Matthias Hell

Selfpublishing

In einem lesenswerten Beitrag für Harper’s Magazine porträtiert Jesse Barron das Romance-Genre und seine Autorinnen, die in der Selfpublishing-Szene eine Schlüsselrolle einnehmen. Dabei sei es gerade die beidseitige Indifferenz, welche die Romance-Autorinnen so gefährlich für den traditionellen Literaturbetrieb mache:

„Good romance writers can earn a living without anyone in New York publishing knowing their names, because they publish and promote their work themselves.

A known author, rolling with Facebook and Goodreads promotion, can move more than a thousand units daily on Smashwords alone. A 60 percent cut of two thousand $5 e-books is $6,000. If your book sells well for a week, you’ve made $42,000. Publish two books a year, a not-unusual pace for an e-book author, and you’ve earned $84,000 before taxes.“

Hugh Howey beklagt in einem aktuellen Blogbeitrag das rückwärtsgewandte Verständnis des US-Autorenverband Authors Guild: Mit Positionen wie dem Festhalten am Feindbild Amazon oder dem Einstehen für möglichst hohe, fixe Buchpreisen vertrete diese vor allem die Interessen des Publishing-Establishments und schade den Selfpublishing-Autoren.

Als „The New Selfpublishing“ bezeichnet Good eReader folgerichtig die veränderte Wahrnehmung vieler Autoren, die Selfpublishing nicht mehr als nachgeordnete Alternative zur traditionellen Verlagsveröffentlichung betrachten, sondern gezielt den Status als „Indie Writer“ anstrebten, wie u.a. das Beispiel der Autoren Steven Konkoly und M. Louisa Locke zeige:

„Both are full time authors, writing and publishing their own titles and living off the royalty income, another feat that would have been barely fathomable only five years ago. Now, both authors are contentedly successful in terms of titles published, control over their work, and the growth of a strong reader base.”

Discoverability

Buch-Trailer: Das spanische Startup Bookmovies.tv ist auf die Produktion von Trailer-Filmen spezialisiert, die Büchern im Netz erhöhte Sichtbarkeit bescheren sollen. Für Gründer Gabriel Pena i Ballesté sind Videos geradezu dafür prädestiniert, um die Entdeckbarkeit von Büchern im Web-Umfeld zu verbessern. (via Publishing Perspectives)

Book Club 2.0: Als TV-Sendung war Oprah Winfreys Book Club in den USA lange Zeit die wichtigste Plattform für breitenwirksame Buchempfehlungen. 2012 wurde der Nachfolger Oprah’s Book Club 2.0 als Online-Plattform konzipiert und ist mit kommentierten E-Books, verschiedenen Social Media-Kanälen sowie begleitendem Magazin und Newsletter inzwischen zu einer Art Mini-Goodreads herangereift. (via Publishing Perspectives)

Reading Lists: Wer würde nicht gerne wissen, welche Lektüre sein Lieblingsschriftsteller, -Musiker oder -Sportler empfiehlt? Wie Joe Wikert in einem Blog-Beitrag meint, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis wir bereit sein werden, für persönliche Leselisten zu zahlen. Und dabei hat Wikert nicht nur Celebrities im Visier:

„There are really two opportunities here. One is for the existing brand names (…) and the other is for anyone else who wants to invest the time in building a reputation for recommending the best of the best.”

Struktureller Wandel

Mergers & Acquisitions werden in der Publishing-Branche künftig häufiger an der Tagesordnung sein, meint Jeremy Greenfield in einem Kommentar bei Forbes. Nicht nur gebe es inzwischen immer mehr Startups, die zu attraktiven Übernahmekandidaten avanciert seien, auch habe die E-Revolution das existierende Gleichgewicht in der Branche in vieler Hinsicht ins Schwanken gebracht und so einen umfangreichen Konsolidierungsprozess in Gang gesetzt.

Amazon baut sein Publishing-Imperium weiter aus, dieses Mal mit dem neuen, auf christliche Literatur spezialisierten Imprint Waterfall Press. (Pressemitteilung)

Buchhandel im Umbruch

Polare: Während sich der Buchhandel bemüht, an Umsatzsteigerungen im stationären Geschäft als „Gegen-Weltbild“ zu glauben, gibt es in den Niederlanden bereits den nächsten Notfall im Filialhandel: Dort schließt die Buchkette Polare 20 Standorte und kämpft ums Überleben. (via Buchreport)

KN digital: Die Online-Tochter des Barsortimenter KNO hat ihre E-Commerce Solutions überarbeitet und bietet angeschlossenen Buchhandlungen nun u.a. die Möglichkeit, stationäre Verfügbarkeiten per Smartphone anzuzeigen – ein Hebel, der sich für den ums Überleben kämpfenden Buchhandel als durchaus nützlich erweisen könnte. (via Börsenblatt)

Unter der Rubrik Buch/Handel 2020 bringen wir jede Woche das Spannendste zu den strukturellen Umbrüchen in der Buchbranche („Buchlos in die Zukunft“).

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Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Buchhandel

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