Buch/Handel 2020: Wattpad holt Kapital für 1 Milliarde Nutzer

von Matthias Hell

“We have a very ambitious goal — we think we can become a billion-user company.

We believe that reading and writing is such a core human need, that the potential for our community is huge… and with this money we can build our core vision even faster.”

Der erfolgreiche Abschluss einer Finanzierungsrunde von 46 Mio. Dollar ermöglicht es Wattpad-CEO Allen Lau, seine großen Ambitionen mit der Social Reading/Writing-Plattform noch schneller zu verwirklichen.

Ausführlich mit Wattpad auseinandergesetzt haben wir uns auch in den Exchanges #37 ("Auf dem Weg von Weltbld zu Wattpad").

Struktureller Wandel

Publishing-Startups: In einem Beitrag für Futurebook setzt sich Philip Jones noch einmal mit der Übernahme von Readmill durch Dropbox auseinander. Das Aus für das Publishing-Startup wertet er als Indiz für die mangelnde Unterstützung durch die traditionelle Verlagswelt:

„Start-ups don’t talk the language of publishing, and publishers don’t talk the language of the start-up. Both sides could do better trying to figure this out, but for now publishers might be wise to find some translators.“

Zu ähnlichen Einschätzungen kamen wir auch in den Exchanges #45 ("Readmill und andere Weckrufe für die Buchwelt").

Subskriptionsdienste

Beim aktuellen Hype um Subskriptionsdienste wie Oyster, Entitle oder Scribd wird regelmäßig das Bild eines „Netflix für Bücher“ bemüht – doch um welches Netflix geht es dabei eigentlich, frägt Joseph Esposito in einem Beitrag für The Scholarly Kitchen: Um die beeindruckend umfassende, aber im Schrumpfen begriffene Online-Leihvideothek? Oder den beliebten, aber aufgrund teurer Filmrechte eher lückenhaften Streaming-Dienst?

Bessere Chancen als einem umfassenden Buch-Streaming-Dienst räumt Esposito Verlagen ein, die aufgrund ihrer überragenden Marktstellung in einem bestimmten Segment die Kunden mit Verkäufen/Abonnements direkt adressieren können.

Discoverability

Brotseiten: Wichtiger als die Masse der von den Buch-Streaming-Diensten angebotenen Titel sei die Kuration geeigneter Inhalte, meint Buchreport und verweist dabei auf das Schweizer Startup Brotseiten, das Nutzer für eine monatliche Gebühr von 5 Euro mit ausgewählten Lesehäppchen versorgt.

Byliner: Der Subskriptionsdienst für digitale Kurzformate hat seine Empfehlungsmechanismen verbessert und zusätzliche Soziale Funktionen integriert. Neben automatischen Empfehlungen setzt Byliner dabei auch auf ein eigenes Redaktionsteam. (Pressemitteilung)

Penguin Random House folgt dem Trend vieler Großverlage zum eigenen Empfehlungsdienst und hat in Großbritannien nun die Plattform My Independent Bookshop gestartet. Leser sollen dabei „virtuelle Indie-Bookstores“ zusammenstellen und so zu Leseentdeckungen anregen. (via The Bookseller)

Auch Amazon sieht in der Entdeckbarkeit der veröffentlichten Inhalte eines der zentralen Probleme wie Jon Fine, Director of author and publishing relations, nun an einem Panel zur Zukunft des Self Publishing erklärte (via Digital Book World):

„We’ve created this tsunami of content,” said Fine. “It’s a high class problem to have too many stories. We, as tech companies, publishers, authors, service providers, have to find ways to help stories find the right audience. This discoverability problem is the next big challenge.”

Mehr zum Thema auch in den K5 Topics ("Discoverability im E-Commerce").

Selfpublishing

Handelsstudie: Welche Chancen haben verlagsunabhängig veröffentlichte Titel im klassischen Buchhandel? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine Studie des Selfpublishers Tredition, die Buchreport unter dem Titel „Passive Bereitschaft“ zusammenfasst.

Buchhandel im Umbruch

Buch.de: Nach der Zustimmung der Buch.de-Aktionäre zu einem Squeeze-Out steht der angestrebten Komplettüberahme durch Thalia nichts mehr im Wege (Presseinformation). Der Countdown für den Verkauf von Thalia hat damit begonnen.

Mayersche: Auf der von der Wirtschaftswoche veröffentlichten „Todesliste für den stationären Einzelhandel“ rangierte die Mayersche Buchhandlung auf Platz 6 noch vor Thalia (9) und Hugendubel (16). In einem offiziellen Statement bewertete die Buchhandelskette das Ranking allerdings als „Aprilscherz“ (via Buchmarkt). Und auch die Verfasser der "Category Killer"-Studie wollen das alles nicht so gemeint haben.

Unter der Rubrik Buch/Handel 2020 bringen wir jede Woche das Spannendste zu den strukturellen Umbrüchen in der Buchbranche („Buchlos in die Zukunft“).

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Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Buchhandel

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