von Matthias Hell
„Amazon zerstört den Buchmarkt nicht, sondern verändert ihn. Diese Veränderung wird vom Kunden gerne angenommen – darum ist das Unternehmen so erfolgreich.
Zwar erreicht Amazon den stationären Buchhandel noch nicht, doch es wird oft vergessen, dass man als Autor seine Bücher auch dann nicht zwangsläufig im Buchladen um die Ecke findet, wenn man bei einem traditionellen Verlag publiziert.”
Im Buchreport-Interview bricht die Autorin Emily Bold eine Lanze für die Verlagsaktivitäten von Amazon. Die zunächst als verlagsunabhängige Schriftstellerin bekannt gewordene Romance-Autorin zählt zu den Launch-Partnern beim Deutschlandstart von Amazon Publishing.
Wie Publishers Weekly aus einem internen Amazon-Memo zititiert, will der Online-Händler 2014 rund 200 deutschsprachige Titel publizieren. Buchreport hat dazu Stimmen aus dem Buchhandel zusammengestellt, doch deutet – anders als in den USA – wenig auf einen Boykott der Amazon-Titel im stationären Handel hin.
Die FAZ gibt unterdessen Literaturagent Andrew Wylie Gelegenheit zu einem vernichtenden Urteil über Amazon Publishing:
„Ihr Verlagsprogramm, das sich durch seine Idiotie auszeichnet, ist nur dafür da, der Welt weiszumachen, sie nähmen das Verlagsgeschäft ernst.“
Neue Vertriebsmodelle
Oetinger: Die Hamburger Verlagsgruppe hat für das neue Jugendbuchprogramm Oetinger34 eine Online-Plattform gestartet, auf welcher Autoren und Kreative Buchideen erarbeiten sollen. Anschließend entscheiden Leser und Verlagslektoren in einem Voting über die Veröffentlichung der Projekte. (via Buchreport, Börsenblatt)
eBookSoda ist ein neuer täglicher Newsletter, der US-Leser mit Informationen zu aktuellen E-Book-Discounts informiert. Während sich bisherige Anbieter vor allem auf Amazons Kindle Store fokussierten, nimmt eBookSoda auch Indie Bookstores ins Visier und taugt mit seinen Schnäppchenhinweisen als Discovery-Plattform. (via Good eReader)
Subskriptionsdienste wie Oyster, Entitle oder Scribd liegen im Trend und werden gerne als „Netflix/Spotify for E-Books“ bezeichnet. In einem Beitrag für The Street zeigt sich Jonathan Blum jedoch skeptisch – sowohl was die angestrebte Profitabilität betrifft, wie auch im Hinblick auf die allgemeinen Effekte für die Branche:
„If you consider what a Netflix or Spotify has done to the payments for the average movie maker or musician, it seems the only way they can make it is by squeezing the bottom line.“
Self Publishing
Nook Press: Die Selfpublishing-Plattform von Barnes & Noble ist nun auch in Deutschland sowie sechs weiteren europäischen Ländern verfügbar. Für Digital Book World ist die Expansion von Nook Press ein cleverer Schritt, mit dem die Digitalsparte von B&N ohne großen Aufwand ihre Chancen erhöhe, die unbefriedigende Profitabilität zu verbessern.
ePubli: Der Berliner Selfpublishing-Dienst hat seine Webseite relauncht und bietet unter dem Titel epubli lab künftig auch Workshops für Autoren an. Verlagsunabhängige Autoren seien inzwischen im Mainstream angekommen, kommentiert dazu CEO Jörg Dörnemann gegenüber Buchreport und erklärt, worauf es im Wettbewerb der Selfpublishing-Anbieter ankommt:
„Auf überragende Angebote für immer besser informierte Autoren: Darauf, es Autoren immer leichter zu machen, ihre Bücher zu veröffentlichen, sowohl was die technische Umsetzung als auch den persönlichen Service angeht.“
Indie-Audiobooks: Zuletzt sorgte vor allem die Verschlechterung der Autorenkonditionen bei Amazons Hörbuch-Tochter Audible für Aufsehen. Aus Sicht der Schriftstellerin Mary Jo Putney bietet der Service dennoch ein hochattraktives Zusatzangebot für Indie-Autoren. (via USA Today)
Neue Erzählformen
Buch-Apps werden oft als unliterarische Spielereien abgetan. Mit diesem Vorurteil und weiteren „Myths About Book Apps“ setzt sich Digital Book World auseinander. Demzufolge eigne sich das App-Format für eine Vielzahl von Textsorten und könne auch von weniger technisch versierten Autoren genutzt werden.
Interaktive Buch-Cover: Das neue E-Book der US-Bestsellerautorin Karen Russell hat ein interaktives, von dem renommierten Gestalter Chip Kidd entworfenes Buch-Cover. Good eReader sieht neben der gelungenen Ästhetik darin auch ein cleveres Marketing-Addon.
Unter der Rubrik Buch/Handel 2020 bringen wir jede Woche das Spannendste zu den strukturellen Umbrüchen in der Buchbranche („Buchlos in die Zukunft“). Dort finden sich auch Updates zur Weltbild-Pleite und zum bevorstehenden Eigentümerwechsel bei Thalia.
Die Rubrik gibt es auch als Feed und als E-Mail-Newsletter.
Frühere Beiträge zum Thema:
- Buch/Handel 2020: Whispersync und Comics mit Soundtrack
- Buch/Handel 2020: „Disrupting the biggest disruptor?”
- Buch/Handel 2020: „Offizielle Bestsellerlisten suggerieren trügerische Stabilität”
- Buch/Handel 2020: „Extra work, extra risk, extra margin”
Kategorien:Buchhandel
Natürlich zerstört Amazon den Buchmarkt. Und warum können Sie das?
Weil es die Buchpreisbindung gibt und sie Amazon offiziell unterlaufen darf, indem sie nicht gezwungen werden Versand- und Verpackungskosten zu berechnen. Müssten die Kunden für jede Sendung auch nur 1€ mehr zahlen, wäre es schon wieder eine ganz andere Rechnung.
Weil sie in Deutschland keine Steuer zahlen sondern durch EU Schlupflöcher tänzeln.
Weil sie keine Rendite machen wollen, weil totale Dominanz das Ziel ist, das bisher noch von der Börse getragen wird.
Weil sie in der Logistik miese Löhne zahlen. (Okay, Thalia ist, wie ich gehört habe, auch nicht besonders spendabel gegenüber seinen Mitarbeitern)
Weil gegen Kartell und Wettbewerbsrecht verstoßen und unsere WEttbewerbsbehörden einfach zu schläfrig und langsam sind.
und und und.
Wenn sich die Marktbedingungen ändern, dann muss man sich Gedanken machen wir man sein Geschäftsmodell anpassen kann.
Ich empfehle eine Idee zu generieren, diese mittels eines Geschäftsmodells abzubilden, die Annahmen mit einem minimum viable products zu testen und ggfs zu skalieren.
Eine detaillierte Auseinandersetzung findet Ihr hier: http://www.entrepreneurial-insights.com/scaling-your-business/
@Martin: Ähm.. das geht schon in die Richtung Kommentarspam