Wie Schuhe.de Händlern das Überlaufen zu Zalando erklärt

Im stationären Handel bricht ein Damm nach dem anderen. So ist gerade weitaus schneller als erwartet Schuhe.de mit seinen Händlern zum vormaligen Erzfeind Zalando übergelaufen.

Auf der Generalversammlung („ANWR hat Trümpfe in der Hand“) gabs diese Woche Erklärungsversuche. Denn schließlich geht es auch für den Einkaufsverbund ans Eingemachte, wenn die stationären Mitglieder schwinden („Althaus erläutert Zalando-Deal“):

„Bei Schuhen haben nun mal Zalando und Amazon die höchste Kundenrelevanz. Die ANWR müsse mit den richtigen Plattformen zusammenarbeiten, um nicht die Schnittstelle zum Kunden zu verlieren.

Die Partnerschaft mit Zalando sei der erste Schritt, mit dem man den Mitgliedern den Zugang zu Kunden und Märkten erleichtere. „Weitere werden im zweiten Halbjahr folgen“, versprach er.“

Für Zalando ist der Deal ein strategischer Meilenstein, den man gar nicht hoch genug einschätzen kann. Und die Zalando-Führung hat sich dafür offenbar mächtig ins Zeug gelegt („Bei Zalando haben wir eine Gesprächsebene auf Top-Management-Level“).

Denn technologisch mag Gaxsys bisher schön und gut gewesen sein, um Händler anzubinden („Wenn der stationäre Händler Zalando-Päckchen packt“). Doch die wenigsten der kleinen Händler sind dafür gerüstet. Zumal Zalando nun mit Schuhe.de einen starken Vertriebspartner hat.

Schuhe.de selber hatte im Vergleich zu Zalando eher überschaubare Umsatzziele von 50 Mio. Euro bis 2019. Von Zalando gab es erst letzte Woche ein großes Strategie-Update beim Kapitalmarkttag 2017.

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Kategorien:Zalando

1 Antwort

  1. Äußerst spannend! Ist das nun die Rettung oder der Untergang für den ANWR/schuhe.de? Traue mir noch keine Prognose zu. Wenn der ANWR anders organisiert wäre, würde ich sagen, dass Zalando die mit der Zeit einfach absorbiert. Auf den Fall interessant, wie Zalando mit gaxsys und nun über den ANWR mit stationären Schuhhändler kooperiert(?).

    • Ich könnte mir vorstellen, dass Zalando mittelfristig zumindest Schuhe.de bzw. die ANWR Media GmbH für die Anbindung der Händler übernimmt.

      Spannend wäre zu wissen, wie der genaue Deal aussieht und ob Zalando schon ein Beteiligungsverhältnis eingegangen ist. Im Handelsregister zumindest ist aktuell noch nichts zu finden.

      Für sachdienliche Hinweise bin ich natürlich immer offen …

  2. Vor allem wird spannend zu sehen, wie die Schuhe.de-Händler auf die Einkaufsgewohnheiten der Zalando-Kundschaft reagieren. „Schrei vor Glück oder schick’s zurück“ wird sicher erst mal gewöhnungsbedürftig sein.
    Ich mag mich täuschen, aber auf den ersten Blick sieht es so aus, als hätte Zalando da mehr von.

    • das einzige Problem für Zalando/Schuhe.de ist, über alle Kleinsthändler hinweg gleichbleibende Qualitätsstandards sicherzustellen, was die Liefergeschwindigkeit, die Verpackung, etc. angeht.

      Farfetch zum Beispiel gelingt das noch nicht. Da kommen die Teile aus den angeschlossenen Boutiquen sehr unterschiedlich bei den Kundinnen an.

  3. Hat jemand eine Idee, was die angedeuteten weiteren Partnerschaften sein könnten? Sind ANWR und die Händler von Schuhe.de so verzweifelt, dass sie auch gleich schon bei Ebay andocken? Oder wo sonst? Marktplätze gibts ja jetzt ohne Ende.

    • Es gibt einen Beitrag vom Schuhkurier mit einigen neuen Informationen bzw. Bestätigungen für Vermutungen. Es äußert sich im Gespräch mit dem Schuhkurier Alexander Hock, Geschäftsführer ANWR Media. Für alle, die keinen Zugang zur Plattform haben, hier einige Auszüge:

      „Mit den Gefahren, Chancen und Risiken einer solchen Kooperation haben wir uns sehr intensiv auseinandergesetzt. … Dass es Vorbehalte gegen den Big Player gibt, sei dem Team der ANWR immer bewusst gewesen. “

      „Jeder werde dabei die Möglichkeit haben, für jeden Schuh selbst zu entscheiden, über welche Kanäle er verkauft werden soll. „Händler können Produkte vom Verkauf über Zalando ausschließen, sie können in jeder Saison andere Regeln setzen und diese auch jederzeit wieder ändern““

