10 Jahre später: Kommt jetzt die Shoptech-Revolution?

Im Shoptechmarkt gibt es weiter extrem viele Einsteigerlösungen und Brückentechnologien („Quo vadis Shoptech 2025: Krückentechnologien forever?“), aber noch sehr wenig Zukunftsweisendes.

Symptomatisch ist der Fall von Breuninger („Breuninger und die neuen Service-Architekturen“), das auch 2017/18 noch wie Otto und andere, die in die Topliga aufsteigen wollen, eigene Wege gehen muss („Worauf die Topplayer im Online-Handel setzen“).

Vor 10 Jahren lagen die Shoptech-Hoffnungen auf Magento und der Open Source Welle („Magento als Basis für innovativere Shoppingkonzepte“). Diese haben sich allerdings nicht erfüllt.

Die Shoptechbranche und ihre Agenturen und Dienstleister haben sich ihre rückwärts gewandte Marktsicht bewahrt. Sie integrieren lieber backendseitig Allzwecklösungen als dem Handel frontendseitig neue Perspektiven zu eröffnen.

Jeder, der neue Wege geht („Spryker und der perfekte Pitch für den Handel von morgen“), stößt auf extreme Skepsis und auf Unverständnis. Dabei sind die Herausforderungen für Handel und Industrie drängender denn je.

Der Handel muss sich differenzieren – in der Nutzeransprache, im Geschäftsmodell, den Erlösströmen, etc. Die angebotenen Standardlösungen helfen ihm da wenig. Im Gegenteil: Sie machen ihn noch verwechselbarer und austauschbarer.

Die Shoptech-Revolution kann frontendseitig erfolgen: in der visuellen Nutzeransprache (wir denken an Instagram oder Pinterest), in der Nutzerinteraktion (wir denken an Social Networks, WeChat, Alexa, etc.), in aktionsgetriebenen Ansätzen (Shoppingclubs, etc.), als mobiler Begleiter, „Trusted Advisor“, etc. Allein hier gäbe es Dutzende von Differenzierungsmöglichkeiten für den Handel von morgen.

Die Shoptech-Revolution kann aber auch branchenseitig erfolgen: in spezialisierten Branchenlösungen. Unverständlich, warum ein Möbelshop heute immer noch so aussehen muss wie ein Fashionstore, ein Onlineshop für Lebensmittel wie ein Online-Buchladen, etc. Spezifischere Lösungen würden Newcomern das Vorankommen erheblich erleichtern.

Wir warten immer noch auf den Tech-Anbieter, dem es gelingt, unterschiedliche Lösungen (i.S.v. klar unterscheidbar) für unterschiedliche Branchen auf den Markt zu bringen.

Es ist spannend zu sehen, wie Newcomer wie Spryker („Der neue Investor über die Wachstumserwartungen“), wie Frontastic („Frontastic im Gespräch“), aber auch die Händler selber („About You, Pippa & Jean präsentieren erste Kunden“) hier neue Akzente setzen.

Hier schon von einer Revolution zu sprechen, wäre übertrieben. Es sind aber immerhin ein paar Lichtblicke im großen Einerlei.

Und nicht minder erfreulich ist, dass sich mit den Codetalks am 12./13. April in Berlin immerhin eine Techveranstaltung etablieren konnte, die vornehmlich vom Handel vorangetrieben wird.

Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Shoptech

1 Antwort

  1. e-Commerce basiert zunächst auf einer guten Idee – da mangelt es häufig schon. Die gute Idee kann dann wiederum nur skalieren, wenn die Technologie dies zulässt. Die Technologie rockt aber nur, wenn sie von Menschen mit Verstand, Vision und Kompetenz betrieben wird.

    Deshalb ist die Diskussion um die besten Shoptechnologie so alt wie unsere digitale Welt. Es gibt für jedes Shopsystem eine top Referenz und für jedes System einen Rohrkrepierer. Gespannt wartet die „Welt“ nun auf die neuen Spryker-Referenzen, um festzustellen, dass diese Shops genauso aussehen wie von OXID, Shopware oder Magento. Auch bei Spryker sind Kunden notwendig, die mit der Technologie geniale Ideen umsetzen. Frontastic ist wirklich ein cooler Ansatz, weil er sich auf den Nutzer fokussiert. Du kannst in vielen Fällen vermutlich auch Shopify nehmen und dich voll auf eine Frontend-Idee fokussieren. Die Anforderungen sind hier so vielseitig, dass eine Pauschalisierung sowieso keiner mehr machen will und kann.

    Ich finde es besser, wenn du dich weiterhin den Ideen im Handel widmest und auf die Technologiediskussion verzichtest. Du hast ja letztens auch geschrieben, dass das hier kein Technologieblog ist.

  2. Solange die Technologie den Online-Handel ausbremst und solange das nirgendwo anders thematisiert wird, wird das ein Thema bleiben …

    • Ich glaub trotzdem nicht, dass Technologie die Bremse im Onlinehandel ist. Technologie ist aber in jedem Fall spannend – ist halt ein dickes Brett, um hier von allen Seiten zu berichten.

      • Es kommt drauf an. Solange ich ein kleines Online-Geschäft betreibe, ist Technologie sicherlich nicht die Bremse. Dann funktionieren wunderbar die Standard-Lösungen (nimm einfach Shopify…) – die Herausforderungen liegt woanders.

        Sobald Du aber eine größere Organisation dahinter hast, Wachstumsziele, Anspruch – sieht’s anders aus. Dann geht’s IMMER um die Technik und die ist dabei viel zu oft Verhinderer und nicht Gehilfe. Für alle Unternehmen, die nicht Zalando heißen heißt das: Schmerzen und EBIT-Killer, wenn Du ein geiles Kundenerlebnis schaffen willst. Die Unternehmen schaffen ich ja teilweise nicht einmal die Basics vernünftig zu erfüllen, wie soll da neuer Handel entstehen?

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