      „Es ist die Entscheidung des Händlers, ob er dabei mitwirken möchte oder nicht.“

      „Das Dashboard soll dem Händler den bestmöglichen Überblick verschaffen und künftig auch andere Plattformen neben Zalando anschließen.“

      „Der Verbraucher erkennt die Kooperation zwischen Zalando und schuhe.de übrigens nicht auf den ersten Blick. Wählt er aber ein Schuhmodell aus, das aus dem Sortiment eines ANWR-Händlers stammt, erhält er die Information, dass dieser Kauf durch den Zalando-Partner schuhe.de ausgeführt wird. Der gewünschte Schuh wird dann im neutralen Karton mit schuhe.de Packband verschickt. Kommt also eine Bestellung über Zalando herein, ist schuhe.de der Verkäufer über den Marktplatz. Entschieden wird dann über einen Algorithmus, welcher der angebundenen Händler den Auftrag erhält. Dabei spielt der Zufall die wichtigste Rolle.“

      https://www.schuhkurier.de/news/schuhede-zalando-alle-fakten-zur-kooperation-24745/

    • Es gibt einen weiteren Beitrag im Schuhkurier, diesmal ein Interview mit Günter Althaus,Vorstandsvorsitzender der ANWR. Hier einige Auszüge:

      „Grundsätzlich glauben wir, dass wir unseren Händlern mit der Kooperation signifikanten Mehrumsatz ermöglichen können. Wobei wir uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht auf konkrete Zahlen festlegen können. Am Anfang wird es darum gehen, dass bestehenden Sortiment von Zalando mit größerer Verfügbarkeit zu ergänzen. Das Angebot wird sich zunächst nicht über das erweitern, was Zalando schon bisher einkauft [!!!]. Das ist der Rahmen, in dem wir uns bewegen. “

      „Wir haben uns darauf konzentriert, Instrumente einzusetzen, mit denen wir den organischen Traffic von schuhe.de weiter unterstützen. Das ist der eine Teil der Strategie. Der andere Teil ist über faktische Marktverhältnisse entstanden. Konkret: über das Verhalten unserer Händler. Wir haben in unseren Reihen mittlerweile 80 Händler, die an Amazon angebunden sind und darüber Schuhe verkaufen. Und das mit Umsätzen, die durchaus interessant sind. Es ist unsere Aufgabe als Verbundgruppe, für unsere Händler einen Zugang zu Plattformen zu schaffen – weil dies der Wille unserer Händler ist. “

      „Der Umsatz von schuhe.de liegt in 2017 deutlich über 10 Mio. Euro. Natürlich hätte ich gern 20 Mio. Euro oder mehr. Wir sind aber auf einem nachhaltigen, guten Weg.“

      „Wir schauen uns jede im Markt sinnvolle Plattform an. Wir sprechen auch schon mit allen Plattformen. Interessanterweise ist es so, dass viele auf uns zugekommen sind. Entscheidungen sind noch zu treffen und hängen davon ab, mit wem wir gescheite Lösungen hinbekommen.“

      „Selbstverständlich spielt Amazon eine große Rolle. Fakt ist, dass eine relevante Anzahl unserer Händler relevanten Umsatz über Amazon macht. Daran komme ich nicht vorbei. Es stellt sich also für uns die Frage, ob wir andere Vermittler verdienen lassen oder das selber machen. “

      „Aus unserem Haus kommen ausschließlich Angebote zur Vernetzung. Wenn unsere Händler das nicht nutzen, können wir ihnen bei der Bewältigung der Herausforderungen der Digitalisierung kaum helfen.“

      Vollständig unter:
      https://www.schuhkurier.de/news/guenter-althaus-vernetzung-ist-der-einzige-weg-24792/

    • Nun wurde eine Kooperation mit ebay verkündet:

      „Die Online-Verkaufsplattform schuhe.de der ANWR Group erhält auf dem Händlerportal Ebay einen eigenen Shop. Dazu haben die ANWR Group Tochtergesellschaft ANWR Media GmbH und Ebay einen Vertrag unterzeichnet.“

      https://www.schuhkurier.de/news/anwr-group-schuhede-startet-shop-auf-ebay-24951/

  4. >>> Entschieden wird dann über einen Algorithmus, welcher der angebundenen Händler den Auftrag erhält.
    >>> Dabei spielt der Zufall die wichtigste Rolle.“

    ;-)

  5. Die Verbundgruppe Sabu (850 Händler/1200 Geschäfte) steigt jetzt auch in den E-Commerce ein … Halt, naja, nicht ganz. Man kann Produkte suchen, aber wohl nicht online kaufen …

    U.a.:
    https://www.ibusiness.de/aktuell/db/623704SUR.html

    http://www.sabu.de/

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